Leberkäs-Porno. Heinz von Wilk
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Читать онлайн книгу Leberkäs-Porno - Heinz von Wilk страница 9
Sie wischte sich ein paar Tränen aus den Augen und nahm den Max bei den Händen: »Jetzt haben wir nur noch uns beide, Bub.«
Auer streichelte ihre Hände: »Ich pass schon auf dich auf, Friedl. Was war denn mit dem Geschäftsabschluss? Mit Ottis Ausstieg?«
»Das haben der Glasl und der Brunner geregelt. Ich hab alles unterschrieben, was mir der Brunner hingelegt hat. Zu Misstrauen war kein Grund, denn ich hab im Endeffekt mehr Geld und Immobilien rausbekommen, als ich dachte.«
Ihre tränenumflorten Augen wurden schmal: »Was fragst du auf einmal so blöd? Meinst du, da war irgendwas nicht ganz koscher?«
»Ich hol mir noch schnell ein Bier aus der Küche. Willst du noch einen kleinen Cognac, Friedl?«
»Wer lange fragt, der gibt nicht gerne. Und ja keinen kleinen, Bub, einen vernünftigen. Für meinen alten Kreislauf. Auf kleine Schlucke reagiert der gar nicht mehr. Der braucht jetzt einen Schub.«
Auer kam mit dem Bier und dem Hennessy zurück an den Tisch, und Friedl kratzte sich an der Schläfe: »Nein, ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass da was Linkes gelaufen ist. Schau mal, der Brunner, der verdankt dem Otti ja die Sissi, und der …«
Max hob die Hand: »Langsam, Friedl, langsam. Was heißt das genau, dass der Brunner dem Otti die Sissi verdankt? Erklär mir das mal so, dass ich es verstehe, ja? Und warum weiß ich so wenig über den Unfall und das ganze Zeug?«
»Ich brauch noch eine Zigarette.« Sie zündete sich eine an, blies den Rauch aus und wedelte wieder in der Luft herum: »Du warst ja nur ganz kurz da, bei der Urnenfeier. Nicht einmal zum Leichenschmaus bist du geblieben. Und ich wollte schon gerne mit dir reden, aber es ging halt nicht, weil der Herr Polizist in Eile war. Zurück nach München musste er, der Kommissar, während es der alten Tante beinahe das Herz zerrissen hätte vor lauter Gram. So, und jetzt bedrängst du mich? Findest du das schön? Kommt jetzt eine Moralpredigt, von wegen schmutziges Geld und so? Pecunia non olet, mein Lieber. Das haben schon die alten Griechen gesagt, gell?«
Der Max, bass erstaunt über diesen Temperamentsausbruch, winkte ab: »Hör mit den Griechen auf. Was haben die von ihren schlauen Sprüchen? Die sind mittlerweile pleite. Du nicht. Also, wie ist das mit der Sissi gelaufen?«
Friedl trank mit beleidigtem Gesichtsausdruck einen großen Schluck und sagte: »Ja mei, wir haben uns halt eines Abends überlegt, der Otti und ich, dass der Brunner eigentlich eine ganz arme Sau ist. Nicht pekunär, verstehst? Vermutlich hat es am Hormonstau gelegen, auf jeden Fall ist er geschäftlich in letzter Zeit ein bissel arg verkniffen gewesen, hat der Otti gemeint. Und er hat gesagt, dass er gelesen hat, dass ältere Männer schnell einmal den Prostatakrebs oder so was Ähnliches kriegen können, wenn die ganzen alten Leitungen da unten nicht regelmäßig freigespült werden. Also ist der Otti zum Glasl, alias Chili, und hat gemeint, wir binden dem Brunner jetzt etwas Frauenfleisch um, dann wird er auch wieder lockerer im Geschäft.«
»Warum, was war denn vorgefallen, was heißt denn ›verkniffen‹?«
