Caner Taslaman - Gott, Wissenschaft und Religion. Caner Taslaman

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Caner Taslaman - Gott, Wissenschaft und Religion - Caner Taslaman

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der Qur’an auf viele Phänomene verwiesen hat, die später durch die moderne Wissenschaft entdeckt wurden, warum wurden diese Entdeckungen nicht von Muslimen gemacht?“ Tatsächlich ist jemand, der eine solche Frage stellt, sich der Natur wissenschaftlicher Entdeckungen und wissenschaftlicher Methodologie nicht bewusst. Im Gegensatz zu den direkten Aussagen, die im Qur’an gemacht werden, entdeckt die Wissenschaft neue Phänomene, indem sie kausale Zusammenhänge aufzeigt und mit Hilfe neu entwickelter Geräte, sozusagen durch das Voranschreiten über bestehende Stufen. Das Ansammeln von Wissen aus hunderten, um nicht zu sagen tausenden von Jahren war manchmal erforderlich, um wissenschaftliche Methoden einzusetzen, um zu einer Wahrheit zu gelangen, die im Qur’an mit wenigen Worten ausgesagt wird. Zum Beispiel war es, um zu entdecken, dass sich das Universum ausdehnt, erforderlich, die Infrastruktur zu entdecken, auf der Einstein seine Formeln aufbaute und wissenschaftliche Informationen, die für teleskopische Beobachtungen gebraucht wurden wie den Doppler Effekt, um die Entwicklungen in der Optik umzusetzen und das Teleskop zu erfinden und weiterzuentwickeln und viele Schritte mussten getan werden, die ein Budget von hunderten Millionen verbraucht haben, um das Hubble Teleskop zu bauen … Wenn solche Schritte getan werden, geschieht es oft, dass zu unerwarteten Schlussfolgerungen gelangt wird, wie die Ausdehnung des Universums.

      Die Methodologie und Natur der Wissenschaft verlangten, dass solche Schritte über die wissenschaftliche Methodologie erreicht werden. Wissenschaft verlangt, dass Phänomene beobachtet werden, dass mathematische Formeln entwickelt werden und systematische Einordnungen gemacht werden. Da der Qur’an direkte Feststellungen trifft, liefert er keine Instrumente für die Wissenschaft, wie Formeln und Teleskope.22

      Deshalb erwächst die Frage, warum jene, die den Qur’an lesen, nicht in der Lage sind, die Phänomene, die im Qur’an beschrieben sind, mit wissenschaftlichen Methoden zu entdecken, aus der Unfähigkeit/dem Versagen, die Natur wissenschaftlicher Methodologie und den direkten Ansatz des Qur’ans zu berücksichtigen. Die Erklärung, die ich in der Beurteilung des Verses hinsichtlich der „Ausdehnung des Universums“ gegeben habe, ist für viele andere Beispiele gültig, die die Verbindung moderner Wissenschaften mit dem Qur’an betreffen.

      2 – Sehen diese Nichtgläubigen nicht, dass die Himmel und die Erde eine ganzheitliche Masse waren, und Wir sie dann teilten, und aus Wasser alles Lebendige erschufen? Wollen sie selbst dann nicht glauben? 23

      Im 17ten Jahrhundert ermöglichten die Forschungsergebnisse Newtons der Menschheit das erste detaillierte kosmologische Wissen. Doch erst in den 1920ern konnten wir zum ersten Mal eine detaillierte wissenschaftliche Kosmogonie erreichen. Wenn Lemaitres und Friedmanns Modell eins expandierenden Universums geistig zurückgespult wird, werden wir mit einer Situation konfrontiert, in der „die Himmel und die Erde eine einheitliche Masse“ waren. Dieses Modell, welches den Beginn des Universums als einen Zustand beschrieb, in dem alles miteinander verbunden war, wurde unter dem Namen „Urknall“ bekannt. Wissenschaftliche Belege, welche auch die Strahlung inkludieren, die aus dem Anfangsstadium des Universums zurückblieb 24 und die Tatsache, dass dieses Modell am besten die Entwicklungen beschreibt, die mit der Mikrowelt 25 verbunden sind, wiesen alle Einwände gegen dieses Modell als falsch zurück.

      Durch die Aussage, dass „die Himmel und die Erde eine ganzheitliche Masse“ waren und „Wir sie dann teilten“, verweist Vers 30 der Sure 21 – Al-Anbiya (Die Propheten) auf das Modell des Universums, welches mit der Urknall-Theorie vorgelegt wird. Solch eine klare Aussage über ein Thema, welches von fundamentalem Interesse für Philosophie und Wissenschaft ist, wurde vor dem Qur’an noch in keiner anderen Quelle gefunden. Es wäre nicht logisch zu behaupten, dass solch ein deutlicher Hinweis auf ein Thema dieser Bedeutung beiläufig, zufällig oder aufgrund der „persönlichen Fähigkeiten“ Muhammads gegeben worden wäre. Dazu kommt, dass die Weisheit des Qur’ans erst 1300 Jahre nach seiner Herabsendung verstanden wurde; es ist möglich, dass zur Zeit des Propheten solch eine Behauptung Opfer des Gespötts geworden wäre. Für den Propheten war es zu seiner Zeit nicht möglich, solch ein Wissen besessen zu haben, doch selbst wenn es möglich gewesen wäre, wäre es für eine Person, die „für eigene Interessen eine Religion erfand“, wie Leugner behaupten, nicht logisch gewesen, eine Behauptung aufzustellen, die zu einer für ihn widrigen Situation geführt hätte. Doch wenn einmal akzeptiert wird, dass Gott, der die Wahrheit unter allen Umständen offenbart, den Qur’an herabgesandt hat, steht solch eine Frage nicht länger zur Debatte.

