Der exzellente Butler Parker 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der exzellente Butler Parker 1 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 4
»Nicht mal in Morpheus’ Armen würde meine Wenigkeit es wagen, dies in Abrede zu stellen«, versicherte der Butler in seiner unerschütterlichen Höflichkeit. »Darf man möglicherweise um Aufklärung darüber bitten, wie Mylady Ihren Verdacht gegenüber Mister Longdale zu begründen geruhen?«
Die Detektivin zögerte mit der Antwort, bis man an der hell erleuchteten Pförtnerloge vorbei war. Der Wächter blickte zwar verdutzt, als er Agatha Simpson hocherhobenen Hauptes vorüberschweben sah, begleitet von ihrem Butler. Er verzichtete aber auf Fragen und ließ das seltsame Paar mit einem Kopfnicken passieren, Mylady bedachte den kahlköpfigen, ungeschlacht wirkenden Mann mißtrauisch über die Schulter, ehe sie fortfuhr: »Dieser Monday hat einen ausgesprochen hinterhältigen Blick, Mister Parker, Außerdem ist er unzufrieden und verträgt sich nicht mit seinem Chef.«
»In der Tat dürfte bei Mister Longdale ein gewisses Motiv zu vermuten sein«, stimmte der Butler vorsichtig zu. »Die Entscheidung für Mister Bowes’ Erfindung dürfte ihn tief enttäuscht haben, falls man diesen Eindruck wiedergeben darf.«
»Sie haben mich richtig verstanden, Mister Parker«, lobte die Detektivin. »Aber obwohl Monday ein Motiv hat, werde ich seine Festnahme noch etwas hinausschieben.«
»Gewichtige Gründe dürften Mylady zu dieser Entscheidung bewogen haben.«
»In der Tat, Mister Parker.«
»Möglicherweise gehen Mylady von der Annahme aus, Mister Longdale könne die gestohlenen Papiere inzwischen an einen Komplizen weitergegeben haben?«
»Genauso ist es, Mister Parker«, nickte die Detektivin eifrig, obwohl sie an diese Möglichkeit nicht im entferntesten gedacht hatte. »Ich werde deshalb sein kriminelles Umfeld sondieren, ehe ich zuschlage.«
»Die Gelegenheit dazu dürfte sich kurzfristig ergeben, Mylady«, meldete Parker, während er seiner Herrin beim Einsteigen behilflich war. Er hatte die junge Dame, die am anderen Ende des Parkplatzes in einen japanischen Mittelklassewagen stieg, trotz der schwachen Beleuchtung sofort erkannt.
Sie trug jetzt ein enges, schwarzes Kleid unter dem modischen Wettermantel und ließ ihre langen, blonden Haare über die Schultern wehen. Es handelte sich zweifelsfrei um die neugierige Raumpflegerin Miß Burley.
»Unsinn, Mister Parker«, wehrte Mylady ab, als ihr Butler vorschlug, der jungen Dame unauffällig zu folgen.
»Immerhin gehört Miß Burley zu den wenigen Personen, die ungehindert Zutritt zum Computerraum haben, falls dieser Hinweis erlaubt ist«, wandte Parker ein.
»Dennoch kommt sie mir nicht verdächtig vor, Mister Parker«, entschied Lady Simpson. »Eine Putzfrau! Woher sollte ein dienstbarer Geist wissen, wie man mit einem Computer umgeht? Wenn die Frau solche Fähigkeiten hätte, würde sie eine angenehme und gut bezahlte Arbeit ausüben, anstatt zu putzen.«
»Zweifellos haben Mylady erwogen, daß Miß Burley möglicherweise als Spionin in das Unternehmen eingeschleust worden ist«, spielte Parker seiner Herrin einen Ball zu, den sie prompt auffing.
»Darauf wollte ich sie gerade aufmerksam machen, Mister Parker«, schwindelte die ältere Dame unbekümmert. »Diese Miß Curley ist eine gefährliche Agentin. Das war mir natürlich sofort klar, als ich sie beim Lauschen an der Tür ertappte.«
Die Entscheidung war gefallen. Die roten Lichter des japanischen Wagens verschwanden gerade hinter einer Häuserecke, als Josuah Parker sein hochbeiniges Monstrum anrollen ließ und die Verfolgung aufnahm.
