Die alte Jungfer. Оноре де Бальзак

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Die alte Jungfer - Оноре де Бальзак

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steinernen Kamin stand eine prächtige Uhr, zu der wiederum zwei elende Leuchter schlecht passten. Die Treppe, die jeder hinaufstieg, ohne sich die Füße abzutreten, war nicht gestrichen. Die Türen, die von einem einheimischen Maler aufgefrischt worden waren, stießen den Blick durch schreiende Farben ab. Wie die Zeit, die Du Bousquier repräsentierte, enthielt dieses Haus einen zusammengewürfelten Haufen von schmutzigen und herrlichen Dingen. Du Bousquier galt für einen Mann von gutem Auskommen und führte das gleiche Schmarotzerdasein wie der Chevalier; wer sein Einkommen nicht ausgibt, wird immer reich sein. Als einzigen dienstbaren Geist hatte er einen tölpelhaften Jungen vom Lande, eine Art Jocrisse, den Du Bousquier allmählich wie einen Orang-Utan abgerichtet hatte, den Fußboden zu scheuern, die Möbel abzuwischen, die Stiefel zu wichsen, die Kleidung zu bürsten und ihn abends bei trübem Wetter mit der Laterne oder, wenn es regnete, mit Holzschuhen abzuholen. Wie gewisse Geschöpfe neigte der Junge nur zu einem einzigen Laster: er war gefräßig. Manchmal, wenn Du Bousquier ein Festmahl gab, ließ er ihn seinen blaukarierten baumwollenen Kittel, aus dem immer die Taschen, mit Taschentuch, Messer, einem Stück Kuchen oder einem Apfel vollgestopft, heraus standen, ausziehen, eine Livree anlegen und nahm ihn zum Servieren mit. René stopfte sich dann samt den andern Dienstboten mit Speisen voll. Diese Pflicht, die Du Bousquier als eine Belohnung dargestellt hatte, trug ihm die absoluteste Verschwiegenheit seines bretonischen Dieners ein.

      »Was wollen Sie, Mademoiselle?« sagte René zu Suzanne, als sie eintrat; »es ist nicht Ihr Tag, wir haben heute Madame Lardot keine Wäsche zu schicken.« – .»Dummer Esel!« versetzte Suzanne lachend.

      Das hübsche Mädchen stieg hinauf und ließ René seine Schüssel in Milch gekochter Buchweizenfladen weiteressen. Du Bousquier lag noch im Bett und käute seine Glücksprojekte wieder; denn wie allen denen, die die Drängen der Liebesfreude zu sehr ausgedrückt haben, blieb ihm nichts weiter übrig als der Ehrgeiz. Der Ehrgeiz und das Spiel sind unerschöpflich. Auch werden bei einem Mann von gesundem Organismus die Leidenschaften, die dem Gehirn entspringen, stets die Leidenschaften des Herzens überdauern.

      »Da bin ich!« sagte Suzanne und setzte sich mit einer so ungestümen Bewegung auf das Bett, dass die Vorhänge an den Stangen knarrten. »Was ist denn, mein Engel?« fragte der alte Junggeselle und setzte sich im Bett auf. »Monsieur«, sagte Suzanne feierlich, »Sie werden erstaunt sein, mich hier zu sehen; aber ich befinde mich in Umständen, die mich nötigen, mich nicht darum zu kümmern, was man darüber redet.« – »Was ist denn los?« fragte Du Bousquier weiter und kreuzte die Arme über der Brust, »Aber verstehen Sie mich denn nicht?« erwiderte Suzanne. »Ich weiß«, fuhr sie fort und zog einen niedlichen Schmollmund, »dass es lächerlich von einem armen Mädchen ist, einem Manne Scherereien zu machen für etwas, was er für Lappalien hält. Aber wenn Sie mich kennen würden, wenn Sie wüssten, wessen ich für den Mann, der mir zugetan wäre, so wie ich ihm zugetan sein würde, fähig wäre, würden Sie es niemals bereuen, mich geheiratet zu haben. Hier freilich würde ich Ihnen nicht viel nützen können; aber wenn wir nach Paris gingen, würden Sie sehen, wohin ich einen Mann von Geist und Fähigkeiten, so wie Sie, zu einer Zeit, wo die Regierung von Grund aus umgewälzt wird und wo die Ausländer die Herren sind, führen könnte! Schließlich, unter uns gesagt, ist denn das, wovon hier die Rede ist, ein Unglück? Ist es nicht vielmehr ein Glück, das Sie sich eines Tages teuer erkaufen würden? Für wen sorgen Sie? Für wen arbeiten Sie?« – »Für mich!« rief Du Bousquier brutal.

      »Altes Ungeheuer, Sie werden niemals Vater sein!« rief Suzanne im Ton einer dunklen Prophezeiung.

      »Was soll das heißen? Keine Dummheiten, Suzanne; ich glaube noch zu träumen.«

      »Aber welchen Beweis brauchen Sie denn?« rief Suzanne und erhob sich.

      Du Bousquier schob seine baumwollene Nachtmütze auf seinem Kopf mit einer Energie hin und her, die bewies, dass eine wunderbare Klarheit in seinen Gedanken aufdämmerte. ›Er glaubt es wahrhaftig!‹ sagte Suzanne zu sich selbst, ›und es schmeichelt ihm. Mein Gott, wie leicht doch diese Männer auf alles hereinfallen‹.

