Trojanische Hühner. Ado Graessmann

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Trojanische Hühner - Ado Graessmann

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      Ado Graessmann

       TrojanischeHühner

      © 2020 Ado Greassmann

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      978-3-7497-9799-8 (Paperback)

      978-3-7497-9800-1 (Hardcover)

      978-3-7497-9801-8 (e-Book)

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Im Haus des Polemarchos

Glaukon:Gesetze werden zum Wohl derAllgemeinheit erlassen
Thrasymachos:Du Narr, Gesetze werden zurMachterhaltung der Herrschenden gemacht

      Zeus wollte sich rächen, die Menschen hatten Prometheus das Feuer gestohlen. Zur Hochzeit der Pandora mit Epimetheus, dem Bruder des Prometheus, schenkte er ihr eine Büchse mit der Auflage, die Büchse unter keinen Umständen zu öffnen, doch sie tat es.

      Aus der Büchse entwichen alle Laster und Untugenden und so kam das Schlechte in die Welt und sie wurde zu einem trostlosen Ort.

      Wieder wurde die Büchse geöffnet, es begann mit der Botschaftsbesetzung und das Unheil setzte sich fort.

       1

      In diesem Jahr kam der Herbst früher als sonst, obwohl es erst Anfang Oktober war, lag schon früh am Morgen ein weißer Schleier auf den Wiesen, in der Nacht hatte es den ersten Frost gegeben. Man konnte förmlich sehen, wie sich die Kälte von den Bergen herunter wälzte, die Berge, sie bilden die Grenze zum Nachbarland, einige sind fast zweitausend Meter hoch. Keiner von uns war je bis zu den Bergspitzen hinauf gestiegen, was sollten wir auch dort oben, Fremde wurden dort schon seit Jahren nicht mehr gesehen, die kamen auch nicht mehr. Die Bergspitzen waren schon seit einigen Wochen mit Schnee bedeckt, bei Sonnenuntergang verfärbt sich der Horizont immer leicht rötlich und der Schnee glitzert weithin sichtbar, auch in der späten Dämmerung besteht noch ein leichtes Leuchten, ganz oben, wo fast keine Bäume mehr wachsen, an den Bergspitzen. Bis zur nächsten Stadt sind es etwas mehr als fünfzig Kilometer. Zuerst bilden sich dunkle Wolken die zunächst oben hängen bleiben, sie verhüllen die Gipfel, dann gleiten sie langsam an den Hängen herab, wie Lawinen die sich um die eigene Achse drehen, um dann nach und nach langsam nach unten hinab zu sinken, bis in das Tal hinein und mit ihnen kommt auch immer die Kälte. Am späten Nachmittag erreichen sie die Höfe die weiter unten am Ende des Tales liegen, dann sind die Berggipfel wieder frei und der Nebel liegt dicht über der Erde, nicht höher als einen halben Meter, die eigenen Füße sind kaum noch zu sehen, es fühlt sich an, als würde man durch einen kalten Bach waten.

      Was hinter den Bergen liegt und wie es dort aussieht, weiß keiner von uns so genau, nie hatte einer vom Dorf hinüber geblickt, über die Gipfel, in das andere Tal, keiner hatte jemals einen der Bewohner von dort gesehen, die sprechen angeblich anders als wir, die Leute im Nachbartal, im anderen Land, sie sollen aber auch den Koran in den Händen halten, so wird es wenigstens erzählt, zumindest dies haben wir gemeinsam mit den anderen.

      Die Menschen hier in der Gegend sind alle Bauern und Farmer, von Reichtum keine Spur, die meisten von ihnen züchten Hühner, die tagsüber frei auf den Wiesen und Feldern herum laufen und dort nach Futter suchen, Zäune gibt es keine, Wölfe die früher manchmal in der Gegend auftauchten, wurden alle schon vor einigen Jahren erschossen, auch die Füchse lassen sich nicht mehr sehen.

      Erst kurz vor der Dämmerung kommen die Hühner zurück in ihre Ställe, sie werden nicht gerufen, sie kommen von selbst, sie kennen den Weg und sie wissen, wann dort in ihren Trögen Futter für sie zu finden ist. In den Ställen ist es auch wärmer als auf den Wiesen, sie hocken auf ihren Stangen und rücken enger zusammen, so wird es noch molliger für sie. Nach Sonnenuntergang wird ihr Gegacker immer leiser, bis daraus so eine Art von Sing-Sang wird, und später, ja, dann sind sie alle stumm, bis zum nächsten Morgen. Schon bevor die Sonne aufgeht, hört man sie wieder, zu erst das Krähen der Hähne, wie zur Bestätigung dass sie noch da sind, und ihr Gegacker ist nicht mehr so zart wie am späten Abend zuvor, es klingt etwas herausfordernd und selbstsicher, auf den Höfen braucht keiner einen Wecker, sie stehen mit den Hühnern auf.

