Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland страница 36
»Kate!«, rief Milo. »Ich denke, du hast frei?«
»Ich hatte frei.« Sie schloss ihr Fahrzeug ab. »Bis Mr. McKee anrief und mir erklärte, dass ihr noch jemanden braucht.«
»Ich hoffe, mein Anblick versöhnt dich mit diesem Schicksalsschlag.«
Ich war gespannt, was sie antworten würde, aber sie lächelte nur viel sagend. »Erzählt mir lieber, was hier los ist.«
Milo holte Luft, doch ich kam ihm zuvor und warf Kate die nötigsten Stichworte hin. Es lag einfach zu viel Arbeit vor uns.
»Eigentlich wollte ich ein bisschen länger mit ihr plaudern«, sagte Milo später, als wir wieder in die Lexington Ave einbogen.
»Was glaubst du, warum ich dir ins Wort gefallen bin?«
»Okay, okay.« Er grinste. »Ich werde gelegentlich ein Dankgebet sprechen für meinen so fürsorglichen Partner. Was steht zuerst auf der Tagesordnung soziales Umfeld, Flughafen, Taxiunternehmen?«
»Mach einen Vorschlag.«
Milo überlegte nicht lange. »Es sind verdammt viele Leute, die von der geplanten Amsterdamreise wussten. Das wird uns ein Weilchen beschäftigen.«
»Und irgendwann wird der Entführer anrufen und uns eine weitere Nuss zu knacken geben.«
»Darum schlage ich vor, den Flughafen und die Taxizentralen an die Kollegen von der City Police abzutreten. Wir können das Phantombild und die Fotos einscannen und über E-Mail durchgeben.«
Ich war einverstanden.
Die Cops vom 112. Revier in Queens arbeiteten schnell. Schon gegen Mittag schickten sie uns das Protokoll zweier Zeugenaussagen, die Theresa Vanhouven etwa 24 Stunden zuvor in der Flughalle des Kennedy Airports gesehen haben wollten. Alles sprach also dafür, dass sie ihren Flug nach Amsterdam angetreten hatte.
Der Anruf, der dann am frühen Morgen des nächsten Tages bei ihrem Mann einging, räumte den letzten Zweifel aus - unsere Ingenieure konnten zumindest herausfinden, dass er vom anderen Ufer des großen Teiches kam.
8
Barry stieg das düstere Treppenhaus hinunter und betrat den Laden durch die Hintertür. Die Wandleuchter waren eingeschaltet und warfen ihr schummriges Licht auf zahllose Ölgemälde, die meisten ziemlich kitschig, aber davon verstand Barry nicht viel, auf antiquarische Waffen, auf Stahlhelme, Orden, Offiziersdegen aus dem Unabhängigkeitskrieg, Vasen, Zinnteller, Uhren, alten Schmuck und so viele Bücher, dass es Barry immer ein wenig unheimlich wurde, wenn er hier unten bei Howard war.
Er hatte in seinem ganzen Leben kein einziges Buch gelesen. Abgesehen von der Bibel, in die er notgedrungen einige Male hineingeschaut hatte, weil sein Vater mit dem Rohrstock neben ihm gestanden hatte. Er beschäftigte sich ausschließlich mit Papier, auf dem Sportnachrichten, harte Pornos oder Comics abgedruckt waren.
Hinter der Tür, die zu Howards Büro führte und zu seiner versteckten Waffenkammer hörte Barry Geräusche. Er lauschte das Wimmern einer kindlichen Stimme war zu hören. Und das stöhnende Brummen von Howards Bass.
»Drecksau«, murmelte Barry und sah auf die gläserne Eingangstür. Howard hatte das >Closed< Schild aufgehängt. Durch die mit dem Krempel aus Jahrhunderten voll gestopften Schaufenster sah Barry den Feierabendverkehr vorbeirollen, der selbst in dieser Seitenstraße noch zu Staus führte.
Er stieß einen Fluch aus und schob sich durch zwei Biedermeierschränke zu dem langen Garderobenständer mit den alten Klamotten.
Zwischen einer Uniformjacke und einem Trapperhemd mit Lederfransen fand er einen schwarzen Pelzmantel. Er nahm ihn vom Bügel und fuhr mit der Hand über das speckige alte Teil.
