Leni Behrendt Classic 62 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 62 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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      *

      »Guten Tag, Hans-Heini! Ich habe zwar noch nie angenommen, daß ich Luft bin, für dich scheine ich es jedoch zu sein.«

      Brandler, der, in tiefe Gedanken verloren, dahinritt, fuhr herum und sah in das schöne, stolze Antlitz seiner Base Manuela, der jungen Herrin von Hohenweiden.

      »Verzeih, Manuela – dich dürfte man allerdings nicht als Luft gelten lassen. Und wenn es schon sein muß, dann schon als süße, sinnbetörende Luft.«

      »Du bist ein Schmeichler, Hans-Heini«, entgegnete die junge Dame, und ein mattes Lächeln huschte um ihren herben Mund.

      »Wie geht es dir, schönes Bäschen?«

      »Danke, mir geht es wie immer. Bei dir wäre die Frage nach deinem Ergehen viel berechtigter.«

      »Mir geht es geradezu glänzend, glänzender denn je.«

      »Und das sagt ein Mann, der seit drei Monaten von seiner Frau geschieden ist, die er vor einem Jahr so rasend zu lieben vorgab.«

      »Dein Spott rührt mich gar nicht, liebe Base Manuela«, entgegnete er gelassen. »Diese gescheiterte Ehe gibt dir doch wieder einen Anlaß mehr, die Männer für Kreaturen zu halten, an die man nicht einen einzigen Gedanken verschwenden darf.«

      »Hast recht, Hans-Heini«, gab sie ebenso gelassen zurück. »Wie war eigentlich der Abschied von Grace?«

      Der Vetter berichtete dann vom Kampf um seine kleine Tochter.

      »Unglaublich!« Die junge Dame schüttelte den Kopf. »Und wo ist Baby nun?«

      »Vorläufig noch in dem Hause, in dem sich mir damals hilfsbereite Arme entgegenstreckten. In den nächsten Tagen kommt Kleinchen allerdings unter der Obhut einer zuverlässigen Pflegerin nach Hause zurück.«

      »So hast du das Kind bei ganz fremden Leuten gelassen, Hans-Heini? Dein Leichtsinn ist wirklich bewunderungswürdig.«

      »Was du nicht sagst«, spottete er. »Doch zu deiner Beruhigung will ich dir sagen, daß die, bei denen Didi augenblicklich weilt, die prachtvollsten Menschen sind, denen ich jemals begegnete.«

      »Hm, na ja – deinen Enthusiasmus in Ehren, doch entschuldige mich, ich muß hier abbiegen, um die Leute zu kontrollieren. Laß dich doch mal wieder in Hohenweiden sehen.«

      »Danke, zuviel Ehre. Doch wo steckt denn der jeweilige Oberinspektor, daß du die Leute kontrollieren mußt?«

      »Der Oberinspektor weilt seit einer Woche nicht mehr auf Hohenweiden.«

      »Ah – interessant! Wollte er dich wieder heiraten, schöne Manuela?«

      »Auch das. Nebenbei hat er auch noch Unterschlagungen gemacht.«

      »Und was machst du nun?«

      »Ich suche mir einen neuen Oberinspektor«, meinte sie sehr gelassen.

      Nun lachte Brandler hellauf.

      »Manuela, du bist einfach köstlich! Ist es dir nicht entsetzlich, immer wieder gerade den wichtigsten Wirtschaftsbeamten wechseln zu müssen?«

      »Ach nein«, meinte sie, nun schon reichlich gelangweilt. »Man lernt auf diese Weise eine Menge Menschen kennen, hauptsächlich Männer.«

      »Himmel, da reiße ich aus!« rief er jetzt in komischem Entsetzen.

      Sie versetzte ihm einen leichten Schlag mit der Hand, die er haschte und an die Lippen zog. Dann zog er die Mütze, verharrte noch eine Weile und schaute ihr nach, wie sie auf ihrem Gaul davontrabte.

      Wie schön dieses Stückchen Erde gerade um Hohenweiden herum doch war! Schade, daß mit der Zeit vieles hier verwahrlosen mußte; denn jeden zweiten Monat ungefähr ein neuer Verwalter – das vertrug kein Gut.

