Mythos Weltumsegelung. Peter Foerthmann

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Mythos Weltumsegelung - Peter Foerthmann

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die eigene Abreise ggf. gar nicht mehr lohnt. Für ängstliche Gemüter ist das ein eleganter Notausgang, wenn der Tag der Abfahrt näher rückt und das Herz langsam in die Hose rutscht, da kommt eine Ausrede gerade recht, die es erlaubt, den eigenen Schiss jemand anders in die Schuhe zu schieben.

      DER LEBENSPLAN

      Über den idealen Zeitpunkt für eine Weltumsegelung sind ganze Bücher geschrieben worden und es soll hier nicht darüber räsoniert werden, wie die Lebensabschnitte am besten zu organisieren sind, weil das Leben sowieso ganz eigene Regeln schreibt, die ganz und gar nicht zu planen sind. Darum nur so viel: Mit einem Sabbatjahr, der privilegierten Auszeit vieler beim großen Bruder lebenslang versorgten Segler, ist eine Weltumsegelung nicht zu realisieren, außer man ist Nonstop als Dienstleister unterwegs und wird dann von Sponsoren gehetzt, die dem Chronisten jede Minute des Schlafes stehlen, weil am Ende Ruhm und Knete winken. Sabbattypisch ist eher die Atlantikrunde, aber auch Haparanda ist im Angebot, wenn man in erreichbarer Heimatnähe bleiben will. In der freien Wirtschaft unselbstständig Beschäftigten gelingt Sabbat nur in Ausnahmefällen, wenn z. B. persönliche Expertise mangels Wettbewerbsdruck in einem Maße vorhanden ist, dass man sich in Ruhe eine Auszeit gönnen kann.

      Der Klassiker indes ist auch heute, dass viele Segler zunächst ihr Leben an Land in Selbstständigkeit organisieren, nach Ausbildung, Studium, Karriere, Familienplanung sowie der Sorge, dass die Erbengemeinschaft dann final – endlich – auf die eigenen Füße fällt – seitens der Partnerin ein lebenslanges Versprechen an der Lebenskasse einlösen, sodass am Ende gemeinsam losgefahren wird.

      Wir alle wissen, dass die Imponderabilien des Lebens im Verlauf der Dekaden hier ein Auswahlverfahren in Gange bringt, das die Zahl der Finalisten an der Startlinie gewaltig schrumpfen lässt. Mir sind unendlich viele Tragödien bekannt, in deren Verlauf Schicksalsschläge wie Krankheit, Trennung, Insolvenz, Generationskonflikte am Ende traurige Schiffe an verlassenen Destinationen hinterlassen haben, in deren Folge kapitale Wertverluste hier und dort zu verkraften gewesen sind, von deprimierten Seelen ganz zu schweigen, wenn sie dereinst zu erkennen hatten, dass sie zu lange einem falschen Traum nachgelaufen sind.

      SINGLEHANDER

      Allein oder nicht – diese Frage wird wohl maßgeblich durch das Vorhandensein eines Partners entschieden, es sei denn, eine geplante Reise wird aus ganz anderen Gründen vorgenommen, um z. B. Erstleistungen oder spektakuläre Reisen durchzuführen, bei der ein Partner störend wäre, weil der Mythos des Singlehanders verloren ginge. Ohne die geringste Herabwürdigung von erbrachten Reisen von Singlehandern sei gesagt, dass es meine Überzeugung ist, dass Menschen auf See in verstärktem Masse als soziales Miteinander funktionieren, um den Herausforderungen in einer feindlichen Umgebung besser trotzen zu können. Es ist ein Sechser im Lebenslotto, wenn man das Glück hat, einen Partner zu finden, mit dem auch das Abenteuer einer Weltumsegelung möglich ist.

      Exkurs Singlehander

      Die Liste möglicher Segelrekorde für Singlehander ist kurz, zudem allseits bekannt ist, dass Rekorde nicht unbedingt ihre Gründe in der Neugierde auf persönliche Grenzerfahrungen haben, hingegen immer mal wieder nur verbale Nebelkerzen sind, um den Wahn einer Idee notdürftig zu verklären und als Taubenfutter für hungrige Medien auszustreuen, die noch an Märchen glauben wollen, allein um das Rad in Gang zu halten.

      Wenn Segler mithilfe von Sponsoren und Investments extreme Reisen machen, um dies medial zu vermarkten, geraten die Gesetze der Seemannschaft manches Mal außer acht, weil man zur Not den Hubschrauber ruft, der den Fotografen gleich mit zur Unglücksstelle bringt.

