5 mörderische Herbst Thriller - Krimi Sammelband 5003 September 2019. Cedric Balmore
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„Das liegt erstens nur bedingt in unserer Hand und zweitens geschieht das auch nur, falls sich die Verdachtsmomente gegen Shane Kimble erhärten sollten“, antwortete Clive.
Orry fragte: „Warum legen Sie eigentlich so großen Wert auf den Kontakt Ihres Sohnes zu Kimble?“
„Er ist sein Vater.“
„Aber finden Sie, dass ein Gang Leader aus der Bronx das richtige Vorbild für ihn ist? Er wird größer werden und Fragen stellen.“
„Das wird er so oder so“, murmelte Teresa Johnson ziemlich niedergeschlagen. Sie machte eine ausholende Handbewegung. „Das alles hier ist ziemlich teuer. Shane zahlt zwar Unterhalt für den Kleinen, aber das würde nicht mal reichen, um sich in irgendeinem Rattenloch in der Bronx einzuquartieren. Solange ich ihn regelmäßig mit dem Jungen besuche komme, fließt genug Geld, um das alles hier zu unterhalten.“
„Shane Kimble ist pleite“, sagte Orry kühl. „Sein Vermögen wurde eingezogen, weil es aus Drogengeschäften stammte!“
Sie zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, woher das Geld letztlich kommt. Ich weiß nur, dass es regelmäßig fließt und das genügt mir.“
„Und was ist mit der Waffe?“, fragte Clive. „Sie sollten uns dazu auch etwas sagen.“
Sie zögerte noch, biss sich auf die Lippen und begann schließlich stockend: „Shane hat die Waffe an Dustin Jennings weitergegeben – und zwar mit dem Auftrag, sie verschwinden zu lassen.“
„Das hat Shane Kimble Ihnen erzählt?“, hakte Clive nach.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich war dabei und habe es selbst mit angehört.“
„Aber Jennings hat die Waffe offensichtlich nicht verschwinden lassen.“
„So muss es gewesen sein.“
„Nun hat aber Jennings keinerlei Anlass, Longoria den Tod zu wünschen. Schließlich verschaffte der Staatsanwalt ihm durch sein Angebot die Möglichkeit, schon nach relativ kurzer Zeit wieder das Gefängnis zu verlassen!“
„Ich kann Ihnen dazu nicht mehr sagen! Jennings sollte die Waffe verschwinden lassen. Es war nicht das erste Mal, dass er für Shane die Drecksarbeit gemacht hat. Aber offensichtlich hat sich Jennings überlegt, dass er die Waffe besser aufbewahrt!“
„Warum hat er das getan?“, fragte Orry.
„Zwei Wochen nach dem Prozess hat Jennings mich aufgesucht.“
„Was wollte er von Ihnen?“
„Ich sollte Shane sagen, dass er die Waffe hätte und dass er dafür gesorgt hätte, dass sie sofort auftaucht, sobald ihm was passieren würde.“
„Er hat also Angst gehabt, dass Kimble ihn aus dem Gefängnis heraus ermorden lässt!“
„Ja. Seine Anwälte haben Shane Hoffnungen im Hinblick auf eine Revision auf Grund ungenügender Beweiswürdigung gemacht und meinten, dass er vielleicht doch noch mal etwas glimpflicher davonkäme. Aber wenn die Waffe aufgetaucht wäre, hätte er das vergessen können. Wahrscheinlich waren sogar seine Fingerabdrücke darauf. Kein Richter der Welt hätte ihm dann noch irgendeinen Strafnachlass gegeben. So lange die Waffe verschwunden blieb, war es ein schwaches Indizienurteil, das vielleicht zu kippen war.“
„So schwach kann dieses Urteil nun auch wieder nicht gewesen sein“, gab Clive zu bedenken. „Immerhin wurde die Revision schon bei der Anhörung vor der Grand Jury niedergeschlagen.“
11
Milo und ich hatten eigentlich vorgehabt, uns in der South Bronx nach Dustin Jennings umzusehen.
Aber ein Anruf aus dem Field Office warf das fürs Erste über den Haufen.
Es war Mister McKee persönlich, der sich am anderen Ende der Leitung meldete. Wir hatten die Freisprechanlage auf ‚laut’ geschaltet, sodass wir beide mithören konnten.
„Die Vernehmung von Dustin Jennings werden Sie ein paar Stunden verschieben müssen“, meinte Mister McKee. „Das muss warten. Ich brauche Sie beide zunächst in Yonkers.“
„Was ist passiert?“, fragte ich nach.
„Auf einem Parkplatz am Madison Expressway ist von den Kollegen der Highway Patrol ein Wagen aufgefunden worden, bei dem es sich wahrscheinlich um den BMW handelt, der bei dem Attentat auf Longoria an der Transverse Road No.1 als Fluchtfahrzeug benutzt wurde. Sie beide sind von unseren Agenten am nächsten dran. Sehen Sie zu, dass mit diesem Wagen kein Unsinn geschieht, bis die Erkennungsdienstler vor Ort sind. Die können ihn dann meinetwegen bis zur letzten Schraube auseinander nehmen.“
12
Als wir an dem von Mister McKee angegebenen Parkplatz ankamen, waren die Kollegen der Highway Patrol bereits etwas ungeduldig.
Die beiden Officers, die hier Dienst taten hießen Naismith und O’Bannon.
Wir zeigten ihnen unsere Ausweise.
„Der Wagen ist in der Liste der gestohlenen Fahrzeuge verzeichnet“, sagte O’Bannon. „Eine Halterabfrage ergab, dass er einem gewissen Timothy Allen Garner aus Riverdale gehört.“
„Wir nehmen an, dass es sich um das Fluchtfahrzeug handelt, das beim Mordanschlag auf Staatsanwalt Longoria verwendet wurde“, erklärte ich. „Der erste Teil des Kennzeichens, den sich ein Zeuge merken konnte, stimmt jedenfalls – und die Typenbezeichnung auch.“
O’Bannon nickte leicht.
„Sie haben Recht, dass sind ein paar Zufälle zuviel, würde ich sagen.“
„Ich hoffe, Sie haben nicht versucht, den Wagen zu öffnen.“
„Nein, wir haben nichts angerührt.“
„Am Tatort konnte ein Reifenprofil sichergestellt werden“, mischte sich Milo ein. „Sollte es übereinstimmen, dann ist es der Wagen, den wir suchen – und vielleicht haben wir dann irgendeine mikroskopisch kleine Spur, die uns am Ende zu den Tätern führt.“
„Ich nehme an, wir werden dann nicht mehr gebraucht“, glaubte Naismith.
„Nein. Haben Sie vielen Dank für Ihre Unterstützung. Wir übernehmen von jetzt an.“
Die beiden Highway Patrol Officers schwangen sich auf ihre Motorräder und brausten davon.
Es dauerte eine Weile, bis die Kollegen von der SRD eintrafen. Eigentlich gehörte Yonkers nicht mehr zu ihrem unmittelbaren Einsatzgebiet, aber es kam auch in anderen Fällen durchaus zur Amtshilfe für das Yonkers Police Department. Der Wagen wurde fachmännisch geöffnet und anschließend von den Kollegen nach Spuren untersucht. Jeder noch so kleine Essensrest, jede Haarfaser, buchstäblich jeder Krümel wurde unter die Lupe genommen. Natürlich wurde vor allem nach DNA-Material gesucht, das der Täter vielleicht hinterlassen hatte.
Es reichte, kräftig zu niesen, etwas Haut unbemerkt abzuschürfen oder