Realpräsenz Jesu Christi - Band 1: "Dies (ist mein Leib" ... "Dies ist mein Blut". Christoph Göttert

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Realpräsenz Jesu Christi - Band 1: "Dies (ist mein Leib" ... "Dies ist mein Blut" - Christoph Göttert страница 4

Realpräsenz Jesu Christi - Band 1:

Скачать книгу

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Zeichenhandlungen, die in der christlich-theologischen Tradition als „Sakramente“ bezeichnet werden; sie beschreibt die Wirkweise sakramentaler Vollzüge.

      Die Sakramententheologie nimmt Teil am hermeneutischem Umbruch und Paradigmenwechsel zum Verständnis der biblischen, patristischen, liturgischen und anderen Quellen der gesamten theologischen Theologie im 20. Jh. Der naturphilosophisch orientierte Sakramentsbegriff tritt zurück zugunsten der Kategorie des personalen, dialogischen, der Intersubjektivität und Kommunikation verpflichteten Sichtweise. Die Versuche der anthropologischen und philosophischen Begründung einer Symboltheorie werden gestützt durch Hinweise auf die gesellschaftspolitische Dimension des christlichen Gottesdienstes und die Versuche einer ökumenischen Überbrückung des klassischen katholisch-protestantischen Dissonanz in Sachen „Sakrament.“24

       2.2 Die Neudefinition des Verhältnisses von Wort und Sakrament.

      Die zu oberflächliche Trennungslinie – die evangelischen Kirche ist die Kirche des Wortes und die katholische ekklesia Kirche der der Sakramente - kann theologisch nicht mehr aufrecht erhalten werden. Bedeutende evangelische Theologen (W. Elert, R. Prenter,P. Althaus, Paul Tillich, E. Ebeling, M. Thurian, J. Jüngel, W. Pannenberg haben versucht, die Bedeutung der Sakramente herauszustellen.

      Vorab beinhaltet die evangelischen Sakramententheologie ein Problem dahingehend, „entweder durch ein rein symbolisches Verständnis die Sakramente zu entwerten und im Grunde überflüssig zu machen oder sie in einer Weise als notwendige Ergänzung zu dem bloßen Wortgeschehen zu verstehen, dass das reformatorische sola verbo – sola fide in Frage stellt. 25 Karl Barth etwa stuft die Sakramente auf eine pädagogische und kognitive Funktion herab; die Sakramenti symbolisieren das Wort der Predigt.26 Nach Paul Althaus dienen die Sakramente einer Verdeutlichung des Wortes, die von der leibhaften Verfassung des Menschen gleichsam gefordert wird.27 In der inhaltlichen Zuwendung zu Luthers Aussage, dass Christus in Wahrheit das einzige Sakrament der Kirche sei28, will Eberhard Jüngel die Sakramente neu verstehen lernen als Vermittlungsgeschehen. Nicht aber „ein Etwas“ wird vermittelt – etwa Jesu Leib und Blut – sondern in der sakramentalen Handlung offenbart, vermittelt und vergegenwärtigt sich Gott selbst im irdischen Leben seines Sohnes Jesus, Gott der Sohn, der Messias. Die Selbstvermittlung Gottes im Menschsein Jesu verifiziert a priori auch das verkündete Wort, in dem sich dieser Selbstausdruck Gottes aktuell und immerzu für den Menschen erschließbar realisiert.

      Wenn Gott sich selbst durch sein Wort29 den Menschen vermittelt, ereignet sich sola gratia (allein durch Gnade) auch das Gericht über die Sünde, die Selbstüberschätzung des Menschen würde den Versuch markieren, das Heilsgeschehen unter eigene Kontrolle zu bringen.

      Indem sich das Wort an den Glaubenden vermittelt, gewinnt es eine situatuationsbedingte Gestalt, die Sakrament genannt wird.

      Das Sakrament ist eine Selbstkonkretion des einen Heilswortes in der Weltsituation des Glaubenden. „Taufe und Abendmahl nämlich profilieren einerseits die Situationshaftigkeit des Menschen, und andererseits die Worthaftigkeit der Situation des als Heilsgeschehen aufgefassten Sakraments. “30 (Hervorhebung von mir, cg)

      Das Sakramentsgeschehen wird nicht als Anhängsel des Wortgeschehens verstandenden, ohne deshalb die Ausschließlichkeit des Gott allein vorbehaltenen Rechtfertigungsgeschehens durch eine menschliche „Zutat“ zu relativieren.

      Der evangelischen Neubewertung des Sakraments entspricht auf katholischer Seite die Neubewertung des Wortes. (G. Söhngen, F.X. Arnold, M. Schmaus, H. Volk, O. Semmelroth, W. Kasper, E. Schillebeeckx u.a.). Das Wort ist mehr als bloß katechetische Information.

