LIEBE - DIE STÄRKSTE SCHWÄCHE. Jiny Garuli
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Diese interessante Eigenschaft können wir von den Eintagsfliegen lernen. Allerdings müssen wir im Gegensatz zu ihnen dafür sorgen, dass die Boxer den Körper des Mannes auf keinen Fall zu früh verlassen, denn nur so können wir ihn so lange wie möglich unzurechnungsfähig halten.
Nun kommen wir zum entscheidendsten Element unserer Exkursion.
DIE SIRENE
Eine Sirene ist ein weibliches Wesen aus der griechischen Mythologie, sie ist halb Mensch und halb Fisch. Durch ihre betörende Stimme lockt sie Seemänner an. Diese überredet sie mit süßen Worten und herrlichem Gesang, ihr zu vertrauen, um sie dann zu töten. Die Sirene spielt mit den gleichen Reizen, mit denen die Eintagsfliege spielt. Der einzige Unterschied zwischen ihnen ist, dass sie überlebt. In beiden Fällen wird es keine Hochzeit geben, da einer fehlt.
Uns muss bewusstwerden, dass auch die Eintagsfliegen unsere Schwestern sind. Wir sollten alle voneinander lernen, anstatt gegeneinander zu kämpfen. Jedoch ist es wesentlich produktiver, die Strategie der Sirene mit dem Stolz der Bienenkönigin zu vermischen, als die Fliege zu sein, die nur einige Stunden im Leben eines Mannes überlebt.
Denk daran, wir leben im Dschungel. Fressen oder gefressen werden!
„Ich denke oft, dass die Nacht lebendigerund farbenreicher ist als der Tag.“- Vincent van Gogh(1853-1890)
4. WO SCHATTEN LIEGT
Magst du Zeichentrickfilme? Ich liebe sie, weil sie voller Weisheiten sind.
Es gibt diese eine Geschichte, in der, ein Löwe mit seinem Sohn, auf einem Felsen sitzt und diesem erklärt, dass er ihm irgendwann den Thron überlassen wird.
Er sagt ihm, dass alles, was vom Licht berührt wird, eines Tages ihm gehören würde. Dem Löwenbaby wird klar, dass er es ist, der nach dem Tod seines Vaters, zum neuen König ernannt wird. Die erste Frage, die er daraufhin stellt, ist nicht, weshalb sein Vater denn ins Gras beißen sollte, er macht sich auch nicht wirklich Sorgen darüber, wann es passieren wird. Stattdessen fragt er, weshalb er den schattigen Ort nicht betreten kann. Die Antwort darauf lautet, dass der Ort, auf der verbotenen Seite liegt und somit nicht betreten werden darf. Sie hätte genauso gut lauten können: „Geh da rüber und stürze dich ins Verderben, mein Sohn, lasse dich von Hyänen zerfetzen, denn das macht so richtig Spaß.“
Ich befürchte, dass einige Frauen eines mit dem Löwenbaby aus dieser Geschichte gemeinsam haben. Einigen Frauen macht es richtig Spaß, ins Feuer zu fassen. Sie wollen etwas spüren. Sie denken sich, dass sie es schaffen, aus einem Waldbrand eine Miezekatze zu machen. Dann können sie den Waldbrand den ganzen Tag mit sich herumtragen und streicheln. Er wird sie nachts wärmen, und sie müssen sich nie wieder Gedanken um Wimpernverlängerung machen, denn diese werden sowieso bis zum Ansatz angekokelt sein oder vom ständigen Weinen durch den brennenden Schmerz in ihrem Herzen abfallen.
Warum ist das Verbotene so interessant für uns? Im Film stolziert der Sohn des Königs durch das Reich, das ihm eines Tages in den Schoß gelegt wird und fragt sich dabei, was für ein Abenteuer jenseits der Grenze auf ihn wartet. Vielleicht wäre es für ihn aufregender, ein Reich zu erobern, das noch keiner zu erobern gewagt hatte. Er fühlt sich von dem Charme der Schattenwelt angezogen. Was würde ihn dort erwarten? Ist das Gras wirklich grüner auf der anderen Seite?
Wir Frauen sind mit einer sehr starken Intuition auf die Welt gekommen, für die wir dankbar sein sollten. Ich zum Beispiel kann Feuer sehen, wo noch keins brennt und entscheiden, ob ich bereit bin, diese Qualen nur für ein bisschen Leidenschaft auf mich zu nehmen oder ob ich gleich die Feuerwehr rufe, die es erstickt, bevor der große Brand beginnt. Mittlerweile kann ich behaupten, dass ich aufgrund von Hitzewallungen gerne auf Feuer verzichte. Früher habe ich manchmal mit dem Finger hinein gefasst, um zu testen, ob der Schmerz nicht doch ganz erträglich ist.
