Rechts und links. Roth Józef
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Um einschlafen zu können, nahm Theodor Veronal. Es konnte allerdings seinem „Herzen schaden”. Er litt unter der Vorstellung, daß der Apotheker sich geirrt und ihm statt einer Medizin ein Gift gegeben hatte. Diese dummen Apotheker, dachte er, vergiften einen Menschen wie eine Ratte. Wenn ich so einem Pharmazeuten unsympathisch bin, denkt er an meinen Tod. Man muß die Kerle höflich behandeln. Morgen werde ich mit ihm liebenswürdig sein. Er nannte alle Männer „Kerle”. Er unterschied zwei Arten von Kerlen: die er bewunderte und die er verachtete.
Sein Bruder Paul gehörte zu den Kerlen, die er verachtete und beneidete. Morgen kommt also dieser Kerl daher! Er ist reich, jung und gesund, ein niederträchtiges Sonntagskind. Ob er mir einen Pfennig gibt? Bestimmt nicht. Er ist ein Geizkragen. (Denn es gehörte zu Theodors Eigenheiten, sowohl den verachteten als auch den geschätzten „Kerlen” einen „Geiz” anzudichten.) Morgen kommt er daher und ergreift Besitz vom ganzen Haus. Er und die Mutter werden jetzt gegen mich Zusammenhalten. Ich werde ihn sehr hochmütig empfangen. So wie ich das kann.
„So wie ich das kann”, wiederholte er flüsternd. Angst hatte ihn wieder ergriffen. Das Veronal half nicht, es verursachte Herzklopfen, die Dachrinne hörte nicht auf zu wimmern, die Windstöße streuten in unregelmäßigen Abständen dicke Wassertropfen wie Kieselsteine gegen die Fenster. Theodor begann in einem Buch zu blättern, das er in Pauls Bibliothek gefunden hatte. Es war der „Rembrandt-Deutsche”. Er stieß auf einen Satz, der ihm gefiel, beschloß, ihn sich zu merken und morgen, wenn er mit Lehnhardt sprach, zu zitieren. Das ermüdete und schläferte ihn ein.
Der Morgen erfüllte fahl das Fenster.
VI
Theodor erwachte spät.
Er horte Pauls Stimme aus dem Korridor und beschloß, das Wiedersehn mit dem Bruder möglichst lange hinauszuschieben und noch zwei Stunden im Bett zu bleiben. Seine Mutter klopfte an die Tür. Er meldete sich nicht, hüstelte nur. Er hörte, wie sich die Mutter wieder entfernte und im Speisezimmer etwas zu Paul sagte.
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