Toni der Hüttenwirt Classic 44 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Classic 44 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 4
Mit einer ruhigen Anspannung sahen sie dem Tag ihres Familienfestes entgegen.
*
Endlich war es soweit. Sie nahmen alle an der großen Tafel Platz, die Xaver und Meta in der Wirtsstube aufgebaut hatten. Die überzähligen Tische waren in der Scheune untergestellt. Nur der lange Tisch stand in der Mitte des Raumes, um ihn herum die Stühle. Meta hatte mit weißen Damasttischdecken gedeckt.
Diese verwendete sie selten in der Wirtsstube. Nur wenn es bei den Baumbergers selbst etwas zu feiern gab, legte Meta sie auf. Sie hatte auch mit ihrem eigenen guten Service gedeckt. Es war aus dünnem Porzellan mit einem Goldrand. Eine Blumengirlande aus viel Grün, Efeuranken und Rosen schmückte die Tischmitte und schlängelte sich um die halbhohen Kerzenhalter.
»Dann setzt euch!« sagte Ernst Unterholzer.
Er selbst nahm am Kopfende Platz. Seine liebe Frau Zilli saß am anderen Ende des Tischs. Sie lächelten sich zu und beobachteten, wie die beiden Familien ihre Stühle einnahmen. Maria Bender saß mit ihrem Mann und den drei Kindern auf der einen Seite. Zillis Verwandte auf der anderen Seite. Es war ihr Bruder mit seiner Frau, Frieder und seine Schwester mit ihrem Mann und den Kindern.
Alle hatten sich fein gemacht. Besah man sich die Kleidung, so konnte der Unterschied der Familien nicht besser gezeigt werden. Die Benders waren in eleganter Kleidung erschienen. Maria trug ein enganliegendes Kostüm aus Rohseide und kostbarem Schmuck, der sehr auffallend ihren eleganten Auftritt unterstrich. Ihre Tochter Natalie glänzte im schulterfreien Sommerkleid, ein Modellkleid, wie sie öfter betont hatte. Ihr Vater und ihre Brüder trugen schwarze Anzüge mit Westen und Fliegen statt einer Krawatte. Zillis Verwandte, die ganze Familie Engeldinger, war in Tracht erschienen, so wie man es eben in Waldkogel hielt. Frieder, sein Vater und sein Schwager trugen feinste Loden. Die Frauen waren im Sonntagsdirndl erschienen.
Ernst Unterholzer klopfte an sein Glas. Alle hörten auf zu reden und sahen ihn an. Nach einem kurzen Blickkontakt mit Zilli stand Ernst auf. Er sah gut aus in seinem Sonntagsanzug. Zilli betrachtete ihren lieben Mann und sagte sich wieder einmal, wie wenig er sich seit ihrer Hochzeit verändert hatte.
»Ja, Leute! Jetzt sind wir hier zusammen! Es ist mir ein wirkliches Anliegen gewesen, euch alle an einen Tisch zu bekommen. Wie ihr wißt, haben die Zilli und ich in aller Stille unsere Silberhochzeit gefeiert. Heute werde ich nun fünfzig Jahre.«
»Du bist es doch schon, Onkel Ernst!« rief Natalie dazwischen.
»Naa, Madl!«
Ernst Unterholzer zog seine Taschenuhr aus der Trachtenweste. Er klappte den Deckel zurück und schaute darauf.
»Wirklich fünfzig bin ich erst in vier Stunden!«
Er steckte die Uhr zurück. Dann hob er sein Bierglas.
»Vielleicht hätte Wein besser gepaßt. Aber hier in den Bergen, da wird Bier getrunken. Dann wollen wir Prost sagen und darauf trinken, daß wir hier alle zusammen sind.«
Sie tranken. Das heißt, Zillis Verwandte nahmen einen kräftigen Schluck. Maria und ihre Familie nippten nur am Glas. Ernst sah es, bemerkte aber nichts dazu. Schmunzelnd wischte er sich den Schaum von seinem Oberlippenschnauzer.
»Also, ich will es kurz machen! Ich freue mich, daß ihr alle da seid. Danke für die Geschenke.«
Er räusperte sich.
