10xDNA – Das Mindset der Zukunft. Frank Thelen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу 10xDNA – Das Mindset der Zukunft - Frank Thelen страница 5

10xDNA – Das Mindset der Zukunft - Frank Thelen

Скачать книгу

zu werden und startete 2018 ein Programm, um über fünf Jahre 500 Lehrkräfte und 5000 Studierende im Bereich KI auszubilden. Bereits im ersten Jahr begannen 100 Lehrkräfte und 300 Studierende ihre Ausbildung. Zu den Dozierenden im Programm gehören Koryphäen wie Kai-Fu Lee, der das Projekt 2018 mit initiierte, John E. Hopcroft und Geoffrey Hinton. Kai-Fu Lee entwickelte das weltweit erste sprecherunabhängige Spracherkennungssystem. John E. Hopcroft wurde für seine Arbeit mit Algorithmen und Datenanalysen 1986 mit dem Turing Award ausgezeichnet. Geoffrey Hinton, ebenfalls Turing-Award-Träger, ist bekannt für seine Beiträge zur Theorie künstlicher neuronaler Netze.

      Neben dem KI-Institut soll es zukünftig auf Anordnung der Regierung an allen Primär- und Sekundarschulen KI-Kurse geben. Unternehmen und Universitäten entwickeln Lehrmaterial, es sollen hochqualitative, frei zugängliche Onlinekurse entstehen und zahlreiche Fakultäten, Forschungsinstitute und interdisziplinäre Forschungszentren etabliert werden. Geht der Plan der chinesischen Regierung auf, ist KI bald von der Grundschule über die weiterführende Schule bis hin zum Studium ein elementarer Teil der Ausbildung. Auch die chinesische Bevölkerung hat das riesige Potenzial von KI erkannt und sieht darin den Arbeitsmarkt der Zukunft. Eltern lassen ihre Kinder zum Teil schon im Kindergartenalter programmieren lernen.

      Aber die Regierung startete nicht nur eine Bildungsoffensive: In Peking wurden 2 Milliarden Dollar für ein nationales KI-Institut mit KI-Industriepark eingeplant, der einmal 400 KI-Unternehmen beherbergen soll. Hangzhou – die Heimat von Alibaba – plant mit staatlichen Investmentfonds ebenfalls einen KI-Park mit über 1 Milliarde Dollar Volumen. Alibaba hat angekündigt, 15 Milliarden Dollar in R&D zu investieren und will in diesem Rahmen sieben neue Labs in China, Singapur, Moskau und den USA eröffnen. Die Forschung soll sich auf grundlegende und disruptive Technologien konzentrieren, also Bereiche wie künstliche Intelligenz, IoT und Quantencomputer.

      Peking und Hangzhou sind nur zwei Beispiele. 19 andere Regionen haben ähnliche KI-Initiativen angekündigt und hierfür Partnerschaften mit den Konzernen Baidu, Alibaba und Tencent geschlossen. Führende Unternehmen wurden zudem von der Regierung zu Mitgliedern eines nationalen KI-Teams ernannt. Dazu gehören Alibaba, Baidu, Huawei, Tencent, iFlytek (ein staatliches IT-Unternehmen im Bereich Sprachsteuerung) und inzwischen auch SenseTime (KI-Software).

      Baidus Aufgabe ist dabei das autonome Fahren. Alibaba soll mit seiner Cloud-Computing-Sparte Smart Cities zur Realität machen und mit künstlicher Intelligenz Lösungen für ein verbessertes Leben in Großstädten finden. Huawei ist für die Hard- und Softwareinfrastruktur verantwortlich, Tencent wird sich mit Computer Vision für medizinische Diagnosen befassen. iFlyteks Fokus wird Smart Audio sein und SenseTime befasst sich mit Smart Vision. Mittlerweile ist das Team um zehn weitere Unternehmen gewachsen, unter anderem für die Bereiche Software & Hardware Infrastructure, Cybersecurity, Smart Education und Smart Home.

      In China ziehen Staat, Unternehmen, Bildungssystem und Bevölkerung an einem Strang, um den 10xSprung zu schaffen und zur führenden Kraft im Bereich KI zu werden. Die Regierung ruft Pläne und Projekte aus, die – anders als hierzulande – nicht nur auf dem Papier existieren. Es wird massiv in Unternehmen, Infrastruktur und Forschung investiert. Das Bildungssystem wird eingebunden und zum Teil umgekrempelt, um genügend hochqualifizierte Nachwuchskräfte zu haben. Es ist offensichtlich: China hat die Wichtigkeit des Themas verstanden.

