Serienkiller und Mord-Schakale: 10 Krimis. A. F. Morland
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"Ich glaube nicht, dass der Fall schon zu den Akten gelegt werden kann", meinte ich auf dem Weg nach Hause. Es war kurz nach Mitternacht. Die Straßen New Yorks immer noch ziemlich verstopft. Vor allem auf dem Broadway war gerade jetzt der Teufel los. Vermutlich war das ziemlich gleichzeitige Ende einiger Theater-Inszenierungen dafür verantwortlich.
"Wie kommst du darauf?"
"Instinkt, Milo. Ich weiß es auch nicht..."
"Diese Frau ist 'ne Psychopathin, krankhaft auf Mister McKee fixiert."
"Sie ist vielleicht eine Psychopathin, aber ob sie wirklich auf Mister McKee fixiert war, da bin ich mir nicht so sicher."
"Warte's ab, Jesse. Man wird sie verhören, ihre Wohnung wird gerade durchsucht, eine psychologische Begutachtung folgt noch... Und wenn das alles abgeschlossen ist, sehen wir klarer."
"...und in unserer Gewahrsamszelle sitzt immer noch ein Mann namens Lester Rodrigez, der mit sehr großer Wahrscheinlichkeit für die Verwanzung von Mister McKees Privatwohnung verantwortlich war."
"MITverantwortlich", korrigierte mich Milo. "Er muss einen Komplizen gehabt haben. Jedenfalls war es nicht sein Ohr, das an die Tür gepresst wurde."
"Ja, dieses Ohr..."
"Vielleicht hat die Verwanzung gar nichts mit dieser Sache zu tun! Vielleicht wolle Eric Hernandez oder sein Boß Torillo oder wer auch immer nur gut informiert sein. Zum Beispiel, um Druck auf Mister McKee ausüben zu können, wenn es zur Aussage im Prozess kommt..."
"Nein", sagte ich. Ich schüttelte energisch den Kopf. "Es muss damit zu tun haben. Der Killer hat mitgehört, während wir in Mister McKees Wohnung waren? Erinnerst du dich nicht? Der Täter hat mit dem Chef telefoniert!"
"Hat er wirklich auf das reagiert, was in der Wohnung geschah? Jesse, so etwas kann man sich leicht einreden. Vielleicht wollte er - oder sie - den Anschein erwecken."
"Trotzdem..."
Wir mussten an einer Kreuzung warten. Ich griff zum Handy, ließ mich über die Telefonzentrale an der Federal Plaza mit den Kollegen verbinden, die jetzt gerade damit beschäftigt waren, Alexandra Berringers Wohnung auf den Kopf zu stellen.
Ein Kollege meldete sich.
Agent Frank Cunningham.
"Hier Trevellian. Habt ihr inzwischen etwas gefunden? Zum Beispiel eine Waffe mit Laserzielerfassung."
"Nein. Jesse, wir haben gar keine Waffen gefunden, außer einer Gaspistole..."
"Und einen elektronischen Stimmenverzerrer?"
"Nein."
"Oder einen PC mit Sprachwiedergabe?"
"Es gibt keinen PC. Allerdings ein Handbuch über Sprengstoff und ein Notizbuch, in dem einige einschlägige Adressen stehen... Übrigens ist in ihrem Telefonregister auch die Nummer der Praxis von Dr. Chang..."
"Sie wusste, wo sich ihr Vater befand."
"Ja, sieht so aus."
"Gibt es Exemplare des New Yorker?"
"Nein."
"Okay, danke für die Auskünfte, Frank..."
Ich beendete das Gespräch. Hinter uns hupte jemand, weil die Ampel inzwischen grün zeigte. Ich ließ den 300 M voranschnellen.
"All die Gegenstände, nach denen du gefragt hast, könnte die Täterin auch irgendwo anders, als ausgerechnet in ihrer Wohnung deponiert haben", sagte Milo. "Oder es war eben doch Allan Harker, der das Ganze ausgeführt hat... Und vergiss nicht die Frau auf dem Parkplatzvideo, die den BMW gestohlen hat!"
"Wir wissen nur, dass es eine Frau war. Genau genommen jedenfalls..."
"Und das ihre Proportionen in etwa denen von Alexandra Berringer entsprechen!"
"Du hast dir ihre Proportionen aber genau angesehen!"
"Unsere Spezialisten werden schon herausbekommen, ob die Frau auf dem Bild Alexandra Berringer war..."
Ich bog ab.
"Heh, so kommen wir nie nach Hause!"
"Ich schätze, das HEAVENLY hat noch geöffnet..."
"Jesse, das ist doch nicht dein Ernst!"
"Ich möchte sehen, wie Eric Hernandez auf die neue Lage reagiert... Ich wette, die Nachricht von Torillos Tod ist längst bis zu ihm herum. Und die Tatsache, dass sein Beschützer in die Luft gebombt wurde, dürfte ihn kaum kaltlassen. Schließlich ändert das seine Situation komplett..."
"Weißt du eigentlich, wie spät es ist?"
"Ich glaube, meine Uhr ist stehengeblieben", erwiderte ich.
30
Cynthia Hernandez schob sehr sorgfältig eine Patrone nach der anderen in das Magazin der Automatik. Ihr Gesicht wirkte angestrengt dabei.
Ray, dir war es immer gleichgültig, was mit deinem Onkel damals geschah!, ging es ihr durch den Kopf.
Sie schraubte den Schalldämpfer auf und testete den Laserpointer. Einige Augenblicke lang ließ sie den roten Punkt über die Wand tanzen.
Ein verhaltenes Lächeln spielte um ihre Lippen und erstarb schließlich.
Das Telefon klingelte.
Sie schluckte, ignorierte das Klingeln des Telefons. Sie war jetzt einfach nicht in der Stimmung, den Hörer abzunehmen. Sie atmete tief durch.
Dann steckte sie die geladene Waffe in ihre Handtasche.
Ihr Inneres war erfüllt von Hass.
Das Telefon klingelt erneut, schrillte wie eine Alarmsirene in ihr Bewusstsein hinein.
Vor ihrem geistigen Auge sah sie das Gesicht ihrer Mutter.
Cynthia erinnerte sich genau. Es war jener Tag, an dem sie die Nachricht bekommen hatte, dass Pablo Hernandez bei einer Schlägerei umgekommen war. Cynthia war ein kleines Mädchen gewesen. Aber groß genug, um zu begreifen, dass sich in diesem Moment alles änderte. Ihre Mutter war von da an nicht mehr dieselbe gewesen. Sie hatte angefangen zu trinken und war vor ihren Augen körperlich und seelisch zerfallen...
Eine furchtbare Zeit.
Der Tod der Mutter war unter diesen Bedingungen für Cynthia beinahe eine Art Erlösung gewesen.
Sie wuchs nun bei ihrem wesentlich älteren Bruder Eric auf, der sie der Obhut von Kindermädchen überlassen hatte. Mit zwölf hatte sie ihre erste Psychotherapie abgebrochen, mit dreizehn versucht sich umzubringen...
Aber sie hatte damals nicht sterben wollen.