Sophienlust Classic 40 – Familienroman. Bettina Clausen

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Sophienlust Classic 40 – Familienroman - Bettina Clausen Sophienlust Classic

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seiner Ankunft mitzuteilen.

      Zu dem Zeitpunkt, da Ramona diese Nachricht in Händen hielt, wusste auch Marianne bereits, wie es um sie stand.

      Niemand hatte es ihr gesagt. Doch ihre Krankheit war so rapide fortgeschritten, dass sie das nahe Ende spürte. Deshalb erzählte ihr Ramona auch, dass sie an Marc geschrieben habe und dass er so schnell wie möglich kommen wolle.

      »Das ist schön«, lächelte Marianne. »Ich sehne mich so sehr danach, ihn noch einmal zu sehen.«

      »Du wirst ihn bestimmt wiedersehen«, versprach Ramona zuversichtlich. Doch innerlich war sie alles andere als zuversichtlich. Wenn Marc sich nicht beeilte, würde er seine Frau kaum noch in die Arme schließen können.

      Ramona unternahm jeden Tag ausgedehnte Spaziergänge mit den Kinder, um sie abzulenken. Dabei erzählte sie ihnen eines Tages, dass ihr Papi nun bald kommen werde.

      »Wirklich?«, fragte Liza erfreut.

      Rolf dagegen wollte es gleich genau wissen. »Wann kommt er, Ramona?«

      »Genau in vierzehn Tagen«, beantwortete Ramona seine Frage.

      »Einmal hast du aber gesagt, er bleibt noch ein halbes Jahr in Afrika«, erinnerte Rolf seine große Schwester.

      »Er hat es sich anders überlegt, weil Mutti so krank ist«, belehrte ihn Ramona.

      »Sie ist sehr krank, nicht wahr?«, sagte Liza, und ihre Stimme klang weinerlich.

      Ramona überlegte, dass es keinen Zweck hatte, den Kindern etwas vorzumachen. »Ja, sie ist sehr krank«, gab sie zu.

      »Muss sie sterben?«, fragte Rolf. In seinen Augen lag Angst, aber trotzdem spürte Ramona, dass er die volle Tragweite dieses Wortes noch nicht ganz begriff. Vielleicht war es besser so.

      »Warum sagst du nichts, Ramona?«, drängte er.

      »Ob unsere Mutti bei uns bleibt oder von uns geht, weiß nur der liebe Gott. Wir müssen hoffen und beten.«

      »Hilft das denn?«, fragte Liza naiv.

      »Vielleicht hilft es.«

      »Und wenn es nicht hilft?« Nun kamen Liza doch die Tränen. »Dann haben wir keine Mutti mehr.« Sie begann bitterlich zu weinen.

      Schnell nahm Ramona die kleine Schwester auf den Arm. »Weine nicht, mein Liebling, du hast doch noch deinen Bruder und deinen Papi und mich.«

      »Wirst du ganz bestimmt immer bei uns bleiben, wenn Mutti stirbt?«, fragte nun Rolf. Seine Stimme zitterte und seine Augen forschten ängstlich in Ramonas Gesicht.

      »Ich werde euch niemals allein lassen.«

      »Ganz bestimmt, oder sagst du das jetzt nur so?«, bohrte Rolf weiter.

      »Ich verspreche es euch«, antwortete Ramona feierlich. Sie war sich bewusst, dass sie dieses Versprechen halten musste, um den Kindern nicht den letzten Rest von Vertrauen und Sicherheit zu nehmen.

      Mit geröteten Wangen kehrten sie schließlich ins Haus zurück. Es war ein heiterer Vorfrühlingstag, der einen kalten Wind mit sich brachte. Trotzdem spürte man schon den Frühling.

      Je weiter der Frühling vorrückte, desto schwächer wurde Marianne.

      »Wann kommt Marc?«, fragte sie Ramona jeden Tag.

      Das Mädchen bangte und zitterte seinem Kommen entgegen und fragte sich immer wieder, warum er noch nicht da sei. Schließlich bat sie ihn in einem Telegramm, unverzüglich zu kommen, weil er sonst seine Frau nicht mehr lebend anträfe.

