Die Zuckermeister (2). Die verlorene Rezeptur. tanja Voosen
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Читать онлайн книгу Die Zuckermeister (2). Die verlorene Rezeptur - tanja Voosen страница 4
»Du klingst wie ein weiser Oberlehrer«, lobte Charlie.
»Ja! Du weißt viel mehr, als du denkst«, sagte Elina und strahlte ihn an.
Robin wurde wieder nachdenklich. »Aber ob es für die Prüfung reicht … «
»Du kriegst das hin!«, sagte Elina. »Du hast uns doch neulich erklärt, dass man die erste Prüfung mit dreizehn machen darf. Und dann jedes Jahr wieder eine, bis man alle sechs bestanden hat. Überleg mal, Juna ist viel älter als du. Sie kann direkt mehrere Prüfungen ablegen und aufholen.
Und sie hat von deinen Eltern schon viel mehr beigebracht bekommen, weil sie dir eben einige Jahre Unterricht voraushat.«
»Oder denk an Arthur«, sagte Charlie. »Der wird nie eine Prüfung machen. Der Arme! Wann kommt er denn heim? Ich würde ihm gerne Hallo sagen.«
»Hallo sagen? Wohl eher anhimmeln«, zog Robin sie auf.
Elinas Augen klebten derweil wieder am Glaskasten. »Hey, Robin … darf ich … darf ich vielleicht dein Pon mal halten? Ich würde so gerne wissen, wie sich das anfühlt!«
Er warf Elina einen zögerlichen Blick zu, nickte dann aber. »Okay. Warum nicht.« Robin öffnete den Glaskasten und nahm den Kochlöffel heraus, um ihn Elina zu reichen.
Sie fuhr mit den Fingern über die Holzmaserung des Griffs. Am unteren Rand saß ein goldener Beschlag, der in den weißen Kristall überging. Das Pon fühlte sich kalt an. Leider sprühten keine Funken und auch nichts anderes Magisches geschah. Cool war es trotzdem!
»Ich will auch mal!«, sagte Charlie. »Bitte!«
Elina sah zu Robin, aber der zuckte bloß mit den Schultern.
Als Charlie an der Reihe war, bestaunte auch sie den Kochlöffel. »Echt hübsch!«
Plötzlich hörten sie von draußen Motorengeräusch.
»Oh, Mist! Das sind sicher meine Eltern«, sagte Robin panisch. Aufgeregt huschte er zu einem der Fenster und spähte hinaus. »Sie sind es wirklich. Charlie, das Pon!«
Charlie hatte wohl dasselbe gedacht wie Robin. Sie hielt ihm den ausgestreckten Arm mit dem Pon entgegen, während er sich eilig vom Fenster abwandte.
»Aufpassen!«, rief Elina, doch es war zu spät.
Robin stieß gegen Charlies Handgelenk und Charlie flog das Pon aus den Fingern. Für einen Herzschlag hörte man nichts außer dem Geräusch, mit dem das magische Werkzeug auf dem Boden aufschlug. Alle waren wie erstarrt. Dann schüttelte Elina sich und bückte sich, um das Pon aufzuheben. Dem Kristall fehlte eine winzige Ecke!
»Nein, nein, nein!«, flüsterte Robin. »Es ist kaputt! Mein Pon ist kaputt!« Er stand so dicht neben Elina, dass die Panik in seinem Gesicht fast auf sie übersprang.
Robin riss ihr das Pon aus den Händen und drehte sich zu Charlie herum. »Du hast es heruntergeworfen!«
Charlie hob abwehrend die Hände. »Das war keine Absicht.«
»Es war ein blöder Unfall«, sagte Elina beschwichtigend. »Bestimmt ist alles …«
»Nichts ist okay!«, regte Robin sich auf. »Ich werde solchen Ärger kriegen!«
Zu allem Überfluss erklangen nun Schritte auf der Treppe.
»Robin! Juna! Wir sind wieder da!«, rief Frau Zuckerhut.
