Die Lüge eines Nachbarn. Блейк Пирс
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Читать онлайн книгу Die Lüge eines Nachbarn - Блейк Пирс страница 3
Chloe wich ein paar Kisten mit Büchern und Heften aus und ließ sich in den Sessel fallen, den sie schon seit ihrem zweiten Jahr im Studium hatte. Der Gedanke, Danielle hier bei sich zu haben, um alle ihre Sachen zu sortieren und die Wohnung einzurichten, war verlockend. Die Dinge zwischen ihnen beiden waren nicht mehr ganz so angespannt, seit Chloe die Wahrheit darüber herausgefunden hatte, was zwischen ihren Eltern passiert war, als sie junge Mädchen waren, aber da war definitiv noch etwas anderes. Sie waren sich der Last ihres Vaters, die auf ihren Schultern ruhte, beide sehr bewusst – die Wahrheit über das, was er getan hatte und die Geheimnisse, die er verborgen hatte. Chloe hatte das Gefühl, dass sie beide mit diesen Geheimnissen auf ihre eigene Art und Weise umgingen und sie wusste auf eine fast hellseherische Art, wie sie nur nahe Geschwister teilen konnten, dass sich ihre Meinungen dazu sehr unterschieden.
Was sie Danielle gegenüber nie zugeben würde, war, wie sehr sie ihren Vater vermisste. Danielle hatte es ihm immer übelgenommen, nachdem er ins Gefängnis gesteckt worden war. Aber Chloe war diejenige gewesen, die diese Vaterfigur in ihrem Leben vermisst hatte. Sie war immer diejenige gewesen, die gewagt hatte zu hoffen, dass die Polizei vielleicht etwas falsch gemacht hatte – dass ihr Vater auf gar keinen Fall ihre Mutter getötet hatte.
Und es war diese Hoffnung und dieser Glaube gewesen, der zu dem kleinen Abenteuer führte, das sie gemeinsam unternommen hatten und welches in der Festnahme von Ruthanne Carwile und einem völlig neuen Blickwinkel auf den Fall Aiden Fine resultierte. Das, was für Chloe irgendwie nach hinten losgegangen war, war jedoch die Tatsache, dass sie ihn durch die Aufdeckung dieser kleinen Geheimnisse nur noch mehr zu vermissen begann. Und sie wusste, dass Danielle das schrecklich und auf eine Art vielleicht sogar masochistisch finden würde.
Trotzdem wollte sie Danielle anrufen, um ihren kleinen und doch hart erarbeiteten Sieg des Umzugs in ihr neues zu Hause zu feiern. Es handelte sich nur um ein kleines Zwei-Zimmer-Apartment im Stadtteil Mount Pleasant in Washington, DC – klein, kaum erschwinglich, aber genau das, wonach sie gesucht hatte. Es war ungefähr zwei Monate her, seit sie das letzte Mal Zeit miteinander verbracht hatten – was seltsam war, wenn man bedachte, was sie bei ihrem letzten Zusammentreffen gemeinsam durchgemacht hatten. Sie hatten ein paar Mal miteinander telefoniert und obwohl es angenehm war, war es doch sehr oberflächlich gewesen. Und Oberflächlichkeit lag Chloe nicht besonders.
Scheiß drauf, dachte sie und griff nach ihrem Handy. Was sollte schon passieren?
Als sie nach Danielles Nummer suchte, wurde ihr die Realität der Situation bewusst. Sicher, es waren nur zwei Monate gewesen, seit alles passiert war, aber sie waren jetzt andere Menschen. Danielle hatte begonnen, ihr Leben in den Griff zu kriegen. Sie hatte einen Job, der potenziell gut bezahlt werden könnte – eine Rolle als Barkeeperin und stellvertretende Managerin in einer gehobenen Bar in Reston, Virginia.
Chloe selbst war noch immer dabei, sich daran zu gewöhnen, von kürzlich verlobt zu alleinstehend überzugehen und sie schien außerdem völlig vergessen zu haben, wie man einen potenziellen Partner fand.
