Тайны звезд №38/2020. Группа авторов
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Sie hatte sie durch den Wald zu einer Lichtung geführt, wo sie alles für ihre Ankunft vorbereitet hatte. Der Eintopf über dem Lagerfeuer ließ Jenn das Wasser im Mund zusammenlaufen und sie freute sich schon darauf, dass er die morgendliche Kälte vertreiben würde. Sie hatte sich entschlossen, nicht nachzufragen, was für ein Fleisch darin war.
»Fünfundzwanzig Minuten«, sagte Poke.
»Es ist eine sechsstündige Wanderung zur Grenze«, entgegnete Cove.
»Und?« Poke blieb bei Cove stehen und versuchte, ihren Zigarettenstummel anzuzünden. Sie schielte auf die Flamme, die die Spitze küsste.
»Warum der Countdown?«
Poke musterte ihn von oben bis unten, grinste dann nur und umkreiste ohne Antwort weiter die Gruppe. Cove warf Jenn einen fragenden Blick zu. Er war derjenige unter ihnen, der am meisten auf Ausrüstung vertraute. Auf seiner Kleidung, dem Rucksack und seinen restlichen Sachen prangten teure Labels und er hatte für diese Expedition wahrscheinlich mehr ausgegeben als der Rest von ihnen zusammen. Sie wollte Poke sagen, wie erfahren Cove war, doch es war nicht ihre Aufgabe, ihn zu verteidigen. Normalerweise fiel es ihm nicht schwer, sein eigenes Lob zu singen.
»Poke hat einen straffen Zeitplan für uns«, sagte Jenns Vater. »Hört auf sie. Sie weiß, was sie tut.«
Jenn bemerkte, dass Poke stehen geblieben war und sie anstarrte.
»Was?«, fragte Jenn.
»Nichts.« Poke trat ihre Kippe aus und zog eine weitere Zigarette aus ihrer Hemdtasche. »Hab mich nur gefragt, wo der Rest eurer Ausrüstung ist.«
»Lucy heult bereits ihren kostbaren Gadgets hinterher«, grinste Gee. Lucy warf ihm von dort, wo sie neben dem kleinen Stapel Ausrüstung stand, den sie zurückließen, einen wütenden Blick zu. Eden war ein unbefleckter Ort, die älteste und wildeste der dreizehn unberührten Zonen der Welt, und Dylan hatte darauf bestanden, dass sie ihn mit angemessenem Respekt behandelten. Diese Expedition war so weit auf das Wesentliche reduziert, wie sie es noch nie gewagt hatten – keine Tablets oder Netzimplantate, kein GPS, keine Satellitentelefone, überhaupt keine elektronischen Geräte. Es hieß sie gegen Eden und darin lag eine Reinheit, die Jenn überaus verführerisch fand.
»Du weißt schon«, sagte Poke. »Wissenschaftszeug. Messinstrumente und so ’n Scheiß.«
»So was haben wir nicht«, erklärte Selina.
