Der exzellente Butler Parker 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Nicht mir oder Mister Parker«, gab die ältere Dame genußvoll zurück, »aber diese Subjekte werden sich ganz sicher nicht gern an mich erinnern.«
Sir Alfred hatte seine Gäste in der Bibliothek von Cudlem Castle empfangen. Hier war man unter sich und konnte sich ungestört unterhalten
Sir Alfred, ein alter Bekannter Myladys, war zwar Großgrundbesitzer, bezeichnete sich aber als Landwirt und Viehzüchter. Er gab sich keineswegs dem Nichtstun hin, sondern bewirtschaftete die Felder mit Sachkenntnis und Geschick. Sein Verhältnis zu den Mitarbeitern war durchaus als gut zu bezeichnen.
»Darf man hören, was passiert ist?« erkundigte sich Sir Alfred. Agatha Simpson blickte ihren Butler an.
»Fassen Sie sich aber kurz, Mister Parker«, forderte sie ihn auf. »Ich will endlich etwas essen.«
Der Butler faßte sich kurz. Er berichtete von dem Zwischenfall in Cudlam Hill, von der pakistanischen Familie und von den insgesamt vier Anhängern des Saubermannes.
»Pakistani«, sagte Sir Alfred, nachdem Parker ihn ins Bild gesetzt hatte, »das ist auch mein Problem, Pakistani und Inder... Ich habe einige Leute von ihnen hier bei mir angestellt. Und nun hat dieser Saubermann eine Ordnungsstrafe verhängt. Pro Person tausend Pfund. Lächerlich, natürlich, Lady Agatha, aber ich weiß aus Erfahrung, daß er dieses Geld eintreiben läßt.«
»Der erwähnte Saubermann verlangt natürlich auch die umgehende Entlassung der Pakistani und Inder, Sir?«
»Ich müßte sie eigentlich schon längst weggeschickt haben, aber der Saubermann hat mir noch eine Frist bis morgen um die Mittagszeit eingeräumt.«
»Per Telefon, Sir, wie zu vermuten ist?«
»Per Telefon«, bestätigte Sir Alfred und nickte. »Mein Verwalter hat den Anruf angenommen.«
»Wann, Sir, wenn man fragen darf, kam es zum ersten Kontakt mit dem Saubermann?« erkundigte sich der Butler.
»Vor drei Tagen, Mister Parker. Aber ich rechnete bereits schon seit Wochen mit solch einer Ordnungsstrafe. Der Saubermann ist schon seit etwa einem Monat tätig.«
»Eine Person, die dem Rassenhaß frönt, Sir?«
»Das bestimmt, aber auch ein Verrückter, der sich anmaßt, die Gesundung der Insel einleiten zu müssen. Moralisch gesehen, versteht sich.«
»Und was sagt die Polizei, mein Bester?« wollte Lady Agatha wissen.
»Die ist tätig, aber geschafft hat sie bisher überhaupt nichts.« Sir Alfred winkte resigniert ab. »Wir leben hier auf dem Land und haben nicht die Spezialisten wie Sie in der Stadt.«
»Keine Sorge.« Agatha Simpson setzte ihre majestätische Fülle in Bewegung. »Nun bin ja ich hier, Sir Alfred. Betrachten Sie den Fall als bereits erledigt. Ist es nicht so, Mister Parker?«
»Mylady war bisher noch kein Täter gewachsen«, lautete die Antwort des Butlers.
*
Die ältere Dame machte einen zufriedenen Eindruck.
Sie hatte sich am kalten Büfett mit spielerischer Leichtigkeit durchgesetzt und die übrigen Gäste um Längen geschlagen. Sie hielt einen Cognacschwenker in Händen und ging, gefolgt von Parker, zum großen Kamin in der Halle.
»Halten Sie mir die Gäste vom Leib«, meinte sie zu ihrem Butler. »Die Leute interessieren mich nicht.«
»Darf man Mylady darauf aufmerksam machen, daß auch Einheimische zur morgigen Treibjagd eingeladen wurden?«
»Einheimische?« Sie nahm einen nicht gerade kleinen Schluck aus dem großen Schwenker. »Und was schließe ich daraus, Mister Parker?«
»Theoretisch könnte sich der gesuchte Saubermann darunter befinden, Mylady.«
»Daran dachte ich auch gerade«, behauptete sie prompt. »Man kann nicht vorsichtig genug sein. Sir Alfred soll mir diese Leute vorstellen, ich werde mir dann ein erstes Bild verschaffen.«
»Inzwischen könnte meine Wenigkeit Kontakt mit dem Hauspersonal herstellen, Mylady.«
»Aber passen Sie auf sich auf, Mister Parker. Sie wissen hoffentlich, daß Sie mehr denn je zum Leichtsinn neigen, nicht wahr?«
»Wie Mylady zu meinen belieben.« Parkers Gesicht blieb glatt und ausdruckslos. Er verbeugte sich andeutungsweise und verließ die Halle, während Agatha Simpson dem Gastgeber zuwinkte.
Über eine schmale Wendeltreppe, die sich um den Speisenaufzug schlängelte, stieg Josuah Parker hinunter in die große Küche, die in einem mächtigen Gewölbe untergebracht war. Hier traf er auf den Verwalter von Cudlam Castle.
Vance Stratons war etwa fünfunddreißig, mittelgroß und schlank. Er hielt sich militärisch straff, wozu seine Breecheshosen und die Reitstiefel noch beitrugen. Er hatte eine nasalarrogante Stimme und blickte den Butler kühl an.
»Ist die allgemeine Abfütterung beendet?« erkundigte er sich herablassend.
»Muß man unterstellen, Mister Stratons, daß Sie die Gäste nicht sonderlich schätzen?«
»Die sind mir herzlich gleichgültig, Parker«, antwortete der Verwalter von Cudlam Castle wegwerfend. »Sie als Insider werden doch wohl bemerkt haben, daß die eigentliche Rasse und Klasse fehlt, nicht wahr?«
»Sie scheinen den sogenannten Adel zu vermissen, Mister Stratons.«
»Da weiß man doch wenigstens, woran man ist«, sagte Stratons. »Aber oben im Haus ist doch nichts anderes als Landvolk vertreten. Sie verstehen, was ich meine?«
»Meine Wenigkeit muß bedauern, Mister Stratons.«
»Na ja, Sir Alfred hat bei seinen Einladungen nicht gerade hochgegriffen«, mäkelte Stratons herum, »nichts als kleine Grundbesitzer und Kaufleute aus der Region. Alles bestimmt schlechte Schützen, eben keine Rasse und Klasse.«
»Ehrenwerte Mitglieder der Gesellschaft, Mister Stratons.«
»Lassen wir das, Parker«, näselte der Verwalter. »Dafür ist ja Lady Simpson erschienen. Wie kommen Sie mit ihr hin?«
»Mylady hat ein durchaus gutes Verhältnis zu ihren Mitarbeitern, Mister Stratons.«
»Sie soll sich als Detektivin betätigen? Kann ich mir kaum vorstellen. Frauen als Detektive, so etwas gibt es doch nur in Filmen und im Fernsehen.«
»Mylady ist eben eine rühmliche Ausnahme.«
»Helfen Sie ihr bei der Arbeit?« Stratons blickte den Butler eindeutig belustigt an.
»Soweit es in den mehr als schwachen Kräften meiner bescheidenen Wenigkeit steht, Mister Stratons.«
»Nun, hier bei uns auf dem Land werden Sie sich kaum anstrengen müssen«, prophezeite der Verwalter und lächelte für einen Moment. »Hier passiert so gut wie gar nichts.«
»Wofür schon ein gewisser