Du kannst so etwas nicht erzwingen, dachte sie. Besonders nicht mit Danielle.
Mit klopfendem Herzen wählte sie die Nummer. Sie erwartete ehrlich, dass der Anruf zur Mailbox geleitet werden würde.
Als das Telefon dann nach dem zweiten Klingelton von einer quietschfidel klingenden Danielle beantwortet wurde, brauchte Chloe einen Moment, um zu reagieren.
„Hallo Danielle.“
„Chloe, wie geht es dir?“, fragte sie. Es war so seltsam Danielles Stimme mit einem Hauch von Fröhlichkeit zu hören.
„Ziemlich gut. Ich bin heute in die Wohnung eingezogen. Ich habe gedacht, es wäre schön mit dir zu feiern. Wenn du mich besuchst, könnten wir eine Flasche Wein trinken und wirklich ungesunde Sachen essen. Aber dann ist mir wieder eingefallen, dass du ja einen neuen Job hast.“
„Ja, Arbeit macht das Leben süß“, sagte Danielle mit einem Lachen.
„Magst du den Job?“
„Chloe, ich liebe ihn. Ich meine, sicher, es sind erst drei Wochen, aber es fühlt sich so an, als wäre ich dafür geboren. Ich weiß, es ist bloß Barkeepern, aber …“
„Nun, du bist aber auch stellvertretende Managerin, oder?“
„Ja. Ein Titel, der mir noch immer Angst macht.“
„Es freut mich, dass es dir gefällt.“
„Und wie geht es dir? Wie ist die Wohnung? Wie war der Umzug?“
Sie wollte nicht, dass Danielle wusste, dass sie alles alleine transportiert hatte, also antwortete sie ihr nur vage – was sie hasste. „Ganz gut. Ich muss noch alles auspacken, aber bin froh, dass ich jetzt in der Wohnung bin, weißt du?“
„Ich werde dich aber definitiv bald auf ein Glas Wein und das fettige Essen besuchen kommen. Wie läuft es sonst so?“
„Ehrlich?“
Danielle war für einen Moment still, bevor sie antwortete: „Oh-oh.“
„Ich habe über Dad nachgedacht. Darüber ihn zu besuchen.“
„Und warum in Gottes Namen würdest du das tun?“
„Ich wünschte, ich hätte eine gute Antwort für dich“, sagte Chloe. „Nach allem was passiert ist, habe ich das Gefühl, dass ich es muss. Ich muss alles verstehen.“
„Meine Güte, Chloe. Lass es ruhen. Sollte dich dein neuer Job nicht genug damit auslasten, andere Verbrechen aufzuklären? Man … und ich dachte immer, ich wäre diejenige, die ihr ganzes Leben in der Vergangenheit verbringt.“
„Warum ärgert es dich so sehr?“, fragte Chloe. „Dass ich ihn sehen will …“
„Weil ich denke, wir haben ihm beide schon genug unserer Lebenszeit gewidmet. Und ich weiß, wenn du ihn besuchst, wird mein Name aus einem eurer Münder kommen und ich würde es bevorzugen, wenn dies nicht passiert. Ich bin fertig mit ihm, Chloe. Ich wünschte, du wärst es auch.“
Ja, das wünschte ich auch, dachte Chloe, behielt den Kommentar aber für sich.
„Chloe, ich liebe dich, aber wenn du planst, dich für den Rest unserer Unterhaltung über ihn auszutauschen, werde ich mich jetzt verabschieden.“
„Wann arbeitest du wieder?“, fragte Chloe.
„Diese Woche jeden Abend außer Samstag.“
„Vielleicht komme ich am Freitagnachmittag vorbei. Und ich erwarte, dass du mir das Getränk servierst, das du für deine Spezialität hältst.“
„Dann plane lieber nicht mit dem Auto nach Hause zu fahren“, sagte Danielle.
„Ist notiert.“
„Und bei dir? Wann beginnt dein neuer Job?“
„Morgen früh.“
„Mitten in der Woche?“, fragte Danielle.
„Es ist eine Art