»Waagen und Reagenzgläser. Probenbeutel. Dieser ganze Mist.«
»Wir haben alles, was wir hier brauchen.« Gee war wie immer als Erster fertig. »Ausrüstung zum Wandern, Rennen und Klettern. Trockennahrung. Wasserreiniger. Sonnenschutzmittel und Erste-Hilfe-Kasten. Ein paar kleine Zelte, Messer, Regenschutz, falls der Wetterbericht falsch ist, und Wechselkleidung. Aber nicht viel, weil wir es so lieben, streng zu riechen.«
»Und ihr wollt euch Essen suchen?«
»Ja, Früchte und Nüsse, aber wir werden nichts töten, um es zu essen, außer wir müssen. Wir laufen auf einem Kaloriendefizit und wenn man zwölftausend pro Tag verbrennt, kann man einfach nicht genug Proviant mitschleppen.« Gee nickte zu Cove. »Und einige von uns können es sich auch leisten, etwas Speck zu verlieren.«
Cove zeigte ihm den Mittelfinger und Gee lachte. Der Kanadier, ein dünner, kleiner Mann, war wahrscheinlich die entschlossenste Person, die Jenn kannte. In den sechs Jahren, die er mit ihrem Vater und ihr reiste, hatte sie nie erlebt, dass er sich vor einer Herausforderung gedrückt oder aufgegeben hatte. Sie hatte gesehen, wie er als Einziger von ihnen frei eine Felswand hinaufgeklettert war und wie er sich auf einem Boot in Frankreich drei rassistischen Mistkerlen entgegengestellt hatte. Sie waren weggegangen und er weggehumpelt, doch in Jenns Augen hatte er dennoch gewonnen. Er war zwar nur zwei Jahre jünger als ihr Vater, dennoch kam ihr Gee wie eine Art Bruder vor. Seine Entschlossenheit oder positive Einstellung hatte jedoch nichts mit der Tatsache zu tun, dass er nur eine Hand hatte. Er hatte nie angedeutet, dass er es überhaupt als Behinderung empfand. Tatsächlich schien er es sogar zu mögen. In einem hohlen Finger hatte er zwei Joints versteckt.
»Wie zum Teufel siehst du denn aus?«, fragte Poke.
»Wie dein Stecher«, antwortete Gee. Er trat einen Schritt näher.
»Ich versohl dir den Arsch«, schoss Poke zurück.
Gee zuckte grinsend mit den Schultern. Keiner von ihnen zweifelte an ihren Worten. Sie zündete sich ihre Selbstgedrehte an und inhalierte den Rauch.
»Ich habe Ihnen doch erklärt, warum wir hier sind«, sagte Dylan.
»Ich hab nicht geglaubt, dass jemand so dämlich ist.« Wieder sah sie zu Jenn und runzelte die Stirn.
»Tja, wir schon«, erwiderte Dylan.
»Und gegen wen tretet ihr an?«, fragte Poke.
»Noch niemanden. Wir wollen die Ersten sein. Sie kennen diesen Ort, Sie wissen, warum.«
Poke blinzelte ihn nur durch eine Rauchwolke hinweg an.
»Statistisch und historisch gesehen ist Eden die gefährlichste Zone der Welt«, erklärte Dylan. »Sie hat im Laufe der Jahre schon viele Menschen verschluckt.«
»Ja.«
Als Dylan weitersprach, sah er sich um und schien erfreut, jedermanns Aufmerksamkeit zu haben. Sie hatten diese Geschichte alle schon mal gehört, aber noch nicht von jemandem wie Poke. Jemandem, der die Dinge, die er sagte, bestätigen konnte.
»Andere Abenteurer haben es versucht. Einige verschwanden. Andere sind aus Eden geflohen und haben versucht, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Es ist, als hätte ihnen dieser Ort ihre Abenteuerlust genommen. Mit der Zeit hat er den Ruf als einer der atemberaubendsten Orte der Erde bekommen, absolut menschenfeindlich.«
Die Brise ließ nach, selbst die Blätter und Vögel verstummten und lauschten.
»Solange mir nichts anderes geraubt wird«, scherzte Gee, um die Stille zu vertreiben.
»Ihr wollt also die erste Gruppe Arschlöcher sein, die Eden durchquert.« Poke schüttelte den Kopf.
»Rennend, kletternd, schwimmend, gehend, selbst kriechend, wenn wir müssen«, bestätigte Cove. »Man nennt es ein Adventure Race.«
»Abenteuer.« Sie sprach das Wort aus, als würde es einen seltsamen Geschmack in ihrem Mund hinterlassen.
»Wollen Sie uns begleiten?«, fragte Gee.
»Ich will leben«, erwiderte Poke. Zum ersten Mal klang sie ernst.
»Wir leben doch«, sagte Lucy. »Das ist das volle Leben.«
»Hast du einen Job, Kleine?«
»Ich arbeite an meiner Doktorarbeit.«
»Familie?«