Du solltest daran denken, dass verbrannte Fingerkuppen erst eine Blase und dann eine dichte Hornhaut bilden, diese soll dich vor der nächsten Verbrennung schützen. Das Problem daran ist, dass Schmerz ein Gefühl ist. Hat deine Seele erst eine Hornhaut gebildet, weil du sie leichtsinnig zu oft verletzt hast, so wirst du für eine lange Zeit nicht imstande sein, zu fühlen. Wir sollten mit unserer Seele gut umgehen, so wie Eltern es mit ihren Kindern tun. Eltern wollen ihre Kinder vor Gefahren schützen. Der Vater des Löwenbabys möchte auf keinen Fall, dass sein Sohn ins schattige Reich geht, denn er hat genug Lebenserfahrung, um zu wissen, was ihn dort erwartet.
Intuition gab es lange bevor wir geboren wurden, Intuition ist der Löwe in unserem Bauch. Wir sollten auf unser Bauchgefühl hören. Vielleicht nicht jedes Mal, wenn es uns flüstert, dass wir aufpassen sollen. Aber spätestens dann, wenn es uns brüllend sagt, dass wir fliehen sollen.
Was macht das schattige Reich so interessant für uns, ist das Gras dort wirklich grüner? Wächst dort überhaupt Gras?
Vielleicht wird es ja zu wachsen beginnen, sobald wir das Land betreten, weil unser Antlitz verglichen mit der Sonne das Reich so sehr mit Liebe und Wärme erfüllen wird, dass die schattigsten Ecken zu blühen beginnen. Hm, ja genau! Gras ist Gras … und du bist keine Kuh, deren Leben davon abhängig ist.
Komplikationen machen das Leben interessant und wir mögen alles, wozu es sich zu kämpfen lohnt. Aber wollen wir wirklich kämpfen, wollen wir Kriegswunden haben? Ist Leidenschaft denn so sehr mit Leiden verbunden? Ich befürchte, die Antwort auf diese Fragen lautet ,ja‘. Alles, was uns daran erinnert zu fühlen, erscheint uns interessant. Wir fallen in einen Trancezustand und das Löwengebrüll im Hintergrund wird leiser und leiser, bis wir es gar nicht mehr hören können. Das ist der Moment, an dem wir anfangen, mit dem Herzen zu hören und zu sehen. Der Beginn der Kapitulation.
Kapitulation bedeutet, sich dem Überlegenen zu unterwerfen. Man beugt sich und gibt den eigenen Willen auf. Wir kapitulieren hin und wieder, aber vor wem kapitulieren wir im Falle einer weniger gut durchdachten Liebesgeschichte? Beugen wir uns vor der anderen Person, oder beugen wir uns vor unserer Neugierde, dem Verlangen und der Sucht, etwas empfinden zu wollen. „Bist du jetzt komplett lebensmüde? Steh sofort wieder auf und kämpfe!“, brüllt uns der Löwe alias unsere Intuition an. Hören wir auf den Löwen? Wir können ihn klar und deutlich hören, aber hören wir auf ihn? Im Falle einer Kapitulation wohl eher nicht. Das Einzige, was wir da hören können, ist unser singendes Herz. Wir geben auf, denn wir sind nur Menschen und diese eine ganz bestimmte Person, die vor uns steht, hat es geschafft, dass wir unsere Vernunft ablegen und einen Schritt in ihr schattiges Reich wagen.
Da stehen wir nun, ganz aufgeregt. An unserer Seite der Fürst des schattigen Reiches. Ein Prachtstück von einem Mann, er brachte uns zum Kapitulieren, indem wir uns einfach fallen ließen und alle Bedenken über Bord warfen. Sogar die Last auf unseren Schultern wird leichter, weil wir nicht mehr gegen unsere Vernunft ankämpfen müssen. Wir gehen nicht, wir tanzen, wir tanzen nicht, wir fliegen. Die Welt erscheint so leicht. Unsere Freunde, die uns warnen wollen und uns sagen, wir sollen aufpassen, sperren wir einfach zum brüllenden Löwen in den schalldichten Keller. Es lebe der Fürst.
Ob du es schaffst, das schattige Land so zu erleuchten, dass Blumen dort wachsen, weiß ich nicht. In den meisten Fällen ist es so, dass wenn deine Intuition dir sagt, du sollst dich von etwas fernhalten, du dich wirklich fernhalten solltest. Ich weiß nicht, wie oft dein innerer Löwe mit dir spricht. Mein Löwe gibt mir hin und wieder so eine starke Ohrfeige, dass ich mich im Kreis drehe. Wenn dein Bauchgefühl dich anbrüllt und dir sagt, dass der Mann vor dir, aus dem und dem Grund nicht gut für dich