»Ach, Bub, das Übliche. Der Brunner hatte mittlerweile alles, was er wollte: Haus, Boot am Chiemsee, Chalet in Kitzbühel und das Dings da am Gardasee. Alles, bloß keine Frau. Otti hat gesagt, dass sich der Brunner sogar zu solchen Internetsachen angemeldet hat. Weißt schon, da bezahlst du einen Haufen Geld, und die Frau, die du dann kennenlernen willst, die wurde dummerweise kurz vorher abverkauft, also hast du einen Kerl auf dem Bildschirm. Das mit den Frauen war aber nicht das Hauptproblem. Nein, der Brunner wollte generell nicht mehr so richtig, weil ihm seine Beteiligung zu gering war. Er ist plötzlich geldgierig geworden. Doppelten Anteil, das hat er gesagt. Doppelt, oder ich lass das mit euch sein. Und das passte dem Otti und dem Glasl überhaupt nicht. Die haben doch noch ein oder zwei Dinger in der Röhre gehabt, die hätten sie schon gerne durchziehen wollen, weil da ja schon relativ viel Geld dafür geflossen ist. Und wenn der Brunner plötzlich so viel mehr Geld sehen will, dann rechnet sich das nicht mehr.«
»Was für Dinger?«
»Ach geh, jetzt fragst du einer alten, unwissenden Frau ein Loch in den Bauch. Immobiliendinger halt. Das eine, das ist ein Ärztehaus, mitten in der Stadt. 14 Praxen und eine Radiologie mit CT, ambulantes OP-Zentrum und alles, was man sich so vorstellen kann. Allein da hätten die drei in Jahresfrist ein paar Millionen rausgeholt. Ein jeder von denen, wohlgemerkt. Na ja, und dann noch das Studentenwohnheim. Da geht das Grundstück ein klitzekleines Fusselchen in so ein blödes Naturschutzgebiet rein. Ein paar Meter hier, ein paar Meter da. Was soll das, frag ich dich, Bub? Da im Wald leben ein paar quergehörnte Kreuzschnäbler oder wie die heißen. Und so eine Fledermausart, die ist so selten, dass sich die paar, die da rumflattern, selber nicht einmal persönlich kennen. Das Problem könnte der Brunner aber gut über seine Beziehungen regeln. Jetzt nicht das mit den Fledermäusen, sondern das mit dem Grundstück. Du kaufst es billig ein, weil ja eh nie gebaut werden darf. Dann kommen ein paar Sachverständige vom Verein der anonymen Waldvögel, und die schlagen einen Umzug vor.«
»Verstehe! Einen Umzug.«
»Nein, tust du nicht. Manchmal muss man die lieben Tierchen zu ihrem Glück zwingen, hat der Otti gesagt. Vielleicht fühlen die sich auf dem Samerberg oder auf der Kampenwand viel wohler, wer weiß? Auf der Herreninsel, mitten im Chiemsee, da haben sie sogar ein Fledermaus-Museum, ja, was denkst du. Und, da staunst du auch, auf der Insel ist das größte Fledermausaufkommen Deutschlands. Vielleicht sind die ja auch alle umgesiedelt worden, wer weiß das schon? Also, um auf die Vorhaben zurückzukommen: Der Brunner sollte im Stadtrat das mit dem Grundstück und den Fledermäusen mithilfe der Gutachten klären, und dann hätte seine Bank auch die Finanzierung übernommen. Und das Grundstück für das Ärztehaus wollten sie dem Kerl abjagen, der es hat, aber nicht bebauen kann, weil er keine Flocken hat, verstehst? Unterm Strich hätten sie alle profitiert. Alle. Die Baupläne sind schon gezeichnet, ein paar Leute haben nette Geschenke bekommen, so was halt, nicht wahr?«
»So, und da kommt jetzt die Sissi ins Spiel?«
»Genau. Der Otti hat gemeint, die Sissi, die könnte den Brunner wieder auf Linie bringen. Der Glasl Chili hat gemeckert, weil er ein bissel in die Sissi verliebt ist. Aber der Otti sagt, Papperlapapp, das darfst du nicht persönlich nehmen. Geschäft ist Geschäft. Ein zweites Stück Apfelkuchen mag ich jetzt auch nicht mehr. Das passt nicht zu dem Cognac. Du warst doch grade am Kühlschrank. Ist da noch ein verträumtes Stückerl von der Kirschtorte drin?«
»Was?« Max, der mit seinen Gedanken ganz woanders war, schaute auf. »Du willst doch ein wenig abnehmen, hast du mir gestern gesagt, oder?«
»Ach was, so was macht man über einen gewissen Zeitraum, und nicht so panisch schnell. Außerdem wird Hüftspeck im Frühjahr zu Frühlingsrollen, im Herbst zu Hüftgold und so weiter. Ein ewiger Kreislauf. Wo waren wir stehengeblieben?«
»Bei der Kirschtorte. Die ist alle. Ist die Sissi auf den Brunner angesprungen?«
Die Friedl schnaufte und verdrehte die Augen: »Ja was glaubst, Bub. Die hat den so toll gefunden wie