      Dank diesem Modell des Universums, auf welches durch diesen Vers verwiesen wird, kann eine auf Wissenschaft und Philosophie basierende Antwort auf die atheistische Behauptung gegeben werden, dass „das Universum/Materie ewig und die einzige Quelle von allem ist.“26 Daraus ergibt sich, dass keines der Phänomene, die aus dem Qur’an hervorgehen, nur darauf zu zeigen abzielen, dass ein Wunder ersichtlich wird, dass etwas den Menschen Unbekanntes verkündet wird oder dass dessen Wert eines Tages verstanden wird oder dass es als Wunder anzusehen ist. Die Tatsache, dass Themen, auf die im Qur’an vor 1400 Jahren verwiesen wurden, nun im Lichte der modernen Wissenschaften verstanden werden, stellt tatsächlich ein „Wunder“ dar, doch war der Sinn hinter diesem herabgesandten Vers gewiss ein höherer als dies, da die Phänomene, auf die Gott durch diese Verse verweist und die Lektionen, die daraus gelernt werden, und die Schlussfolgerungen, die aus diesem Vers gezogen werden können, anders gesagt: der Inhalt dieses Verses auch wichtig sind. Im Qur’an werden alle außergewöhnlichen Phänomene in Versen mit bedeutenden Inhalten vorgestellt, was eine herausragende Eigenschaft der qur’anischen Verse ist, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten sollten.

      3 – Dann wandte Er sich zu den Himmeln, und sie waren in gasförmigem Zustand. Und sprach zu ihm und der Erde; „Tretet ins Dasein, bereitwillig oder unwillig.“ Sie sagten, „Wir kommen bereitwillig.“ 27

      Aus dem Qur’an erkennen wir, dass das Universum und die Erde, bevor sie die gegenwärtige Form einnahmen, in einem “gasförmigen” Zustand waren. Zu Beginn existierte das Universum in einer „gasförmigen Phase“, in der es hauptsächlich aus Wasserstoff- und Helium-Atomen bestand.28 Die anderen Atome wurden als Ergebnis physikalischer Prozesse in den Sternen erschaffen und werden immer noch aufgrund solcher Prozesse erschaffen. So wie es für einen Beobachter des Universums vor 1400 Jahren nicht möglich war, mit nacktem Auge zu erkennen, dass es in der Vergangenheit des Universums einen „gasförmigen Zustand“ gab, so ist es auch unmöglich, dass solch eine wesentliche wissenschaftliche Wahrheit, die erst im 20ten Jahrhundert entdeckt wurde, rein zufällig geäußert wurde.

       Wissenschaftlich-Qur’anische-Theologie

      Wissenschaftlich-Qur’anische-Theologie ist ein Begriff, den ich verwende, um auszudrücken, dass die Entdeckungen der modernen Wissenschaft als Ausgangspunkte betrachtet werden können und dass die Verse des Qur’ans im Lichte dieser Entdeckungen interpretiert werden können. In der Anwendung dieser Methode sollten wir insofern vorsichtig sein, dass wir nicht versuchen, die Verse des Qur’ans auf der Grundlage dummer und erzwungener Ansichten zu interpretieren. Diese Herangehensweise ist weniger anspruchsvoll und weniger umsichtig als die Qur’anisch-Wissen-schaftliche-Theologie.

      Jedenfalls führen die mit diesem Ansatz bezogenen Daten zu — freilich bescheidenen — theologischen Schlussfolgerungen, die zeigen, dass die Struktur des Qur’ans für Interpretationen im Zuge von Entdeckungen moderner Wissenschaft geeignet ist — ohne deren Bedeutung zu erzwingen. Es könnte gesagt werden, dass der Ansatz unter dem Titel Qur’anisch-Wissenschaftliche-Theologie auf einige Beispiele angewandt werden könnte, die unter dem Titel Wissenschaftlich-Qur’anische-Theologie untersucht wurden. Einer der Gründe, warum ich diese Beispiele unter diesem Titel untersuche, ist es herauszustreichen, dass dies ein alternativer Ansatz für jene sein mag, die weniger ambitiöse und weniger zu beanstandenden Sichtweisen übernehmen möchten, um Verbindungen zwischen dem Qur’an und den modernen Wissenschaften festzustellen. Einige der drei unten angeführten Beispiele können auch unter dem vorigen Titel der Qur‘anisch-Wissenschaftlichen-Theologie untersucht werden, doch hier werden diese Beispiele

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