       Der Predigt im Gottesdienst und dem Wortelement in den Sakramenten kommt eine Heilsbedeutung zu, weil in ihnen Gott sich in seinem Wort vergegenwärtigt und vermittelt. (Hervorhebung von mir, cg)

      Der bereits erwähnte und wohl bedeutendste Theologe der katholischen Kirche des 20. Jh., Karl Rahner, versteht Offenbarung als Selbstmitteilung Gottes: Gott legt sich selber in seinem menschgewordenen Wort aus. Damit tritt das Wort des Heils unter die Bedingungen der verschiedentlichen Formen menschlichen Lebens und (gesellschaftlichen) Zusammenlebens.. Dieser pluralen Gestalt entsprechend präzisiert sich das eine Sakrament, das Christus ist, in vielfältigen sakramentalen Grundvollzügen der Kirche. Zum Begriff Sakrament und dessen Präzisierung schreibt Karl Rahner (gest. 1984) in einer grundlegenden Studie31, dass im strengen und eigentlichen Sinn ein Symbol nie ein bloßer Hinweis ist, sonderen immer „Realsymbol“ ist. Dem liegt die philosophische Überlegung zugrunde, dass alles Seiende sich notwendiger einen „Ausdruck“ verschafft, um zu sich selbst zu kommen, um sein eigenes Wesen zu finden. Dies impliziert, dass alles Seiende notwendigerweise „symbolisch“ ist. „Indem ein Seiendes sich zum Ausdruck bringt, verwirklicht es sich.

      Die Sakramente sind daher als von Gott selbst getragene Medien der Vermittlung in seine unmittelbare Gegenwart zu verstehen.

      Definiert man die Sakramente als Vollzugsweisen der personal-dialogischen Kommunikation mit Gott, werden die klassischen protestantischen Einwände gegenüber einem „dinglichen“ Gnadenverständnis und einer wenig personal interpretierten Begegnung mit den Menschen gegenstandslos.

      Dieses Sakramentsverständnis wird der Bedeutung der geist-leiblichen Natur des Menschen gerecht und holt auch die Wirklichkeit der inkarnatorischen Heilsvermittlung in jeder Hinsicht ein.

       2.3 Die Kirche in Christus als Wurzelsakrament und ihre Verwirklichung in den Einzelsakramenten

      Die jeweiligen Sakramente der ekklesia catholicae können nicht jeweils historisch auf den irdischen, vorösterlichen Jesus zurückgeführt werden. Dass sich in der Urkirche rituelle Grundvollzüge wie Taufe, Eucharistie u.a. herausbildeten, muss als ein Geschehen betrachtet werden, das ursächlich aus dem gesamten Geschehensablauf der Heilswirksamkeit, aus den Initialereignissen der Kirche (Ostern und Pfingsten), von den ersten Anfängen an durch die Heilssendung erwachsen waren. Von der Ur-Kirche bis heute ist die Gemeinschaft der Herausgerufenen, von den ersten Christen an als ganze Objekt, Instrument und Werkzeug des eschatologischen, in Christus geschichtliche Wirklichkeit gewordenen Heilswillens Gottes.

      „Die Sakramente sind konkretisierende Selbstvollzüge der Kirche des Wesens und der Heilssendung der Kirche, durch die Christus als Haupt der Kirche selbst auf das Heil des einzelnen Menschen hin tätig wird.“32

      Der Inhalt der Sakramente geht jedoch auf den geschichtlich fassbaren Heilswillen Gottes im Wirken des vorösterlichen Jesus zurück.33 Als markante Weise verkündete er die Gottesherrschaft, berief und sendete Jünger und Apostel, vergab Sünden und hielt Mahlgemeinschaft mit Sündern, führte Wunderheilungen an Kranken und Aussätzigen durch. Die Neubewertung der Ehe vom Heilswillen Gottes her und Stiftung des Realgedächtnisses seines Todes beim letzten Abendmahl lässt sich auf den Messias, den Erlöser Jesus Christus zurückführen. Das Ursprungssakrament des Heils, das in den kirchlichen Sakramenten vermittelt wird, darf ebenso als von ihm nach seiner Auferstehung gestiftet durch den heiligen Geist gewirkt aufgefasst werden. Die Urkirche hat keineswegs aus eigenem Antrieb Sakramente erfunden. Ebenso wenig gehen die Sakramente aus dem religiösen Tiefenbewusstsein des kirchlichen Volksgeistes hervor. Fakt ist vielmehr: Die Sakramente stammen aus der geschichtlichen Wirksamkeit Jesu Christi.

       2.4 Impulse aus der Mysterientheologie

      Jenseits der irrigen These eines inneren Zusammenhangs heidnischen Mysterienkulte mit dem Vollzug des christlichen Mysteriums in den gottesdienstlichen Handlungen der Kirche hat die Mysterientheologie Odo Casels 34 einen weitreichenden Einfluss auf das Liturgieverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils ausgeübt. Die klassische Sakramententheologie hatte die Beziehung zwischen der geschichtlichen

Скачать книгу