      BAT gegen GAFAM

      Amerika hat die sogenannten GAFAMs – Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft –, die großen, dominierenden Tech-Plattformen, von denen jede einzelne hunderte Milliarden Dollar wert ist. China hat US-Player in China systematisch verboten, so konnten eigene chinesische Anbieter entstehen, die BATs: Baidu, Alibaba und Tencent – drei große Tech-Konzerne, die auf Augenhöhe mit den GAFAMs agieren. Das Erschreckende für Europa: Eigentlich haben die USA und China schon viel mehr als die fünf GAFAMs oder die drei BATs. Es gibt eine ganze Reihe neuer globaler Champions, die in den letzten Jahren extrem gewachsen sind, beispielsweise Oracle, Salesforce, Netflix, Tesla, Dropbox und Square in US. In China sind es JD, Huawei, Xiaomi, OnePlus, ByteDance und viele mehr. Alles Unternehmen die schon heute eine Marktkapitalisierung von über 100 Milliarden Dollar haben oder sehr bald haben werden.

       Milliarden, Billionen/Billions

      Die Marktkapitalisierung ist der Marktwert eines Unternehmens. Den tatsächlichen Wert mag jeder für sich anders einschätzen, aber der Marktwert wird bei öffentlichen Unternehmen durch den Aktienkurs eindeutig definiert. Dieser hängt bei Technologie-Unternehmen oftmals nicht an Gewinnen oder Umsätzen, sondern an dem Potenzial, das die Aktionäre sehen. Da die weltweit führenden Tech-Unternehmen sehr, sehr hohe Werte angenommen haben und es sogenannte »false friends« gibt, hier eine kurze Übersicht.

DE EN NUM
Millionen Millions 1.000.000
Milliarden Billions 1.000.000.000
Billionen Trillions 1.000.000.000.000

      Die chinesischen Big Player

      Baidu vs. Google

      Baidu betreibt die größte Internet-Suchmaschine in China und deckt dort so gut wie alle Services ab, die auch Google anbietet, zum Beispiel Baidu Maps, Baidu Wangpang als Cloud-Speicher-Service, Baidu PPC (auch bekannt als Baidu Adwords/SEM/Tuiguang) als Äquivalent zu Google Adwords und Adsense, Baidu Knows als chinesische Antwort auf Quora und Baidu Baike, eine Online-Enzyklopädie ähnlich wie Wikipedia. Zusätzlich gibt es chinaspezifische Services. Baidus Algorithmen sind auf die Eigenheiten der chinesischen Sprache zugeschnitten und sind entsprechend für Chinesisch wesentlich besser als für Englisch – das ist in China ein enormer Vorteil gegenüber Google.

      Baidus Videostreaming-Spinoff iQiyi darf als chinesischer Partner von Netflix sogar Netflix-Original-Produktionen ausstrahlen. Zusammen mit Tencent Video ist iQiyi einer der Marktführer im chinesischen Video-Streaming-Markt.

      Baidu setzte sehr früh auf die Entwicklung künstlicher Intelligenz und konnte schon 2014 einige der führenden Köpfe in diesem Gebiet aus den USA nach China holen. Unter Baidu Brain bietet Baidu eine weite Palette an KI-Services an, unter anderem ein Open Source Deep-Learning-Framework namens PaddlePaddle als Mitbewerber zu dem von Google entwickelten TensorFlow.

      Baidus Projekt »Apollo« entwickelt eine offene Plattform für selbstfahrende Autos und ist ein direkter Konkurrent zum Google X Projekt Waymo. Mehr als 50 Partner haben sich diesem Konsortium angeschlossen. Neben allen großen chinesischen Autoherstellern sind auch deutsche Unternehmen wie Bosch, BMW, Daimler, Volkswagen oder Continental mit an Bord.

      Alibaba vs. Amazon

      Die Alibaba-Group bedient mit ihren unterschiedlichen Plattformen den gesamten chinesischen E-Commerce-Markt, analog zu Amazon, eBay und Co. Alibaba.com ist eine reine B2B-Plattform, es hält anders als Amazon (Amazon Warehouse) selbst keine Waren. Aliexpress bietet als B2C-Plattform überwiegend chinesischen Händlern die Möglichkeit, Waren außerhalb von China anzubieten. TMall funktioniert quasi in die andere Richtung und ermöglicht es internationalen Unternehmen, Waren im chinesischsprachigen Raum zu verkaufen. Taobao ist vergleichbar mit eBay und gehört zu den zehn meistbesuchten Internetseiten weltweit.

      Der Einzug des Singles Days in den Onlinehandel ist auf Alibaba zurückzuführen. Das Unternehmen wählte den 11.11. als Singles

Скачать книгу