In dem Augenblick ging die Tür von Howards Büro auf. Der Kahlkopf erschien zwischen den beiden Schränken. Er fummelte an seinem Hosenbund herum, stutzte kurz, als er Barry sah, und ging dann wortlos zur Ladentheke.
Ihm folgte ein etwa zwölfjähriger Junge, ein Latino in dreckigen Hosen, deren Schritt ihm bis zu den Kniekehlen hing. Er grinste blöde, senkte den Blick, als er Barry mit dem Mantel zwischen den Schränken entdeckte, und stülpte sich eine ausgebleichte grüne Baseballmütze über.
Barry trat aus dem schmalen Gang zwischen den Schränken. »Hier, du Ratte«, sagte Howard und reichte dem Jungen einen 20 Dollar Schein. Dann schloss er die Ladentür auf und ließ den Jungen auf die Straße hinaus.
Barry musterte den Älteren verächtlich. »Und? War er gut?«
»Das geht dich einen Scheiß an!«, knurrte Howard und drückte sich an ihm vorbei. An der Bürotür fuhr er plötzlich herum. »He! Was hast du mit dem Lammfell vor?«
»Die Frau friert.«
»Du hast wohl'n Schatten!« Howard riss ihm den Mantel aus den Händen, schob sich zwischen die Schränke. »Die wird bald nicht mehr frieren.« Er machte Anstalten, das gute Stück wieder auf den Bügel zu hängen. »Du bist hier nicht in deinem Pflegeheim.«
Barry war offiziell in einem Seniorenheim angestellt, das der Chefin gehörte. Halbtags. Wenn sie ihn für den eigentlichen Job brauchte, schrieb ihm der Direktor des Heims einfach einen Urlaubsschein. Die Chefin legte Wert darauf, dass jeder ihrer Mitarbeiter eine einigermaßen bürgerliche Existenz vorweisen konnte.
Barry war mit einem Schritt bei dem Kahlkopf und angelte sich mit raschem Griff über dessen Schulter den Mantel. Langsam drehte sich Howard um.
Die beiden ungleichen Männer musterten sich feindselig. Barry wusste, dass Howard ihn nicht angreifen würde. Er hatte es einmal versucht. Vor etwa drei Jahren - Barry war damals gerade von der Chefin eingestellt worden und hatte den Kahlkopf übelst beschimpft, als er ihn zum ersten Mal mit einem Kind erwischt hatte - Howard, der sich viel einbildete auf seine Nahkampfausbildung und damals keine Gelegenheit ausließ, sich mit den 73 Vietkongs zu brüsten, die er eigenhändig getötet hatte - Howard hatte ihm seine geballte Pranke ins Gesicht gerammt.
Es war das einzige Mal gewesen, dass er so etwas versucht hatte. Er wusste damals noch nichts von Barrys Ausbildung fast 20 Jahre auf den Straßen der South Bronx und in etwa vier verschiedenen Gefängnissen. Und auch von Banys Jähzorn wusste der ehemalige Marine damals noch nichts.
Barry war förmlich explodiert, und wenn Marilyn nicht dazwischen gegangen wäre, hätte Howard wahrscheinlich keine Gelegenheit mehl bekommen, aus dieser Erfahrung zu lernen.
»Verpiss dich«, sagte Howard nun nicht allzu laut. Barry ging mit dem Mantel zur Hintertür. »Und gib der Alten ‘nen Gute-Nacht-Kuss von mir.« Barry tat so, als hätte er das nicht gehört.
Oben klopfte er an die Badezimmertür, bevor er eintrat. Die Frau hatte ihn darum gebeten.
Sie hockte auf einem Couchkissen, das er ihr am Morgen gegeben hatte. Er hatte die Handschellen durch ein langes Seil ersetzt, so dass sie ein wenig Bewegungsspielraum hatte.
Sie zitterte, obwohl sie sich in die alte Decke gehüllt hatte, die er ihr vor ein paar Stunden umgelegt hatte. Die Heizung funktionierte nicht.
Er half ihr, den Mantel anzuziehen. In dem kleinen