Gesicht des Mordes. Блейк Пирс
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Gesicht des Mordes - Блейк Пирс страница 5
Zoe hielt inne, starrte hinunter in ihre Kaffeetasse, die ein paar Millimeter zu wenig gefüllt war, lehnte sich dann Unterstützung suchend gegen den Stuhl. Sie hatte nie Anstalten gemacht, jemanden aus Dr. Applewhites „Forschungsgruppe“ – Testobjekte nannte Zoe sie gedanklich, wenn sie in unfreundlicher Stimmung war – kennenzulernen, aber die Nachricht war trotzdem ein Schlag. Jemand wie sie, der aus dem einzigen Grund sterben wollte, dass er genauso war wie sie. Das war allerdings hart zu schlucken.
Sie hob mechanisch ihre Tasche hoch, ging weg, ohne ihre Umgebung wirklich wahrzunehmen. In ihrem Kopf richtete sie ihre Gedanken neu aus. Dachte zurück an Dr. Monks Bemerkungen. So arbeitet man auf seine Ziele hin. Ein Schritt nach dem anderen.
Was hatte sie wirklich in ihrem Leben? Eine Mentorin, die einer Mutterfigur ähnlicher war, als jede andere Person, die sie je finden würde. Eine Partnerin – Shelley – die einer Freundin noch am ähnlichsten war. Zwei Katzen, Euler und Pythagoras – und obwohl sie sie beide liebte, wusste sie, dass es in der Natur von Katzen lag, dass es ihnen genauso gut gehen würde, wenn sie weg war und sie bei jemand anderem lebten. Eine Karriere, die öfter auf der Kippe stand als sich weiterzuentwickeln, auch wenn momentan eine der besseren Phasen war. Eine kleine Wohnung für sich.
Und eine Störung, oder eine Fähigkeit, oder wie auch immer man es nennen wollte, die sie so anders machte, dass Leute wie sie sich selbst töteten.
Es war ein ernüchternder Gedanke.
KAPITEL DREI
Zoe ging durch die Flure des weitläufigen FBI-Hauptquartiers in Washington D.C. auf das Besprechungszimmer zu, wo Shelley warten würde. Solche Gebäude wirkten auf Zoe beruhigend: vor ausreichend langer Zeit gebaut, aber mit genug Planung und Präzision, dass man jede Etage gut einschätzen und sich dort zurechtfinden konnte.
Das J. Edgar Hoover-Gebäude war durchdacht gebaut worden. Obwohl es von außen viereckig und grau war, die Art Architektur, die Leute als Bausünde bezeichneten, liebte Zoe genau diese blockartige geometrische Komposition. Die Flure zweigten auf genau die gleiche Art ab, ganz gleich, wo man den Aufzug verließ, und die Zimmer waren logisch nummeriert. Zimmer 406 war, ziemlich selbstverständlich, die sechste Tür, die man erreichte, wenn man im vierten Stock aus dem Aufzug ausgestiegen war. Das war unfassbar erfreulich. Nicht alle Gebäude waren gleich geschaffen.
Shelley saß tatsächlich bereits im Besprechungszimmer, sah Notizen durch, sowie Farbfotografien, die in ordentlichen Abständen auf einem Besprechungstisch ausgelegt waren. Sie sah auf und lächelte, als Zoe eintrat.
Zoe konnte nicht ganz begreifen, wie Shelley, mit einem kleinen Kind zu Hause und keinem nennenswerten Vorteil hinsichtlich der Entfernung, vor ihr im Hauptquartier hatte sein können. Nicht nur das, aber wie konnte sie in ein Kostüm gekleidet sein, das ihre kurvige, aber schlanke Figur untermalte, die Winkel zwischen Hüfte, Taille und Brust akzentuierte, ohne einen Fleck des üblichen Schmutzes, der sich erwartungsweise im Umfeld eines Kleinkindes bildete. Und wie konnte sie so perfekt zurechtgemacht sein, mit einem leichten Hauch eines rosa Lippenstifts auf dem Mund und ihrem blonden Haar lässig in einem Chignon zurückgehalten. Aber so war es.
Ihr Vorgesetzter, Special Agent in Charge Leo Maitland, stand vorne im Zimmer und wartete mit der angespannten Ungeduld eines Jaguars auf der Jagd. Er war ein Army-Veteran mit soldatischer Haltung und nach einer erfolgreichen Karriere mit zahlreichen Beförderungen war er nach Hause zurückgekehrt, um in die Strafverfolgung zu wechseln. Das war alles fünfzehn Jahre zuvor geschehen, aber die ergrauenden Haare an seinen Schläfen waren kein Zeichen, dass er weniger Kämpfer als zuvor war. Er war 1,87 m groß, mit einem Brustumfang von hundertdreizehn Zentimetern und einem Bizeps von siebenunddreißigeinhalb Zentimetern, der die Säume seiner Uniform dehnte.