      Cave war einer der Farmer, das Wichtigste was er besaß, waren seine Hühner, auch einige Ziegen und eine alte Kuh gehörten ihm, die Milch die sie geben reichte gerade mal so für den eigenen Bedarf. Sein Hof liegt am weitesten von der Stadt entfernt und ist den Bergen am nächsten, er ist der Jüngste, er hat noch drei Brüder und eine Schwester.

      Alle Farmer des Tales gehören zu einer Sippe, den Hamudas. Seine Schwester hatte vor einigen Jahren einen Neffen geheiratet, die züchteten auch Hühner, wie alle Familienmitglieder, ihre Farm ist die nächstgelegene, etwas südlich von Cave, nur einige Kilometer entfernt, von seinem Grundstück aus konnte er die Gehöfte der anderen nicht sehen, das Tal macht unterhalb seiner Farm eine Biegung nach Westen und Berge versperren den Blick in das weitere Tal. Sein ältester Bruder hatte als erster eine Farm gegründet, nahe an der Stadt, er ist zehn Jahre älter als Cave.

      Die Haupteinnahmen der gesamten Sippe waren die Hühnereier, die Hamudas verkauften täglich mehr als zwanzigtausend Eier und versorgten die ganze Stadt damit. Kurz vor Sonnenaufgang kam immer ein Lastwagen aus der Stadt, der Fahrer war seit Jahren immer der gleiche, er sammelte die Eier ein, in Kisten verpackt, zu je hundert Stück. Zuerst die von Cave, meistens waren es fünfzig Kisten, seine Farm war die kleinste, sein ältester Bruder lieferte den größten Anteil ab. Geld bekamen sie zunächst nicht, der Fahrer übergab ihnen nur eine Quittung, erst Ende des Monats erfolgte die Zahlung.

      Einmal im Monat wählte Cave etwa hundert Hühner zum Schlachten aus, so blieb sein Bestand konstant, meist waren es die älteren Tiere, solche, die nicht mehr so richtig legen wollten, aber ihr Fleisch war immer noch zart und bekömmlich. Die brachte er selbst in die Stadt zum Markt, mit seinem alten Lastwagen, lebend in kleinen Holzkisten. Dort kannte er seit Jahren einen Händler, der alle seine Hühner auf einmal abnahm und Cave dafür direkt bezahlte, nach dem Tagespreis, verhandelt wurde nie, mit dem Geld kaufte Cave Sachen die seine Familie dringend benötigte und die er nicht selbst herstellen konnte.

      Heute, an seinem dreißigsten Geburtstag war Cave wie immer weit vor Sonnenaufgang aufgestanden, bevor die Hühner sich rührten, er hatte sich einen Eimer mit kaltem Wasser über den Kopf geschüttet, Wasser gab es hier es im Überfluss, am Fuß des Berges hatte sich ein kleiner See gebildet, der durch das Schmelzwasser gespeist wird, das Wasser ist auch im Sommer noch immer eiskalt aber klar wie Kristall, am südlichen Ende des Sees befindet sich ein Ablauf, dort bildet sich ein Bach, der sich langsam am Hang entlang schlängelt und hinter dem Haus verläuft, etwas Wasser leitete Cave davon über einen schmalen Kanal in einen Brunnenschacht hinein, so hatte er immer genügend davon, auch im Sommer, wenn für Wochen kein Regen fiel.

      Während der Schneeschmelze wird der Bach immer etwas breiter, das klare Wasser tritt dann über die Ufer, nimmt die Farbe der Erde an, füllte er seine Hände damit und hielt es gegen die Sonne, dann sah es so aus, als würden tausend Diamanten darin tanzen. Doch zu einer richtigen Überschwemmung kam es bisher nie, das Wasser staut sich nicht weiter auf, es fließt immer durch das Gefälle rasch weiter ins Tal hinab, wird dort zu einem breiten Fluss, der auch die Stadt mit Wasser versorgt.

      Nachdem

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