Der exzellente Butler Parker 5 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker 5 – Kriminalroman - Günter Dönges Der exzellente Butler Parker

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aber versichert sein, daß Seriosität Myladys oberstes Prinzip ist.«

      Noch mal wurde Parker eingehend gemustert. In seinem schwarzen Covercoat, den altväterlich gebundenen Regenschirm am Arm und den Bowler auf dem Kopf, wirkte er wie ein hochherrschaftlicher Butler aus längst vergangenen Zeiten.

      »Dann will ich Ihnen mal glauben«, sagte der Mann und holte einen Karteikasten aus dem Schrank. »Sie sehen ja wirklich nicht so aus, als hätten sie schmutzige Geschäfte mit arbeitslosen Mädchen vor.«

      Eine halbe Stunde gingen sie gemeinsam die Kartei durch, und Parker machte sich Notizen. Doch was er suchte, schien nicht dabei zu sein.

      »Darf man davon ausgehen, daß dies alle Adressen sind, über die Sie im Moment verfügen?« erkundigte er sich, nachdem der Vermittler auch die letzte Karte aus dem Kasten gezogen Ratte.

      »Leider ja«, bekannte der Mann. »Ich bedaure außerordentlich, Ihnen nicht helfen zu können. Ihre Chefin scheint spezielle Wünsche zu haben.«

      »Ein solcher Eindruck könnte durchaus entstehen«, räumte der Butler ein. Doch als er sich gerade bedankt hatte und gehen wollte, rief ihn der Mann noch mal zurück.

      »Hier ist noch eine Karte, die ich eben übersehen habe«, sagte er. »Es handelt sich um eine hochtalentierte Schauspielerin, der man vor Jahren eine steile Karriere voraussagte. Kennen Sie Betty Heart?«

      »Sie galt schon mit zwanzig Jahren als Star«, fuhr der Mann fort, als Parker verneinte. »Damals spielte sie ihre dritte Hauptrolle. Es waren zwar alles Liebesschnulzen ohne künstlerischen Anspruch, aber die Kassen klingelten.«

      »Weitere Erfolge waren Miß Heart dann aber nicht beschieden?« wollte der Butler wissen.

      »Soviel ich weiß, hatte sie Pech mit einem Produzenten«, gab der Vermittler Auskunft. »Der Mann ging Pleite – mitten in den Dreharbeiten zu einem Kriminalfilm, in dem Betty Heart die Hauptrolle spielen sollte.«

      »Demnach wurde der zuletzt von Ihnen genannte Film nie in öffentlichen Lichtspielhäusern aufgeführt?« vergewisserte sich Parker.

      »So ist es«, bestätigte sein Gegenüber. »Später meldete sich Betty Heart bei mir und suchte ein neues Engagement. Da ich ihr nicht sofort weiterhelfen konnte, nahm ich sie in diese Kartei auf. Aber sie hat nie wieder nachgefragt. Und das ist inzwischen zehn Jahre her.«

      »Über die derzeitige Situation der jungen Dame können Sie demnach keine Auskunft geben?« wollte Parker wissen.

      »Genaues weiß ich nicht«, erklärte der Mann. »Ich könnte Ihnen nicht mal sagen, ob sie noch unter der Anschrift zu erreichen ist, die ich hier eingetragen habe. Das komfortable Landhaus, das Betty Heart damals bewohnte, dürfte ihr inzwischen zu teuer geworden sein. Es sei denn, sie hätte einen Millionär geheiratet«, setzte er lachend hinzu.

      »Eine solche Möglichkeit sollte man natürlich nicht ausschließen, wenn meine bescheidene Wenigkeit sich diese Bermerkung erlauben darf«, meinte der Butler, notierte sich aber dennoch Betty Hearts alte Adresse.

      »Wenn Sie mehr wissen wollen«, sagte der Mann und steckte diskret die Banknote weg, die Parker ihm über den Tisch schob, »sollten Sie sich an Ted Clapton wenden. Das ist der Regisseur, mit dem sie zuletzt gearbeitet hatte. Er wohnt am Tedworth Square in Chelsea.«

      »Man dankt verbindlich für die erschöpfende Antwort«, sagte der Butler und verneigte sich leicht, bevor er das Büro verließ.

