Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren
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»Meine Großmutter hat mir prophezeit, dass ich mindestens neunzig werde, und verdammt will ich sein, wenn ich irgendwelchen Gerüchten mehr Bedeutung zumesse als ihr. Jenny, mein Schatz, du willst mir doch nicht diesen prachtvollen Abend verderben, auf den ich mich so gefreut habe?«
»Was soll ich machen, Mac? Ich bring’s einfach nicht fertig, ihn rauszuwerfen.«
»Das wird Scott Tamblin auch viel besser und endgültiger besorgen als du!«, brummte Mac wütend. »Den wickelt dieser Teufelsjunge nicht um den kleinen Finger wie dich und mich.«
Trotzdem stellte er eine zweite Flasche hin, die Larry sich prompt unter den Arm klemmte. Dann verzog der Dicke sich murrend und kopfschüttelnd in die angrenzende Küche. Larry Langtry strahlte das Mädchen an.
»Wenn du auch ein so goldenes Herz hast wie Mac, dieser alte Whiskypanscher, dann werde ich trotz aller Scott Tamblins dieser Welt heute noch der glücklichste Mann sein!«
*
Ein schussbereiter, auf ihn gerichteter Revolver hätte Coltpoker-Larry nicht so überrascht wie die hochgewachsene junge Frau, die in seinem Zimmer am Fenster stand und sich mit einem ruhigen »Hallo!« umdrehte. Große dunkelblaue Augen und ein voller Mund beherrschten ihr klargeschnittenes Gesicht. Das kastanienfarbene Haar war zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt, und das hochgeschlossene, bis zu den Hüften enganliegende Kleid betonte noch die Rundungen ihrer makellosen Gestalt.
Larrys Verblüffung dauerte jedoch nur einen Augenblick. Dann tauchte auf seinem scharflinigen Gesicht wieder jenes Lächeln auf, von dem er wusste, wie es auf Frauen wirkte.
»Guten Abend, Ma’am! Ich hoffe, Sie sind auch sicher, dass Sie sich nicht im Zimmer geirrt haben.«
Die Stimme der Fremden war so kühl wie ihr Blick. »Wenn Sie Coltpoker-Larry Langtry sind, dann bin ich hier goldrichtig!«
»Zum Teufel, Larry, das ist doch die Frau, die sich heute im Zimmer nebenan eingemietet hat!«, rief Jenny ärgerlich. »Was will sie von dir?«
»Das musst du sie schon selber fragen, Süße.« Larry grinste und gab sich keine Mühe, die Bewunderung in seinem Blick zu verbergen. Ein Blick, der an der ausdruckslosen Miene der Frau beim Fenster abzuprallen schien.
»Mein Name ist Linda Coleman«, stellte sie sich vor. »Ich habe mit Ihnen zu reden, Langtry, mit Ihnen allein.«
Das blonde Saloongirl hängte sich noch fester an den großen, jungen Mann. »Schick sie weg, Larry! Sie hat kein Recht, hier einfach reinzuplatzen und …«
»Es handelt sich um einen wichtige Angelegenheit, Langtry«, erklärte die Frau, ohne Jenny auch nur mit einem Blick zu beachten. »Und ich warte hier schon ziemlich lange.«
»Reg dich nicht auf, Jenny-Darling«, sagte Larry schnell, als das Saloongirl wieder aufbrausen wollte. »Vielleicht ist es wirklich wichtig. Sei so gut, Honey, und lass uns ein paar Minuten allein.«
Jenny zog einen Schmollmund.
»Deine paar Minuten kenne ich! Wenn du wirklich willst, dass ich wegen der da gehe, dann rechne nur ja nicht, dass du nur zu pfeifen brauchst, damit ich zurückkomme.«
»Seien Sie unbesorgt«, sagte Linda Coleman verächtlich. »Was ich mit ihm zu besprechen habe, ist rein geschäftlich.«
Jenny lachte schrill. »Ja, sicher! Und deswegen warten Sie stundenlang auf seinem Zimmer, in der Hoffnung, ihn allein zu erwischen.«
»Sei lieb, Jenny!«, mahnte Larry. Er fingerte eine zerknitterte Banknote heraus und schob sie ihr in den Ausschnitt. »Lass dir von Mac einen Drink dafür geben. In zehn Minuten rufe ich dich, Ehrenwort!«
Er wollte ihr noch einen Kuss auf die Wange drücken, aber sie bog den Kopf weg, riss sich los und schlug heftig die Tür hinter sich zu. Wieder reagierte die fremde Frau mit keinem Wimpernzucken. Kühl beobachtete sie, wie Larry die beiden Whiskyflaschen auf das runde Tischchen neben dem Bett stellte. Ihre Gelassenheit faszinierte und reizte ihn.