»Raus hier!«, fuhr Robin sie an.
Charlie ließ sich nicht zweimal bitten. Verärgert stampfte sie durch die Wand und verschwand. Elina zögerte. Robin starrte verbissen auf sein Pon.
»Robin?«, fragte sie vorsichtig.
Innerhalb von Sekunden hatte Robin das Pon zurück an seinen Platz gestellt und den Glaskasten verschlossen. Robin huschte durch die Wand und Elina ihm hinterher. Sie schafften es haarscharf in sein Zimmer, ehe Frau Zuckerhut anklopfte.
Robins Mutter steckte den Kopf zur Tür herein. »Mensch, Robin! Unten ist ja vielleicht ein Chaos!«, setzte sie an, doch dann fiel ihr Blick auf Elina und Charlie und all ihr Ärger schien auf einen Schlag vergessen. »Wie schön, euch zu sehen, ihr zwei!«
Sofort wirbelte sie ins Zimmer und drückte erst Elina, dann Charlie an sich, als hätte sie die beiden seit vielen Monaten nicht mehr in die Arme schließen können.
»Mama, das ist voll peinlich! Hör auf!«, ging Robin dazwischen.
Frau Zuckerhut rückte nach Robins Ausruf etwas von ihnen ab. »Peinlich ist nur, dass du den beiden nicht mal was zu essen angeboten hast!« Sie strahlte Elina und Charlie an. »Möchtet ihr vielleicht etwas selbst gemachtes Grünkohl-Eis?«
»Klingt, ähm, sehr verlockend«, murmelte Elina.
»Die beiden wollten gerade gehen«, sagte Robin bestimmt.
»Nichts lieber als das!«, schnaufte Charlie sofort.
»Wie schade. Seid ihr sicher, dass …«
»JA!«, riefen Charlie und Robin wie aus einem Mund.
Elina sah besorgt zu ihren Freunden, aber die Stimmung zwischen ihnen war echt hinüber. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Bis zum nächsten Mal, Frau Zuckerhut!«
Piet schnappte Elina die letzte Scheibe Toast weg und grinste dabei, als würde ihm für diesen Sieg am Frühstückstisch ein Orden zustehen. »Ich brauch die Butter!«
»Das heißt: ›Kannst du mir bitte die Butter geben?‹«, sagte ihre Mutter. »Elina, ist alles in Ordnung? Du siehst heute Morgen so blass aus und wirkst bedrückt.«
Piet legte sich fast auf sie drauf, damit er über den Tisch langen konnte.
Genervt drückte Elina ihren kleinen Bruder von sich weg und schob ihm die Butter zu. »Hab nur schlecht geschlafen«, antwortete sie und goss sich Orangensaft nach.
Dabei war das nur die halbe Wahrheit – schlecht geschlafen hatte sie zwar wirklich, doch der eigentliche Grund war die Funkstille im Gruppenchat mit Charlie und Robin, die seit gestern herrschte, und die machte ihr echt zu schaffen.
Ihre Mutter beäugte sie skeptisch und trank nebenbei einen Schluck Kaffee. Wie üblich stapelten sich Zettel und Ordner auf dem Tisch um sie herum – nur die übliche Schleuse zum Durchgucken war frei.
Tja, eine Chaotin zur Mutter und einen Nerv-Zwerg zum Bruder – daraus ließe sich bestens eine verrückte TV-Show machen. Fehlte nur noch ihr Vater, der wie immer was verlegt hatte und die allmorgendliche, verzweifelte Suche danach startete. Der war allerdings noch einige Tage auf einer Maklertagung.
»Ich merke doch, dass etwas los ist«, versuchte ihre Mutter es erneut.
Piet kratzte energisch den Rest der Marmelade aus dem Glas und Elina rückte mit ihrem Stuhl von ihm ab. Sie wollte es mit einem sauberen Shirt aus dem Haus schaffen – denn leider war das beim