Toni der Hüttenwirt Classic 41 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Susi wusch sich. Das kalte Wasser erfrischte wunderbar. Dann zog sie sich an. Etwas nachdenklich stand sie vor ihrem Gepäck. Sie entschloß sich, ihren Koffer ins Auto zu bringen. Sie wollte nur die Wanderkleidung mit auf die Berghütte nehmen, vielleicht zusätzlich noch ein Dirndl.
Susi packte die Tüten aus. Sie häufte die Kleidungsstücke auf dem Bett auf. Links legte sie die Kleidungsstücke hin, die sie erst einmal im Auto lassen wollte. Die anderen verstaute sie im Rucksack. Sie war froh, daß sie auf Anraten von Veronika Boller den größeren Rucksack genommen hatte. Sie bekam alles unter.
Dabei dachte sie immer wieder an Andreas. Sie wollte nicht, daß er ihren Koffer auf die Berghütte hinauftrug. Susi verspürte zwar diese Schmetterlinge im Bauch, aber sie war sich zugleich unsicher.
»Guten Morgen, Madl! Schon so früh auf! Hast gut geschlafen? Ich hoffe, wir haben dich net geweckt. Aber wir müssen immer früh raus. Heut’ ist es besonders früh. Ich bin noch früher aufgestanden, damit mein Wenzel ein bisserl länger liegen bleiben kann. Der hat heut’ nacht kaum schlafen können. Er hat wieder Schmerzen im Kreuz. Hast Hunger?«
Hilda Oberländer schnitt Brot.
»Danke der Nachfrage, ich hab’ gut geschlafen, Hilda. Auch einen recht schönen Morgen!«
Susi trank nur einen Kaffee. Sie konnte so früh nichts essen.
»Na, dann tust später mit dem Andreas frühstücken. Des kann aber dauern. Der Andreas ist ein Langschläfer, des mußt wissen. Wenn er hier bei uns ist, dann schläft er immer sehr lange. Vor zehn Uhr brauchst net mit ihm zu rechnen.«
»So lange wollte ich eigentlich nicht warten!« bemerkte Susi und erkundigte sich nach dem Weg zur Berghütte.
»Die ist einfach zu finden. Es gibt nur einen Bergpfad von hier aus, der hinführt. Den gehst du immer weiter, bis dort bist. Willst net auf den Andreas warten?«
Susi schüttelte den Kopf. Sie erzählte Hilda, daß sie einen Teil ihrer Sachen im Auto lassen würde. Sie habe schon gepackt. Susi wollte nach dem Frühstück alleine aufbrechen. Hilda gefiel das nicht, daß die junge Frau sich ohne Frühstück auf diese Bergwanderung machen wollte. Aber Susi war nicht davon abzubringen.
»Warte doch bis so um ungefähr halb acht Uhr. Mei, so genau kann ich des net sagen. Kann ein bisserl früher oder auch später sein. Der Toni oder die Anna kommen, um die frische Milch und die Sahne zu holen. Dann gehst du mit. Dann bist auf dem Weg nach oben net so alleine.«
Susi wollte nicht warten. Getrieben von einer inneren Unruhe, wollte sie bald aufbrechen.
Hilda Oberländer beobachtete die junge Frau. Da muß was vorgefallen sein zwischen den beiden gestern abend. Des Madl benimmt sich ja, als würde sie vor dem Andreas davonlaufen. Oder läuft die Susi vor ihren eigenen Gefühlen davon? Das fragte sich die alte Hilda. Sie ließ sich aber nichts anmerken. Sie richtete für Susi eine große, nahrhafte Brotzeit. Gegen den Durst füllte Hilda Tee in eine Thermoskanne und gab ihr außerdem noch eine Flasche Wasser mit.
Hilda begleitete Susi hinaus. Sie zeigte ihr, wo sich der Bergpfad von der Oberländer Alm den Berg hinaufschlängelte.
»Grüße mir Wenzel, Hilda! Ich hoffe, sein Rücken wird bald wieder besser!«
»Des hoffe ich auch. Weißt, Susi, es ist net nur wegen der Arbeit. Der Wenzel, der spricht dann nix anderes den ganzen Tag als von seinem Zipperlein. Ständig tut er dran denken und beklagt sich. Ich sage immer zu ihm, er soll dem net so viel Bedeutung beimessen, dann wird’s schneller besser. So halte ich des immer, wenn mir etwas fehlt. Nun ja, er ist eben ein Mann. Aber ich hab’ ihn immer noch lieb nach der langen Zeit, die wir verheiratet sind.«
Susi rührte, mit welchem zärtlichen Blick Hilda von Wenzel sprach.
»Soll ich dem Andreas auch einen schönen Gruß bestellen? Er wird enttäuscht sein, daß du schon fort bist.«
Susi errötete.
»Ja, meinetwegen! Sag ihm, ich wollte alleine sein. Wir sehen uns ja dann oben auf der Berghütte.«
»Susi, ich denke, du gefällst dem Andreas. Er hat dir gestern gleich schöne Augen gemacht. Dem Wenzel ist es auch aufgefallen. Hast du des bemerkt?«
»Ja, Hilda! Das habe ich bemerkt. Es war nicht zu übersehen.«
»Und dir? Gefällt er dir auch?«
Susi errötete wieder.
»Der Andreas ist schon ein besonderes Exemplar von Mann. Das kann ich sagen!«
Mit diesen Worten drehte sich Susi um und ging los.
Hilda schmunzelte. Das war eine seltsame Antwort. Aber vielleicht reden die jungen Frauen heute so, dachte sie. Sie drehte sich um und ging in den Stall, um die Kühe zu melken.
Susi wanderte los. Gleichmäßig und ohne Hast setzte sie Schritt nach Schritt. Sie war das Wandern nicht gewöhnt. Gut, daß ihr die Bollers einige wohlgemeinte Ratschläge mitgegeben hatten. Susi blieb oft stehen und blickte in die Weite.
Der Bergpfad lag noch im Schatten. Die Sonne stieg ganz langsam am Horizont als große gelbe Scheibe auf. Vereinzelt lag Dunst über den Wiesen und Wäldern. Es roch nach Erde und Wald. Ein frischer, aber nicht kalter Wind wehte leicht von den Bergen herab. Susi empfand es als wohltuend. Ihr war warm.
Irgendwann legte sie eine Rast ein. Hildas Brotzeit schmeckte köstlich. Susi trank die ganze Flasche Tee dazu. Danach fühlte sie sich gestärkt.
Sie sah, wie ein Mann mit zwei Kindern den Bergpfad entlangkam. Sie blieben stehen.
»Grüß Gott! Schon so früh auf dem Weg zur Berghütte? Des ist selten, daß uns morgens jemand begegnet. Bist ja schon fast oben. Es ist nimmer weit.«
»Guten Morgen! Das freut mich, daß es nicht mehr weit ist. Ich habe die Strecke unterschätzt als ungeübte Städterin, die alles mit dem Auto macht.«
»Des geht vielen so! Hast ja Zeit. Ich will mich vorstellen. Ich bin der Toni, der Hüttenwirt. Das sind Franziska und Sebastian!«
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