*
Für den Butler stand noch nicht fest, daß Miß Burley eine Spionin war, wenn auch ihre Ausrede nicht sehr überzeugend geklungen hatte. Darüber hinaus machte sie nicht den Eindruck, als wäre sie es gewohnt, ihren Lebensunterhalt durch Putzen zu verdienen. Und sie war erst einen Monat bei der »Hitec«.
Die Fahrt endete nach einer Viertelstunde in einer Wohnstraße in der Nähe des Victoria-Parks. Die junge Frau verließ ihren Wagen, überquerte eilig die Fahrbahn und klingelte an der Tür eines kleinen, gepflegten Reihenhauses.
Parker hatte sein Fahrzeug in sicherer Entfernung zum Stehen gebracht. Er sah, wie die Tür geöffnet wurde und die junge Frau eintrat. Wer sie eingelassen hatte, konnte er nicht erkennen.
»Falls Mylady keine Einwände erheben, würde man das Haus, das Miß Burley soeben betreten hat, etwas näher in Augenschein nehmen«, bot er an.
»Aber lassen Sie größte Vorsicht walten, Mister Parker«, warnte die Detektivin. »Diese Frau ist gefährlich.«
»Man wird sich bemühen, Myladys wohlgemeinte Ratschläge uneingeschränkt zu beherzigen«, versprach Parker und verließ den Wagen.
Das glatte Pokergesicht des Butlers zeigte nicht die Spur einer Regung, als er das Messingschild an der weiß lackierten Haustür las: Sinclair Longdale.
Sekunden später verschwand Parker in dem Durchgang, der zu dem kleinen Gärtchen an der Rückseite des Hauses führte. Da die Fenster zur Straße dunkel waren, hielten Longdale und seine Besucherin sich vermutlich in einem der rückwärtigen Zimmer auf.
Licht fiel nur aus einem großen Fenster im Obergeschoß, das auf einen Balkon hinausging. Kurz entschlossen hakte der Butler den Bambusgriff seines Universal-Regenschirmes ins schmiedeeiserne Geländer und hangelte sich nach oben.
Jetzt konnte er auch Stimmen hören. Die Glastür, die auf den Balkon führte, stand einen Spalt offen.
»Laß mich doch in Ruhe mit dem Kram, Jennifer«, murrte Longdale gerade. »Wenn ich Feierabend habe, will ich von dem verdammten Betrieb nichts mehr hören. Ich habe Champagner für uns eingekauft, Darling ...«
»Du kannst mir doch ruhig sagen, wo ihr diesen komischen Prototyp, oder wie das Ding heißt, aufbewahrt«, unterbrach Jennifer Burley. »Was ist denn schon dabei?«
»Natürlich ist nichts dabei«, entgegnete Longdale mürrisch. »Aber es nervt mich, wenn du mir ständig Löcher in den Bauch fragst. Was interessiert dich denn so daran?«
»Ich möchte nur möglichst genau wissen, was du den ganzen Tag machst«, war Jennifer Burley wieder zu hören. Die Gereiztheit, die eben noch in ihrer Stimme gelegen hatte, war verschwunden. »Das ist doch das gute Recht einer liebenden Frau, oder nicht?«
»Also gut. Damit du endlich Ruhe gibst: Das Ding liegt in dem großen Panzerschrank im Keller. Zufrieden?«
»Zufrieden«, bestätigte Jennifer Burley. Ein schmatzendes Geräusch und das Klingen von Gläsern folgte.
Parker wollte sich schon diskret zurückziehen, doch ein derart taktvolles Verhalten erwies sich als überflüssig.
»Um Himmels willen!« rief die junge Frau plötzlich. »Schon kurz nach neun.«
»Na und?« brummte Longdale unwillig.
»Fast hätte ich vergessen, daß ich meiner Freundin Betty versprochen habe, sie vom Flugplatz abzuholen«, behauptete Jennifer. »Ihre Maschine landet in zwanzig Minuten.«
»Aber wir wollten doch ...«, meldete der enttäuschte Longdale Protest an.
»Morgen,