      *

      »Das nenne ich intelligente Ermittlungsarbeit, Mister Parker«, lobte Lady Agatha, als Parker ihr von seinen Nachforschungen in der Schauspieleragentur berichtete. »Es war also doch richtig, daß ich Sie dorthin geschickt habe. Auf so etwas würde McWarden im Leben nicht kommen!«

      Der Butler konnte sich zwar nicht erinnern, daß Mylady ihn beauftragt hatte, Erkundigungen über arbeitslose Schauspielerinnen einzuziehen – im Gegenteil, er hatte schon mit einer Rüge wegen dieser Eigenmächtigkeit gerechnet.

      »Mir war natürlich sofort klar, daß es sich bei allen drei Überfällen um ein und dieselbe Täterin handeln muß«, fuhr die Detektivin fort, und Parker staunte wieder mal, wie geschickt seine Herrin mit der Wahrheit zu jonglieren wußte. Eben hatte er noch heftigen Widerspruch geerntet, als er ihr diese Theorie nahezubringen versuchte.

      »Schließlich weiß jeder gebildete Mensch, was eine Schauspielerin mit Schminke, Perücke und Kostümen erreichen kann«, erklärte Agatha Simpson und steckte sich noch eine der köstlichen Pralinen in den Mund, die sie in der Konditorei sich einpacken ließ. »Bei einigem Nachdenken, hätten selbst Sie darauf kommen können, Mister Parker.«

      »Man dankt verbindlich für dieses unverdiente Lob, Mylady«, erwiderte Parker und verneigte sich. Er war eben Zoll für Zoll ein echter Butler, wie man heute kaum noch einen fand.

      »Mylady wünschen vermutlich, zunächst Mister Clapton um einige Auskünfte zu bitten?« fragte er. »Immerhin liegt bisher gegen Miß Heart keinerlei konkreter Verdacht vor.«

      »Unsinn, Mister Parker«, gab die Hausherrin zurück. »Dieser Vorschlag zeigt nur, daß Taktik für Sie ein Fremdwort ist. Ihnen fehlt es an Erfahrung und Überblick. Vermutlich steckt dieser – wie hieß er noch, Mister Parker?«

      »Mylady meinen Mister Clapton, falls man sich nicht gründlich täuscht«, half der Butler ihrem Gedächtnis auf die Sprünge.

      »Richtig, Dapton«, antwortete sie. »Das sagte ich doch! Also – dieser Mapton ...«

      »Clapton«, versuchte Parker, sie zu korrigieren. Doch das war ein Fehler.

      »Ich verbitte mir die ständigen Unterbrechungen, Mister Parker«, rügte die Detektivin. »Clapton heißt der Mann, ich weiß. Nichts anderes habe ich gesagt. Vielleicht sollten Sie mal einen Arzt konsultieren, um Ihre Ohren untersuchen zu lassen.«

      »Bislang sah meine bescheidene Wenigkeit dazu keine Veranlassung«, wandte der Butler ein. »Aber falls Mylady es ausdrücklich wünschen ...«

      »Das hat noch Zeit«, beschied sie ihn. »Was ich Ihnen gerade auseinandersetzen wollte, als Sie mich unterbrachen, Mister Parker, war Folgendes ...« Sie brach mitten im Satz ab.

      »Ja, richtig! Ich wollte Ihnen erklären, daß ...«

      »... daß Mister Clapton vermutlich ...«, warf Parker ein, als er merkte, daß auch Myladys zweiter Anlauf nicht zum Ziel führte.

      »... mit dieser Schauspielerin unter einer Decke steckt«, brachte Agatha Simpson mit sichtlicher Erleichterung den Satz zu Ende. »Sobald ich dort auftauche, wird er sie warnen. Und dann setzt sich dieses Frauenzimmer auf die Bahamas oder sonstwohin ab, ehe ich zuschlagen kann.«

      »Darf man fragen, welche Anordnungen Mylady zu treffen gedenken?« ließ der Butler sich vernehmen.

      »Sie sollen es erfahren, Mister Parker«, tat Agatha Simpson geheimnisvoll. »Ich werde natürlich einen Überraschungsangriff führen. Gleich morgen, nach dem Frühstück.«

      »Einen Überraschungsangriff?« wiederholte Parker.

      »Ihre Ohren scheinen doch noch in Ordnung zu sein«, stellte die ältere Dame fest. »Sie haben richtig gehört: einen Überraschungsangriff! Ich werde diese Person festnehmen und einem strengen Verhör unterziehen.

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