      Natürlich gibt es da noch den Urtraum aller männlichen Segler: den Traum von Südseeschönheiten und Palmen. Er gilt für den Singlehander, der seine Zeit auf See als Pause zwischen langen Aufenthaltszeiten an fernen Destinationen begreift, an denen er alles andere als alleine ist.) Der Schweizer Ex-Pilot Otti Schmid3 ist mir als sympathisches Paradebeispiel stets im Kopf, er hat über seine Reisen überaus humorvoll berichtet.) Wobei für Langzeit Landbesucher in Neuseeland, Australien und Brasilien zu bedenken ist, dass das Zusammenleben mit einer lokalen Schönheit – auch ohne Trauschein – durchaus den Verlust der Hälfte des eigenen Vermögens bedeuten kann. – Tellerminen für einsame Wölfe, die sich gern verlieben. Dies Faktum wurde mir vor Kurzem von Liveaboard Ingo B. kolportiert, der an dieser Klippe in Neuseeland um ein Haar Schiffbruch erlitten hätte.

      3 http://www.hastabananas.ch/

      FINANZIERUNG

      Um es vorweg zu verdeutlichen: Der Plan, die Kosten für eine Weltumsegelung unterwegs – quasi spielerisch – zu verdienen, ist heute nur sehr schwer zu realisieren, weil mit dem Schreiben von Büchern nur selten noch Geld zu verdienen ist. Das gleiche gilt für Blogs, trotz affiliated press, denn Klickvieh durch Bannerwerbung zum Broterwerb einzuspannen signalisiert dem Leser, dass man ihn für dumm zu verkaufen sucht, zudem ein jeder weiß, dass objektive Berichterstattung aus Höflichkeit gegenüber einem Sponsor zum Konflikt gerät. Wenn Links und Banner als Gegenleistung für Gratisausrüstung oder gar aktive finanzielle Unterstützung geschaltet werden, haben wir spätestens bei Bernt Luechtenborg4 gesehen, wie schnell sich dies zum Schuss in den eigenen Fuß verkehrt – nicht nur für die Sponsoren.

      Alex & Taru haben einige Berühmtheit erlangt, was allerdings nicht zuletzt an der ausgesprochen modischen Expertise von Taru sowie ihrem Hang zur sparsam bekleideten Selbstdarstellung gelegen haben mag die, fotogen vermarktet, immer wieder hübsch anzusehen ist. – Nicht jeder hat derartiges Kapital an Bord, auch wenn das neue Schiff, eine alte Herreshoff Beauty, mindestens ebenso attraktiv wie seine Besitzerin geformt ist.

      Kojencharter zur Reisefinanzierung5, gleich welcher Form (Familie, Freunde, Bekannte oder Fremde), erfordert sorgfältige Planung und Investment in ein ansonsten zu großes Schiff, wenn dies nicht zur Belastung werden soll. Zudem sind weltweit gesetzliche Regelungen zu bedenken, will man nicht die Uniformierten zur Unzeit als Trampeltiere in Straßenschuhen an Bord haben oder das Worst-Case-Scenario erleben, dass man einen Gast nach quälender Passage in einem fremden Land nicht einfach von Bord bitten kann, sondern ein Rückflugticket spendieren muss. Auch pflegen Besucher ihre Flugreisen stets gern aus Kostengründen langfristig zu planen, was mit Segelfahrplänen oder Wetterabläufen nicht immer kompatibel ist. – Kein Spaß für Segler unterwegs, wenn sie dem Zeitplan stets hinterher zu segeln haben.

      Egal wie nahe man sich persönlich mit Besuchern an Bord stehen mag: Für Segler kann Besuch an Bord zur Heimsuchung geraten, selbst wenn es die geliebte Familie ist. Wir wissen alle, dass der beste Besuch stets derjenige ist, der mit dem Taxi Richtung Flughafen aufbricht, egal ob er als zahlender Gast oder als Freund das Bordleben höflich gestört hat, wobei manchmal Freunde an Bord zu Bekannten mutieren, weil man spürt, dass man nur als preiswertes Urlaubsziel gedient hat.

      Jobs an Land sind die bessere Alternative, obwohl zu bedenken ist, dass die Stundenlöhne dabei stets im servilen Bereich liegen. Immer wieder findet man sich hier allerdings als Sklave, weil die lokalen Werften und Servicebetriebe diesen Markt als Sklavenhändler okkupieren. Aus der Seglerschaft wird eine Unzahl von Geschichten kolportiert, wo die örtlichen Handwerks- und Servicebetriebe die segelnden Tagelöhner bekämpfen, indem man sie der Guardia Civil, der Polizei oder der Immigration empfiehlt. Auf den Kanaren ist vor Kurzem ein Schiff aufgefallen, dessen Cockpit voller Sägespäne war, weil der Segler als Tischler seine Bordkasse an Land füllte.

      Last

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