      »Suzanne, was zum Teufel soll ich tun? Es ist so merkwürdig ... Ich, der ich glaubte ... Es steht nämlich so, dass ... Doch nein, nein, es kann ja nicht sein ...«

      »Was, Sie können mich nicht heiraten?« – »Oh, was das angeht, keineswegs! Ich habe Verpflichtungen.« – »So? Gegenüber Mademoiselle Armande oder gegenüber Mademoiselle Cormon, die Ihnen beide schon einen Korb gegeben haben? Hören Sie, Monsieur du Bousquier, meine Ehre hat keine Gendarmen nötig, Sie nach dem Standesamt zu schleppen. Es wird mir nicht an solchen fehlen, die mich heiraten wollen, und ich will keinen Mann, der mich nicht zu schätzen weiß. Eines Tages möchten Sie es bereuen, dass sie sich heute so zeigen, denn nichts in der Welt, kein Gold noch Geld, wird mich dazu bringen, Ihnen Ihr Gut wiederzugeben, wenn Sie es heute ausschlagen.«

      »Aber, Suzanne, bist du sicher? ...« – »Aber Monsieur!« brauste das Wäschermädchen, in ihre Tugend gehüllt, auf. »Wofür halten Sie mich? Ich erinnere Sie nicht an die Versprechungen, die Sie mir gemacht haben und die ein armes Mädchen, das sich nichts anderes vorzuwerfen hat, als dass ihr Ehrgeiz so groß ist wie ihre Liebe, ins Verderben gestürzt haben.«

      Du Bousquier war von tausend widerstreitenden Gefühlen, der Freude, des Misstrauens, der Berechnung, bestürmt. Er hatte seit langem beschlossen, Mademoiselle Cormon zu heiraten, denn die Charta, auf die er spekulierte, eröffnete seinem Ehrgeiz die glänzende Laufbahn eines Abgeordneten. Seine Heirat mit der alten Jungfer würde ihn bei der Stadt so hoch zu Ansehen bringen, dass er einen großen Einfluss erlangen würde. So stürzte ihn das von der boshaften Suzanne heraufbeschworene Gewitter in große Verwirrung. Ohne jene heimliche Hoffnung hätte er Suzanne ohne weitere Überlegung geheiratet. Er hätte sich offen an die Spitze der liberalen Partei von Alençon gestellt. Nach einer solchen Heirat verzichtete er auf die obere Gesellschaft und fiel in die bürgerliche Klasse der Kaufleute, der reichen Fabrikanten, der Viehmäster zurück, die ihn im Triumph als ihren Kandidaten aufstellen würden. Du Bousquier sah schon im Geiste die Linke. Er verbarg keineswegs dies feierliche innere Zurategehen. Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf und ließ seinen unbedeckten Schädel sehen, denn die Mütze war herabgefallen. Wie alle, die über das Ziel hinausgehen und mehr finden, als sie erwartet haben, war Suzanne wie aus den Wolken gefallen. Um ihr Erstaunen zu verbergen, nahm sie die melancholische Pose eines missbrauchten Mädchens vor seinem Verführer an; aber innerlich lachte sie wie ein geriebenes Frauenzimmer, das ein schlaues Spiel gewinnt.

      »Mein liebes Kind; ich lasse mich nicht auf solche Aufschneidereien ein!«

      Dies war der kurze Satz, mit dem der ehemalige Lieferant seine innere Beratung schloss. Du Bousquier bildete sich etwas darauf ein, zur Schule der kynischen Philosophen zu gehören, die nicht auf die Frauen ›hereinfallen‹ wollen und für die alle derselben ›verdächtigen‹ Klasse angehören. Diese starken Köpfe, die gewöhnlich schwache Männer sind, haben einen Katechismus für den Gebrauch der Frau. Für sie sind alle, von der Königin von Frankreich bis zur Modistin, durchaus leichtfertig, spitzbübisch, mörderisch, sogar ein wenig betrügerisch, von Grund aus lügenhaft und unfähig, anderes als Nichtigkeiten zu denken. Für sie sind die Frauen heimtückische Bajaderen, die man tanzen, lachen und singen lassen muss; sie sehen in ihnen nichts Großes und Heiliges; sie kennen nicht die Poesie der Sinne, nur die grobe Sinnlichkeit. Sie sind wie die Fresser, die die Küche für den Speisesaal halten. Nach diesen Rechtsgrundsätzen erniedrigt die Frau, wenn sie nicht beständig tyrannisiert wird, den Mann zum Sklaven, In dieser Beziehung war Du Bousquier wiederum das Gegenstück des Chevaliers. Indem er seinen Satz aussprach, warf er seine Nachtmütze ans Bettende, ähnlich dem Papst Gregor, der die Kerze umstürzte, während er einen Bannfluch schleuderte, und Suzanne sah nunmehr, dass der alte Junggeselle ein Toupet trug.

      »Denken Sie daran, Monsieur du Bousquier«, erwiderte Suzanne majestätisch, »dass es meine Pflicht war, zu Ihnen zu kommen; denken Sie daran, dass es geboten war, Ihnen meine Hand anzubieten und die Ihre zu verlangen; aber denken Sie auch daran, dass

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