Das Böse, das wir lieben. Robin Wasserman

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Das Böse, das wir lieben - Robin Wasserman Legenden der Schattenjäger-Akademie

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zu einem Zuhause entwickelt. Okay, ein schleimiges, schimmliges, verliesartiges Zuhause mit defekten Toiletten, aber immerhin ein Zuhause. George und er hatten sogar den Ratten, die in den Mauern lebten, Namen verpasst. Jeden Abend ließen sie für Jon Cartwright Jr., III. und IV. ein paar trockene Brotkrumen zurück, weil sie hofften, dass die Nager diese Brocken menschlichen Zehen vorzogen.

      In dieser letzten Schulwoche drehte sich alles ums Feiern, um spätnächtliche Gelage und um Dolchkämpfe mit niedrigen Wetteinsätzen. Aber Simon kam einfach nicht in die richtige Stimmung, um sich zu amüsieren. Vielleicht lag es am drohenden Schatten, den die bevorstehenden Sommerferien warfen … die Aussicht darauf, an einen Ort zurückzukehren, der sich nicht länger wie sein Zuhause anfühlte.

      Vielleicht lag es aber auch – wie üblich – an Isabelle.

      »Ja, du hast hier definitiv mehr Spaß, allein und schmollend«, konterte George spöttisch, während er seine Kampfmontur überstreifte. »Blöd von mir, dir was anderes auch nur vorzuschlagen.«

      Simon seufzte. »Du verstehst das nicht.«

      George hatte das Gesicht eines Filmstars, einen schottischen Akzent, sonnengebräunte Haut und die Sorte von Muskeln, bei deren Anblick die Mädchen ins Schwärmen gerieten – sogar die Schülerinnen der Schattenjäger-Akademie, die vor Simons Ankunft offenbar noch nie einen Jungen ohne Waschbrettbauch gesehen hatten. Probleme mit Mädchen, insbesondere solche Probleme, die Demütigungen und Abblitzen umfassten, waren George vollkommen fremd.

      »Nur dass ich das richtig sehe«, setzte George an, dessen ausgeprägten Akzent sogar Simon einfach charmant fand, »du kannst dich nicht daran erinnern, dass du mit diesem Mädchen zusammen warst, oder? Du kannst dich nicht erinnern, dass du in sie verliebt warst, und auch nicht daran, wie es war, als ihr beide …«

      »Stimmt«, warf Simon hastig ein.

      »Oder ob ihr zwei überhaupt jemals …«

      »Auch das stimmt«, unterbrach Simon ihn erneut. Dieser Aspekt des dämonenbedingten Gedächtnisschwunds nervte ihn am meisten. Welcher Siebzehnjährige außer ihm wusste nicht, ob er noch Jungfrau war oder nicht?

      »Und weil deine kleinen grauen Zellen ganz offensichtlich den Dienst eingestellt haben, erzählst du diesem hinreißenden Wesen, dass du sie komplett vergessen hast, und weist sie in aller Öffentlichkeit ab. Und danach reagierst du überrascht, wenn sie nichts mehr von dir oder deinem schmalzigen Liebesbrief wissen will, und verbringst die nächsten zwei Monate damit, ihr hinterherzuschmachten. Hab ich das so weit richtig verstanden?«

      Simon ließ den Kopf in die Hände sinken. »Okay, wenn man es so formuliert, ergibt es keinen Sinn.«

      »Doch, doch – ich hab Isabelle Lightwood gesehen und es ergibt total Sinn.« George grinste. »Ich wollte nur mal die Fakten klären.«

      Er war aus der Tür, bevor Simon klarstellen konnte, dass es ihm nicht um Isabelles Äußeres ging – auch wenn sie für ihn natürlich das hübscheste Mädchen der Welt war. Es ging auch nicht um ihre langen, seidig-schwarzen Haare oder die unergründlichen braunen Augen und auch nicht um die unfassbar geschmeidigen Bewegungen, mit denen sie ihre Elektrumpeitsche schwang. Simon konnte nicht erklären, worum es genau ging, denn in einem hatte George recht: Er besaß keinerlei Erinnerung an Isabelle oder an ihre gemeinsame Zeit als Pärchen. Er hatte ja noch immer Probleme zu glauben, dass sie tatsächlich ein Paar gewesen waren.

      Aber er wusste ganz tief im Inneren und jenseits von Vernunft und Erinnerungsvermögen, dass ein Teil von ihm zu Isabelle gehörte, ihr womöglich sogar ganz und gar gehörte. Egal ob er sich daran erinnerte oder nicht.

      Auch Clary hatte er einen Brief geschickt. Darin hatte er ihr erklärt, wie sehr er sich wünschte, sich wieder an ihre Freundschaft zu erinnern, und sie um ihre Hilfe gebeten. Im Gegensatz zu Isabelle hatte sie ihm geantwortet und beschrieben, wie sie sich kennengelernt hatten. Das war der erste Brief eines langen Briefwechsels gewesen, der Episode um Episode der großartigen und abenteuerlichen Geschichte von Clarys und Simons Freundschaft aufschlüsselte. Je mehr Simon las, desto mehr fiel ihm wieder ein und manchmal berichtete er Clary von eigenen Anekdoten, an die er sich erinnerte. Diese Art der Kommunikation per Brief fühlte sich sicherer an, weil nicht das Risiko bestand, dass Clary irgendetwas von ihm erwartete und er sie dann enttäuschte und den Schmerz in ihren Augen sah, wenn ihr wieder einmal bewusst wurde, dass ihr Simon nicht mehr existierte. Mit jedem Brief fügten sich Simons Erinnerungen an Clary wie Puzzleteile mehr und mehr zusammen.

      Bei Isabelle lag der Fall anders: Simon hatte das Gefühl, als wären seine Erinnerungen in einem schwarzen Loch begraben – ein gefährlicher und hungriger Abgrund, der ihn zu verschlingen drohte, wenn er ihm zu nahe kam.

      Simon war nicht zuletzt deshalb an die Akademie gewechselt, um vor seinem schmerzhaften und verwirrend doppelsichtigen Blick auf die Vergangenheit zu fliehen, vor der kognitiven Dissonanz zwischen dem Leben, an das er sich erinnerte, und dem, das er tatsächlich geführt hatte. Das Ganze ließ ihn an diesen schlechten alten Witz denken, den sein Vater so geliebt hatte. »Herr Doktor, mein Arm tut weh, wenn ich diese Bewegung mache«, hatte Simon dann angesetzt. Und daraufhin hatte sein Vater in einem grauenhaften deutschen Akzent – seiner Version einer »Arzt-Stimme« – geantwortet: »Dann … machen Sie diese Bewegung doch einfach nicht.«

      Solange Simon nicht über die Vergangenheit nachdachte, konnte diese ihn auch nicht verletzen. Aber in letzter Zeit fiel ihm das zunehmend schwerer.

      Der Schmerz war einfach mit zu viel Lust verbunden.

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