So Gut Wie Vorüber. Блейк Пирс
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Читать онлайн книгу So Gut Wie Vorüber - Блейк Пирс страница 6
„Wer ist der Kerl?“, fragte Jess neugierig. „Meint er dich?“
„Mein Ex-Freund“, murmelte Cassie. „Ich habe versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Ich will nicht, dass er vor meinem Abflug noch Ärger macht.“
„Aber das tut er doch bereits!“ Jess wirbelte zornig herum.
„Security!“, rief sie. „Hilfe! Halten Sie diesen Mann auf!“
Von ihren Rufen aufgerüttelt, packte einer der anderen Passagiere Zane an der Jacke, als dieser sich vorbeidrängte. Er rutschte mit wild fuchtelnden Armen auf den Fliesen aus und zog einen der Pfähle mit sich, als er fiel.
„Haltet ihn fest“, meinte Jess. „Security, schnell!“
Erleichtert stellte Cassie fest, dass die Sicherheitsbeamten tatsächlich alarmiert worden waren. Zwei Flughafen-Polizisten eilten in ihre Richtung. Sie würden rechtzeitig da sein, bevor Zane sie erreichen oder wegrennen konnte.
„Ich wollte nur meiner Freundin auf Wiedersehen sagen“, redete Zane los. Doch seine Charme-Versuche trafen bei dem Duo auf Granit.
„Cassie“, rief er, während der größere Beamte ihn am Arm packte. „Au revoir.“
Widerwillig sah sie ihn an.
„Au revoir! Das ist kein Abschied“, rief er, während er von den Polizisten abgeführt wurde. „Wir werden uns wiedersehen. Eher als du denkst. Pass auf dich auf.“
Sie hörte die Warnung in Zanes letzten Worten, aber fürs erste waren es leere Drohungen.
„Vielen, vielen Dank“, sagte sie voller Dankbarkeit für ihre mutige Aktion zu Jess.
„Ich hatte auch mal eine ungesunde Beziehung“, meinte Jess mitfühlend. „Ich weiß, wie besitzergreifend sie sein können. Sie kleben wie Klettverschluss. Es war mir ein Vergnügen, ihn aufzuhalten.“
„Lass uns durch die Passkontrolle gehen, bevor er einen Weg zurückfindet. Ich schulde dir einen Drink. Was möchtest du? Kaffee? Bier? Wein?“
„Wein natürlich“, sagte Jess, während sie durch die Absperrung zum Gate gingen.
„Also, wohin verschlägt es dich?“, fragte Cassie, nachdem sie ihren Wein bestellt hatten.
„Dieses Mal geht es für mich zu einer Familie in Versailles. In die Nähe des Palastes, wenn ich richtig liege. Ich hoffe, mir den an einem freien Tag ansehen zu können.“
„Dieses Mal? Warst du schonmal als Au-Pair angestellt?“
„Ja, aber es hat nicht funktioniert.“ Jess ließ einen Eiswürfel in ihr Glas fallen. „Die Familie war furchtbar. Das hat mich auch davon abgehalten, mich jemals wieder über Maureens Au-Pairs vermitteln zu lassen. Ich bin jetzt bei einer anderen Agentur. Aber keine Sorge“, fügte sie hastig hinzu. „Ich bin mir sicher, du wirst keine Probleme haben. Maureen muss einige guten Kunden in ihrem Register haben.“
Cassies Mund war plötzlich ganz trocken, schnell nahm sie einen großen Schluck Wein.
„Ich dachte, sie sei seriös. Schließlich lautet ihr Slogan The Premier European Agency – Die Führende Agentur Für Europa.“
Jess lachte. „Naja, das ist nur Marketing. Ich habe schon ganz andere Dinge gehört.“
„Was ist mit dir passiert?“, fragte Cassie. „Bitte erzähle es mir.“
„Nun, die Stellenbeschreibung klang ganz gut, auch wenn einige Fragen, die Maureen mir gestellt hat, etwas besorgniserregend klangen. Sie waren so seltsam, dass ich begann, mich zu fragen, ob mit der Familie etwas nicht stimmte. Keiner meiner Au-Pair-Freunde musste bei den Gesprächen je solche Fragen beantworten. Und als ich ankam – nun, die Situation war nicht so wie beschrieben.“
„Warum nicht?“ Cassie war inzwischen eiskalt. Sie hatte Maureens Fragen auch komisch gefunden. Zu dem Zeitpunkt hatte sie angenommen, dass jeder Bewerber dasselbe durchstehen musste, dass es ein Test ihrer Fähigkeiten war. Und vielleicht war es das auch gewesen … aber nicht aus den Gründen, die sie sich vorgestellt hatte.