      Ganz gewiß war unter den vielen, die als Oberinspektoren in Hohenweiden fungiert hatten, mehr als ein tüchtiger Mann gewesen. Ein Jammer nur, daß sie sich alle in die schöne junge Herrin verlieben mußten. Und sobald diese das wahrnahm, war das Schicksal der Herren besiegelt, sie wurden unweigerlich entlassen.

      Selbstverständlich war sie allein nicht in der Lage, die große Herrschaft zu bewirtschaften. Sie war, trotz ihrer Herrinwürde, doch nur ein zartes, dreiundzwanzigjähriges Mädchen, verstand eben nur das von der Landwirtschaft, was sie sich in den zwei Jahren, solange ihr Hohenweiden gehörte, angeeignet hatte.

      Es mußte ein Mann auf das Gut, der dem Zauber der jungen Herrin widerstand. Ganz leicht mußte es ja nicht sein, das sah er schon ein.

      Ein Glück nur, daß er von diesem Zauber unberührt blieb.

      Mit dieser Feststellung war das Interesse für die Base fürs erste erschöpft.

      Als er jedoch auf dem Schreibtisch seines Arbeitszimmers einen Brief von Jobst Oluf vorfand, kam ihm die Base wieder in Erinnerung.

      Jobst Oluf Rave – daß er nicht sogleich darauf gekommen war! Der war ja für die Verwalterstelle in Hohenweiden wie geschaffen!

      So aß er denn rasch etwas, kleidete sich um und fuhr nach Hohenweiden.

      Er war nicht oft dagewesen, ganz einfach, weil er mit der Base nicht recht warm zu werden vermochte. Doch sooft er den Feudalsitz betrat, kam ein Staunen über ihn. Das Schloß war eine Sehenswürdigkeit, hatte früher einer fürstlichen Familie als jeweiliger Wohnsitz gedient und war mit aller Pracht und allem Komfort ausgestattet. Manuela hatte Hohenweiden samt Schloß und Einrichtung aus der Verlassenschaft des letzten Besitzers erworben.

      Die stolze, vornehme Erscheinung der neuen Herrin paßte wundervoll in den sie umgebenden Rahmen, das mußte Hans Heinrich wieder einmal feststellen, als er der Base gegenüberstand. Aufs neue frappierte ihn die aparte Schönheit, die wohl deshalb so eigenartig wirkte, weil Manuela einer deutsch-spanischen Ehe entstammte. Aus der tiefschwarzen Haarfarbe der Mutter und dem lichten Blond des Vaters hatte die Natur ein ganz eigenartig schönes, metallisches Blond hervorgezaubert. Die feingliedrige Gestalt war ungemein rassig und grazil. Das blütenzarte Antlitz trug stolze Züge.

      Das Wunderbarste waren jedoch die Augen. Von grünblauer Farbe, abgrundtief, rätselhaft. Man vergaß sie nicht sobald, hatte man einmal in diese traumhaft schönen Sterne geschaut.

      Und dieser Blick hatte auch die schöne, seltsame Herrin von Hohenweiden bekannt gemacht.

      An alles das dachte Hans Heinrich Brandler, als er der Base gegenüberstand.

      »Das ist aber nett von dir, Hans-Heini, daß du meiner Einladung von vorhin so schnell gefolgt bist«, grüßte sie ihn mit einem leichten Lächeln. »Komm, nimm Platz und erzähle mir etwas Angenehmes.«

      »Ob es angenehm ist, was ich dir zu erzählen habe, wollen wir abwarten«, lachte er vergnügt und ließ sich in den tiefen, bequemen Sessel sinken. »Ich bin nicht ganz sicher, ob du mich nicht am Schluß unserer Unterredung hinauswerfen wirst.«

      »Nun – rebellische Reden wirst du wohl nicht gerade führen, dazu bist du viel zu sehr Gemütsmensch«, lächelte sie nun wieder.

      »Danke.« Sich leicht verbeugend, entnahm er seinem

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