„Ah, Special Agent Prime“, sagte er. „Willkommen. Ich habe Ihrer Partnerin die Einsatzbesprechungsnotizen gegeben. Setzen Sie sich bitte und sehen sie sich an.“
Zoe gehorchte und stellte einen Kaffee zum Mitnehmen vor Shelley ab. Es war ihnen zur Gewohnheit geworden. Zoe steuerte den Kaffee bei und Shelley würde die gesamte höfliche Konversation beisteuern, die während des Falles gebraucht wurde. Jede von ihnen kümmerte um etwas, das sie tatsächlich auch fertigbrachte.
„Special Agent Rose hat die gesamten Informationen, aber ich gebe Ihnen einen Überblick. Wir haben schon zwei Leichen und es sieht nach einem hiesigen Fall aus, also werden Sie nicht reisen müssen.“
Maitland verschränkte seine Arme vor der Brust, woraufhin das Material seines Anzugs um seine Schultern herum sichtbar an seine Grenzen geriet. „Wir werden von der Lokalpresse ziemlich unter Druck gesetzt werden, da eines der Opfer recht bekannt war. Ihnen ist zweifellos bewusst, wie dringend ein dritter Todesfall und die Verwendung des Begriffs ‚Serienmörder‘ durch die Presse verhindert werden müssen.“
Zoe nickte. Eine solche Berichterstattung könnte Hysterie verursachen und letztlich die Fallaufklärung behindern. Auch würden dadurch die Nachrichten weiter verbreitet werden – und das bedeutete, dass sie es mit mehr nationaler oder sogar internationaler Presse zu tun bekommen würden. FBI-Agenten waren daran gewohnt, unter hohem Druck zu arbeiten, aber das bedeutete nicht, dass sie es schätzten. Besonders Zoe nicht, die Mikrofone zählen und die Längen der Fernsehkamerakabel analysieren würde, anstatt sich auf ihre Rede bei der Pressekonferenz zu konzentrieren.
„Angesichts Ihrer Verspätung …“ fuhr Maitland fort. Zoes Mund öffnete sich zum Protest, aber sie klappte ihn zu. Sie hatte sich an diesem Morgen für ihren Brunch freigenommen, als Ausgleich zu den vielen, vielen unbezahlten Überstunden, die sie geleistet hatte. Sie war kaum zu spät. Aber man widersprach dem Special Agent in Charge des J. Edgar Hoover-Gebäudes nicht. „Ich habe Ihre Partnerin schon informiert. Ich werde es ihr überlassen, Ihnen die Einzelheiten mitzuteilen. Angesichts Ihrer Neigung für Mathematik waren wir der Meinung, dass dieser Fall perfekt zu Ihren Fähigkeiten passt. Lassen Sie mich nicht hängen.“
Maitland rauschte aus dem Raum, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Zoe bemerkte, wie seine Hand direkt in seine Tasche griff, als er den Raum verließ und nahm an, dass die zweieinhalb Zentimeter dicke Ausbeulung wahrscheinlich ein Handy war. Er war ein beschäftigter Mann, der Anrufe zu machen und weitere Informationen weiterzugeben hatte. Sie würden ihn wahrscheinlich nicht oft sehen, bis der Fall erledigt war – sofern sie keinen Mist bei irgendetwas bauten, dann würde er wie eine Tonne Ziegelsteine auf sie herniederstürzen.
In Anbetracht von Maitlands Größe und der Tatsache, dass eine Tonne eintausend Kilo beinhaltete, war er nicht wirklich wie eine Tonne Ziegelsteine. Eher ein Zehntel davon.
„Zwei Opfer“, sagte Shelley und sicherte sich Zoes Aufmerksamkeit ohne eine höflich-triviale Einleitungsbemerkung. Sie begann, Zoe besser kennenzulernen und musste mittlerweile bemerkt haben, dass solche Bemerkungen keine positive Wirkung auf ihre Beziehung hatten. Seit Beginn ihrer Zusammenarbeit hatte Zoe eine mindestens siebzigprozentige Verminderung von Plauderei bemerkt. „Beide in unserem eigenen Hinterhof. D.C. Metropolregion.“
„Ich hoffe, nicht in einem unserer tatsächlichen Hinterhöfe. Man sollte meinen, dass wir als Bundesagenten es bemerken würden.“
Shelleys Augen blitzten auf, als sie Zoe einen leichten Rippenstoß gab. „War das ein richtiger Witz? Was ist in dem Kaffee?“
„Ich habe mich heute Morgen mit einer alten Freundin getroffen. Ich nehme an, es hat mich in gute Stimmung versetzt.“
„Dann tut es mir leid, das unterbrochen zu haben.“ Shelley deutete auf die zwei Akten zu den Opfern, sorgfältig ausgebreitet und absichtlich auseinandergehalten.