»Wollen Sie sich nicht setzen, Miss Coleman?« Er zeigte absichtlich nicht auf einen Stuhl, sondern auf das Bett. Und als sie sich nicht rührte: »Na schön, aber Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich es mir ein bisschen bequem mache.«
Die Federn knarrten, als er sich auf die Schlafstelle warf, die Hände unterm Kopf verschränkte und die Frau angrinste. Wieder kerbte sich ein verächtlicher Zug um ihren schönen Mund.
»So habe ich Sie mir vorgestellt, Langtry: Ein Kartenhai, Revolverschwinger und Weiberheld, der sich für unwiderstehlich hält, aber nichts weiter als ein grober Flegel ist!«
»Sind Sie hergekommen, um mich zu beleidigen, oder sind Sie nur eifersüchtig auf Jenny?«, konterte Larry spöttisch.
»Lassen wir das.« Linda Colemans Schultern strafften sich. »Ihre Weibergeschichten interessieren mich nicht, Larry, nur Ihr schneller Revolver.«
Larry pfiff leise durch die Zähne.
»Daher weht also der Wind! Aber woher wussten Sie, dass Sie mich hier finden würden?«
»Die Zeitung, die vor zwei Wochen über Ihre Schießerei mit Bob Harper in Springfield berichtete, brachte mich darauf, dass Sie wieder in Colorado sind. Von Springfield aus war es dann nicht mehr allzu schwer, Ihnen hierher nach Redcliff zu folgen. Ich komme von Canyon City herunter. Wenn wir uns beeilen, könnten wir übermorgen vielleicht schon dort sein.«
»Vorausgesetzt, dass ich der Mann bin, für den Sie mich offenbar halten«, lächelte Larry glatt. »Sie scheinen ja eine Menge über mich zu wissen, nur nicht, dass ich noch nie mein Schießeisen an irgendwen vermietet habe und das auch nie tun werde. Ich hab’ immer nur gekämpft, wenn es um meine eigene Haut ging. Auch vorhin wieder. Außerdem ist gerade Canyon City ein Ort, um den ich sogar einen weiten Bogen schlagen würde, wenn dort ein Goldschatz vergraben läge.«
»Ich bin nicht hier, um Ihren Revolver zu kaufen, Langtry. Es sei denn, Sie hätten vor, als Schießer in die Dienste Ihres Vaters zu treten.«
Larry setzte sich ruckartig auf.
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, oder sprechen Sie wirklich von Big Joe, der droben in diesem verdammten Nest Canyon City das Sagen hat? Dann wissen Sie nicht, dass er so ziemlich der einzige Mensch ist, den ich nie mehr in meinem Leben sehen will.«
»Es geht ihm schlecht«, berichtete die Frau leise und ernst. »Er braucht Ihre Hilfe.«
Larry schwang die Füße vom Bett und starrte sie verblüfft an.
»Nun sagen Sie bloß noch, dass er Sie geschickt hat.«
»Er weiß nicht, dass ich hier bin.«
Coltpoker-Larry warf den Kopf zurück und lachte laut.
»Na also! Das würde auch nicht zu ihm passen, egal, wie dreckig es ihm geht! Erzählen Sie ihm nur ja nie, auf welche Idee Sie da gekommen sind, Linda! Weiß der Henker, wie Sie zu Big Joe stehen, aber er würde es Ihnen garantiert nie verzeihen, dass Sie ausgerechnet seinen missratenen Sohn um Hilfe für ihn angingen! Außerdem, Big Joe Langtry ist nicht der Bursche, der jemals auf die Hilfe eines anderen angewiesen ist. Als ich Canyon