8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld

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8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld

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O’Rourke war kalt gestellt. Wozu ihn noch ermorden?“

      „Das würde ich auch gerne wissen.“

      „Was wissen Sie über O’Rourkes Privatleben?“, fragte Milo.

      „Ehrlich gesagt, war er ein ausgeprägter Einzelgänger. Ihm fehlte der Teamgeist, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wenn die Beamten einer Schicht zum Bowling gingen, fuhr er nach Hause, oben in Riverdale. Er hat mal erwähnt, dass er dort ein Haus hat. Und ich nehme an, dass er gar nicht daran dachte, hier in die Gegend zu ziehen. Vielleicht nahm er auch an, dass die Versetzung irgendwann zurück genommen werden würde.“

      „Wie waren die Chancen dafür denn?“

      „Gar nicht so schlecht. Wahrscheinlich hätte er hier noch ein halbes Jahr abreißen müssen und wäre dann wieder zurück in sein altes Revier gekommen, falls nicht zwischenzeitlich doch noch Beweise aufgetaucht wären, dass er irgendwie Dreck am Stecken hatte. Aber dafür gab es keine Hinweise.“

      „Wir brauchen die Anruflisten seines Telefons hier im Revier“, sagte ich.

      „Die können Sie haben“, versprach Captain Nelson Del Mar.

      „Zeigen Sie uns bitte noch seinen Schreibtisch.“

      „Ich führe Sie hin.“

      „An was für einem Fall arbeitete er im Moment?“

      „Denken Sie, dass seine Ermordung damit zusammenhängt?“

      „Wir müssen allen Spuren nachgehen, Captain.“

      „In der Crescent Street wurde eine Rentnerin von ein paar Jugendlichen ausgeraubt und niedergestochen. Sie ist an den Folgen der Verletzungen gestorben. O’Rourke bearbeitet den Fall zusammen mit Lieutenant Tomasino und Lieutenant Wolfe, die Sie beide gerne dazu befragen können.“

      Del Mar führte uns zu O’Rourkes Schreibtisch. Das Dienstzimmer teilte er sich mit den Lieutenants Wolfe und Tomasino. Die beiden berichteten uns von dem Fall, an dem sie mit O’Rourke zuletzt gearbeitet hatten. Es schien sich um Routineermittlungen zu handeln.

      „Er hat ziemlich viel mit seiner neuen Flamme telefoniert“, berichtete uns Lieutenant Tomasino noch.

      „Wissen Sie, wer das war?“, hakte ich nach.

      „Sie heißt Christine. Den Nachnamen kenne ich nicht, aber ich nehme an, dass sie die Telefonlisten überprüfen und anhand der Daten werden Sie das leicht herausfinden.“

      Der Schreibtisch selbst bot nichts, was auf den ersten Blick ins Auge fiel. Wir packten dennoch den Inhalt in einen Pappkarton und nahmen ihn mit. Insbesondere alles das, was persönlichen Charakter hatte. Ein Telefonregister und einen voll geschriebenen Notizblock zum Beispiel. Außerdem beschlagnahmten wir seinen Rechner. Sollten die Kollegen im Labor mal den Email-Verkehr unter die Lupe nehmen.

      6

      Wir waren gerade in den Sportwagen eingestiegen, als uns ein Anruf aus dem Field Office erreichte. Mr Jonathan D. McKee, der Chef des New Yorker FBI, war am Apparat.

      „Es hat sich jemand gemeldet, der O’Rourke in der Nacht seines Todes gesehen haben will“, berichtete uns Mr McKee. O’Rourkes Bild war mit der Frage an die Bevölkerung über die Medien verbreitet worden, wer den Lieutenant der Homicide Squad in der Mordnacht gesehen hatte, um auf diese Weise nach und nach rekonstruieren zu können, was sich vor der Tat ereignet hatte. Vor allem ging es uns natürlich um den Tatort, denn dort waren möglicherweise noch Spuren zu finden. „Der Mann heißt Jamie Fredo und betreibt eine 24-Stunden-Snack Bar mit Fischgerichten. Der Laden liegt an der 5th Street in Queens, das dürfte nicht allzu weit von Ihrer gegenwärtigen Position entfernt sein.“

      „Wir sind schon so gut wie dort“, versprach ich. Von O’Rourkes Revier aus waren das maximal zehn Minuten.

      7

      Als wir Fredo’s Fish Bar in der 5th Street erreichten, waren dort bereits zwei Einsatzfahrzeuge des NYPD.

      Wir stiegen aus. Möwen kreischten. Man hatte einen direkten Blick auf den East River und Franklin D. Roosevelt Island. Die lang gezogene Insel teilte den East River zwischen dem UNO-Hauptquartier und dem Carl Schurz Park in West Channel und East Channel. Etwas weiter südlich lag Belmont Island, eine unbewohnte Insel, auf der sich, abgesehen von einem Leuchtturm, keine Gebäude befanden.

      Eine Pier ragte etwa hundert Meter weit ins Wasser hinein. Ein Frachter lag dort vor Anker.

      Mehrere uniformierte Kollegen der City Police sahen sich dort bereits um.

      Wir betraten Fredo’s Fish Bar.

      Es herrschte kaum Betrieb.

      Eine junge Polizistin saß zusammen mit einem Mann mit weißer Schürze und Matrosenmütze an einem der Tische. Wir traten hinzu.

      „Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker“, stellte ich uns vor.

      „Sergeant Rebecca DeHunt“, nannte die junge Polizistin ihren Namen. „Mister Fredo hat uns angerufen und wir haben gleich Ihr Field Office verständigt.“

      „Danke.“ Wir setzten uns dazu. „Sie haben Lieutenant O’Rourke wiedererkannt“, wandte ich mich an Jamie Fredo.

      Der Besitzer von Fredo’s Fish Bar nickte. „Ja. Er aß regelmäßig hier. Fast täglich. Die Uhrzeit war wochenweise verschieden. Ich nehme an, dass er immer nach seiner Schicht hier vorbei kam. Zwei Fishburger und eine Tasse Kaffee, dazu Chips. Das war seine Standard-Bestellung.“ Jamie Fredo atmete tief und fuhr schließlich fort: „Sein Bild wurde im Lokalfernsehen gebracht. Ich habe ihn gleich wiedererkannt.“

      „Schildern Sie uns, was geschehen ist.“

      „Es war ungefähr vier Uhr morgens. Er saß am letzten Tisch dort hinten, in der Ecke. Dort ist er immer hingegangen. Er gähnte dauernd, weil er wohl eine Nachtschicht hinter sich hatte. Er hat seine Bestellung aufgeben, angefangen zu essen und wurde dann über das Handy angerufen.“

      „Konnten Sie etwas verstehen?“

      „Ja, er war der einzige Gast um die Zeit und ich habe mitbekommen, dass sich mit dem Typ am anderen Ende der Leitung verabredet hatte. Er war etwas ungehalten darüber, dass der Kerl noch nicht da war. Vielleicht sollte er auch in der Fish Bar auf ihn warten.“

      „Woraus schließen Sie, dass es ein Mann war?“

      Jamie Fredo zuckte mit den breiten Schultern und hob die Augenbrauen. „Also, wenn Sie mich so fragen…“

      „Ja?“

      „Ich habe das einfach nur angenommen. Jedenfalls verließ er kurz nach dem Anruf das Lokal und verschwand draußen in der Dunkelheit.“

      „Sie haben nichts mehr gesehen oder gehört?“

      „Nein. Wenn es dunkel ist, spiegeln die Scheiben. Man sieht fast nichts.“

      „Wir danken sehr für Ihre Auskünfte“,

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