„Die Familie war extremst ungesund“, sagte Jess. „Sie war respektlos und erniedrigend. Meine Aufgaben lagen weit außerhalb der Grenzen meines Jobs, aber das interessierte sie nicht und sie weigerten sich, daran etwas zu ändern. Als ich ankündigte, zu gehen, begannen die richtigen Probleme.“
Cassie biss sich auf die Lippe. Sie hatte als Kind ähnliche Erfahrungen gemacht, erinnerte sich an erhobene Stimmen hinter geschlossenen Türen, leise Streitereien im Wagen und die allgegenwärtige Spannung in der Luft. Sie hatte sich immer gefragt, warum ihre Mutter, die so still, unterwürfig und geschlagen wirkte, mit ihrem aufgeblasenen, aggressiven Mann stritt. Erst nach dem Verkehrsunfalltod ihrer Mutter hatte Cassie realisiert, dass es bei den Diskussionen darum gegangen war, den Frieden zu wahren, der Situation Herr zu werden und Cassie und ihre Schwester von den unvorhersehbaren und unbegründeten Aggressionen ihres Vaters zu schützen. Ohne die Anwesenheit ihrer Mutter hatte sich der schmorende Konflikt in einen ausgewachsenen Krieg entwickelt.
Sie hatte sich vorgestellt, als Au-Pair einer glücklichen Familie angehören zu können, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Jetzt fürchtete sie, das Gegenteil könnte der Fall werden. Sie war nie in der Lage gewesen, zu Hause den Frieden zu wahren. Wäre sie fähig dazu, eine unbeständige Situation zu managen, wie ihre Mutter es getan hatte?
„Ich mache mir Sorgen um meine Familie“, gab Cassie zu. „Auch mir wurden bei dem Interview seltsame Fragen gestellt – und das letzte Au-Pair hat die Familie frühzeitig verlassen. Was passiert, wenn ich dasselbe tun muss? Ich will nicht dabei sein, wenn die Situation zu sehr aus dem Ruder gerät.“
„Geh nur im Notfall“, warnte Jess sie. „Ein vorzeitiges Verlassen der Familie wird einen massiven Konflikt verursachen und einiges an Geld kosten. Denn du wirst für zusätzliche Kosten verantwortlich gemacht. Das hat mich fast davon abgehalten, es erneut zu versuchen. Ich war sehr zögerlich, diesen Auftrag anzunehmen. Wenn mein Dad dieses Mal nicht für alles gezahlt hätte, wäre ich nicht dazu in der Lage gewesen.“
Sie stellte ihr Weinglas ab.
„Sollen wir uns auf den Weg zum Gate machen? Wir sind ziemlich weit hinten im Flugzeug, also werden wir in der ersten Gruppe sein, die an Bord gehen darf.“
Die Aufregung des An-Bord-Gehens lenkte Cassie von dem Gespräch ab und sobald sie ihre Plätze eingenommen hatten, redeten sie über andere Dinge. Als das Flugzeug abhob, spürte sie, wie ihre Stimmung sich ebenfalls hob – einfach, weil sie es getan hatte. Sie hatte das Land verlassen, war Zane entkommen und in der Luft auf dem Weg in ein fremdes Land. Ihr Neustart hatte begonnen.
Erst nach dem Abendessen begann sie, intensiver über die Details ihres Auftrags nachzudenken, ebenso wie über die Warnungen, die Jess ausgesprochen hatte. Ihre Bedenken kamen zurück.
Nicht jede Familie konnte schlecht sein, oder?
Aber was, wenn diese Agentur den Ruf hatte, schwierige