»Geschenke soll es am heutigen Tag nicht nur für mich geben, sondern auch für einige unter euch. Meine liebe Zilli und ich haben lange überlegt, was wir uns gegenseitig zur Silberhochzeit schenken sollen. Wir überlegten, ob wir eine Kreuzfahrt machen, eine Weltreise. Doch das ist eher etwas für junge Leute, denken wir. Wir haben es gern ruhig und sind hier in unseren Bergen zufrieden und glücklich.«
Ernst Unterholzer griff in die Innentasche seiner Lodenjacke. Er holte fünf braune Umschläge heraus.
»Die sind für euch! Wir haben das Geld aufgeteilt, was die Reise gekostet hätte, und wollen es unseren Nichten und Neffen schenken. Jeder hat denselben Betrag in dem Umschlag. Macht euch damit eine schöne Zeit, tut verreisen, legt des Geld an, gebt es aus. Ganz gleich, wie ihr das macht, mir soll – uns soll es recht sein.«
Ernst verteilte die Umschläge.
Staunend und etwas ungläubig, auf jeden Fall sehr überrascht, rissen die jungen Leute die Kuverts auf. Sie zählten die Scheine auf die Teller.
»Onkel Ernst, das sind fünfundzwanzigtausend Euro!« rief Natalie.
»Ja, wenn ich mich net verzählt habe, dann muß des so viel sein.«
Ernst steckte die eine Hand in seine Hosentasche. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand strich er verlegen über seinen Schnurrbart.
»Ach, da ist noch etwas. Jeder sollte mir schon sagen, was er damit macht. Ihr wißt ja, die Zilli und ich haben keine Kinder. Arm sind wir beide nicht. Es gibt genug zum Erben. Leider sind wir dann schon im Himmel. Zwar sagt man, daß man dann auch auf die Erde schauen kann. Aber es ist schon schöner, wenn ich und die Zilli sich mitfreuen können. Also in ein paar Wochen, da tut ihr uns besuchen und berichtet dann – wahrheitsgemäß«, Ernst hob drohend den Finger, »was ihr mit dem unverhofften Geldsegen angerichtet habt.«
Mehr mußte Ernst nicht sagen. Die Botschaft war angekommen. Natalies Brüder äußerten sich zuerst.
»Onkel Ernst, seien wir doch ehrlich! Du bist auf der Suche nach einem Erben für den Unterholzer Hof. Ich danke dir für das Geld. Wahrscheinlich wirst du eines Tages den Hof unter uns fünf aufteilen. Meinen Anteil werde ich in meine Arztpraxis stecken. Das kann ich dir jetzt schon sagen. Das Geld hier«, er wedelte mit dem Umschlag herum, »das Geld wird in den Bausparvertrag gesteckt. Danke! Wenn ich meine Praxis habe und du oder Tante Zilli mal krank seid, dann behandle ich euch gern.«
»Danke, Bub!« bemerkte der Bauer knapp.
Als nächstes sprach Natalies anderer Bruder. Er studierte Jura und wollte das Geld in seine Zukunft investieren. Er sprach davon, in Amerika eine weitere juristische Ausbildung zu machen.
»Und du, Natalie? Was machst du damit?«
»Das weiß ich noch nicht so genau. Irgendwie anlegen, damit ganz schnell noch mehr daraus wird.«
Natalie erzählte von ihrem Freund. Sie kannte Joachim Bruchstein schon einige Jahre. Er hatte Volks- und Betriebswirtschaft studiert und arbeitete in einer Bank. Ihm stand eine glänzende Karriere bevor. Natalie würde sich von ihm beraten lassen. Sie wollten sich bald verloben und heiraten.
»Des ist gut, Madl! Dann bring deinen Schatz bei nächstem Besuch mit. Ich würde ihn gern kennenlernen.«
Natalie strahlte. Sie sah sich auf der Siegerseite.
»Und wie ist es mit den Engeldingern?« wandte sich Ernst an die Verwandten seiner Frau.
»Onkel, ich würde des Geld gern in den Hof stecken. Wir haben drei Kinder. Da wollen wir für die Zukunft sorgen. Anbauen wollen wir. Mehr Wohnungen und Fremdenzimmer haben wir geplant. Doch das nötige Startkapital hat uns bisher gefehlt. Das heißt, etwas haben wir schon. Doch dein Geschenk kommt genau richtig. Da müssen wir den Bankkredit nicht nehmen. Danke, Onkel! Vielen herzlichen Dank.«
»Es