      Doch es war schon zu spät. An einem milden Tag voller Wärme und Sonne, der neues Leben und Wachsen verhieß, schlief Marianne für immer ein. Es wirkte wie ein Beispiel für den ewigen Kreislauf von Kommen und Gehen.

      Ihre letzte Stunde war voller Frieden und Ruhe. Sie hatte mit dem Leben abgeschlossen und die Kinder an ihr Bett gebeten. Liza und Rolf bei den Händen haltend, ruhten ihre Augen in den letzten Minuten auf Ramona. »Versprich mir, bei ihnen zu bleiben und auf sie achtzugeben«, bat sie.

      Ramona nickte mit tränenblinden Augen.

      Und kümmere dich um Marc. Er hat jetzt nur noch die Kinder«, flüsterte die Mutter mit schon ersterbender Stimme. Ihr Blick liebkoste ein jedes Kind ein letztes Mal, dann schloss sie friedlich die Augen.

      Liza und Rolf schauten die große Schwester fragend an. Mit tränenüberströmtem Gesicht nickte Ramona. Da traten die Kinder lautlos zu ihr und bargen ihre Gesichter an der Brust der großen Schwester. Ramona spürte die Berührung der kleinen Körper, die sich schutzsuchend an sie schmiegten, und umschloss sie fürsorglich mit beiden Armen. Lange Zeit verharrten sie so, schweigend und schutzbedürftig aneinandergepresst.

      Endlich führte Ramona die Kinder hinaus und brachte sie selbst zu Bett. Keine Minute wich sie von ihrer Seite. Die Beschäftigung mit ihnen lenkte sie für kurze Zeit ab. Erst als sie die regelmäßigen Atemzüge der beiden vernahm, verließ sie das Kinderzimmer.

      Eine unstillbare Sehnsucht zog Ramona noch einmal zu dem Zimmer der Mutter. Sie setzte sich neben das Bett und hielt schweigend Wache. Nur der Gedanke an die Kinder und die Bitte der Mutter, auf sie achtzugeben, hielt sie aufrecht. Nur in Liza und Rolf sah sie jetzt den Sinn ihres Lebens. Sie war dem Schicksal dankbar für die Geschwister, die das Einzige waren, was ihr von der Mutter geblieben war. Die Liebe zu den beiden hilflosen kleinen Wesen würde ihr helfen, den Verlust zu überwinden.

      *

      Marc Timbre traf an dem Tag in der Heimat ein, an dem seine Frau beigesetzt wurde. Auf Ramonas Telegramm hin war er unverzüglich abgereist. Dass es schon zu spät war, wusste er noch nicht.

      Ein Taxi brachte ihn vom Flughafen zu seinem Haus. Verwundert betrachtete er das ruhig und unbewohnt aussehende Haus. Auf sein Läuten hin öffnete niemand. Er drückte die Klinke der Gartentür herunter, die nachgab. Auch die Haustür war nicht verschlossen.

      Marc trat ein. Erschrocken fuhr er zusammen, als er die schwarz gekleidete Gestalt aus der Küche kommen sah. Erst nach genauerem Hinsehen erkannte er die alte Haushälterin.

      Die alte Frau begann bitterlich zu weinen, als sie ihren Herrn erkannte.

      Mit zwei Schritten war Marc an ihrer Seite. »Wo ist meine Frau?«, brachte er mühsam hervor.

      Die alte Frau gab keine Antwort. Sie schaute ihn nur an.

      Marc brauchte keine Auskunft mehr. Er wusste nun, was geschehen war. Tief in seinem Inneren begann der Schmerz zu wühlen. Er presste die Hände vors Gesicht und war sich nicht bewusst, dass sein Körper von schluchzenden Stößen geschüttelt wurde.

      Die alte Haushälterin nahm ihn sacht beim Arm und führte ihn zu einem Stuhl. Stumm stand sie dann neben ihm.

      So schnell, wie der Schmerzensausbruch gekommen war, so rasch ging er auch vorüber. Beschämt blickte Marc auf.

      »Ich gehe zur Beerdigung. Kommen Sie mit?«, fragte die Haushälterin schüchtern. Der Zusammenbruch dieses starken Mannes hatte sie verwirrt.

      Marc schaute überrascht auf. »Sie ist noch

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