Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland страница 42
Der Schriftsteller wohnte in Chelsea. Er hatte ein Apartment im Parterre eines 14-stöckigen Hauses aus den 20er Jahren. Die Krankheit hatte ihm die Kontrolle über seine Beine genommen. Alles andere an ihm war noch sehr beweglich. Einschließlich seines wichtigsten Körperteils. Und das, obwohl er weit über 60 war.
»Ich habe einen verdammt schlechten Tag hinter mir, Baby«, begrüßte er sie. »Fast hätte mich gestern so ein Wichser von Trucker platt gemacht. Ich sag dir, im Rollstuhl leb' ich gefährlicher als auf meiner Harley früher. Ich brauch was Weiches und Warmes zur Entspannung. Komm her.«
Sie zog sich aus und gab ihm so viel Warmes und Weiches, wie sie hatte. Und das war weiß Gott nicht wenig.
Hinterher lächelte er sie an wie ein Säugling nach der Brust. Sie steckte ihm eine brennende Zigarette zwischen die Lippen.
»Soll ich dir ein paar Eier in die Pfanne hauen?«
»Sakrament, das wäre geil! Ist das im Preis mit inbegriffen?« Er lachte meckernd. Marilyn musste an einen Ziegenbock denken. »Aber ohne Klamotten, hörst du? Und lass die Küchentür auf, dass ich was von dir sehe.«
Marilyn tat ihm den Gefallen. Sie kam sich fast großmütig vor dabei. Zu sterben mit dem Bild ihrer üppigen Rundungen auf den Netzhäuten kann man sich einen schöneren Tod wünschen?'
Das Insulin stand in der Kühlschranktür unter dem Eierfach. Wie die Chefin ihr gesagt hatte.
Merchand war nämlich zusätzlich auch noch zuckerkrank. Das Schicksal hatte ihn hart getroffen. Zumindest gesundheitlich. Aber Marilyn wusste, dass er mit Drehbüchern ein Vermögen gemacht hatte. Die Chefin hatte durch blicken lassen, dass seine Schwester - sie war Köchin in einem Kinderheim - das irgendwie ungerecht fand. Und dass sie Alleinerbin war.
Während die Eier in der Pfanne brutzelten, holte Marilyn die Ampulle mit dem Insulin aus dem Kühlschrank. Außerhalb seines Blickfeldes zog sie die gesamte Ampulle in einer Zehnmilliliterspritze auf vierhundert Einheiten. Das würde dem Kerl auch das letzte Zuckermolekül aus dem Blut holen. Und ohne Zucker konnte auch das Hirn eines Schriftstellers nun mal nicht leben.
Sie brachte ihm die Eier ans Bett und spähte nach seinen Füßen. Auf der alten Haut des Fußrückens wölbten sich einige dicke Venen.
»Toller Service«, krähte er. »Du musst öfter kommen, Baby.« Er schob sich eine Ladung Eier in den Mund.
Marilyn, die Hand mit der Spritze hinter ihrem Schenkel versteckt, rückte langsam zum Fußende des Bettes vor.
»Wie heißt du?«, fragte er mit vollem Mund.
»Maria Magdalena«, sagte sie. »Du kennst doch die Geschichte von der Frau, die Jesus die Füße gesalbt hat das ging so...« Er lachte meckernd, als sie sich über seine Füße warf. Aber nicht lange.
»He! Bist du übergeschnappt?« Er spürte den Stich kaum, war aber irritiert, weil sie seinen linken Fuß fest umklammert hielt, während sie langsam das Insulin in die Vene drückte. »Was machst du da, verflucht?«
Sie sprang auf, die leere Spritze hinter ihrem Rücken verbergend.
»Was soll das, du Miststück?«
Mit offenem Mund und großen, staunenden Kinderaugen starrte er die blutende Einstichstelle auf seinem Fußrücken an.
Marilyn präsentierte ihm die Spritze. »Ich hab dir dein Insulin verpasst, du lahmer Ziegenbock!«
Er begriff erst, als er anfing zu zittern. Marilyn kam ihm zuvor, als er nach dem Telefon greifen wollte. Seine Bewegungen waren schon so langsam wie die Barrys, wenn er die zweite Flasche Whisky aufmachte.
Bald trat ihm der Schweiß aus allen Poren. Ein Teppich feiner, durchsichtiger Perlen bedeckte seinen nackten Körper, und ein feuchter Fleck breitete sich um ihn herum auf dem Laken aus.
Nach zehn Minuten lag er apathisch im Bett und starrte an die Decke.
Marilyn begann ihre Spuren zu beseitigen. Er zitterte so heftig, dass das Bett vibrierte.
Sie verschwand unter der Dusche. Als sie nach einer halben Stunde angezogen und geschminkt an Merchands Bett trat, war er tot.
15
Schaukelnd ging es bergauf. Demnach hatten wir die Fußgängerampel erreicht. An dem hohler klingenden Rattern unter mir merkte ich kurz darauf, dass wir uns auf der Brooklyn Bridge befanden.
»Ich geh als Erster«, kam eine Stimme aus dem Dunkeln - Medinas Stimme.
Er lag dicht an mich gedrängt in dem kleinen Eiswagen, in dem uns Clive auf die Brücke schmuggeln sollte. Er benutzte nicht die Straße, sondern den Fußgängerweg, der sechs Meter über den Fahrbahnen die Brücke überquerte.
Von Brooklyn aus würde uns eine Gruppe von Cops entgegenkommen - getarnt als Touristen, unter die sich ebenfalls zwei unserer Leute gemischt hatten.
Sobald wir ein Zeichen von Milo erhielten - er leitete den Einsatz - würde der Erste von uns aus dem Wagen schlüpfen, über das Geländer klettern und sich auf den Eisenträger seitlich des Fußgängerweges pressen.
Wir hatten alle günstigen Stellen auf der Brücke und in ihrer Umgebung genutzt, um unsere Leute zu postieren.
»Ist die Luft rein, Clive?«, hörte ich Milos Stimme im Ohrknopf, den ich trug.
»Ja«, bestätigte Clive, »der Erste kann aussteigen.«
Der Wagen hielt, und Medina kletterte hinaus. Als sich die kleine Tür an der Seitenwand des Wagens öffnete, sah ich, dass es schon dunkel geworden war.
Einige Minuten später war ich an der Reihe. Ich schlüpfte durch die Luke, schwang mich über das Geländer und legte mich bäuchlings auf den Träger, der parallel zum Gehweg verlief. Ein Stockwerk unter mir die Scheinwerfer und der Lärm des Verkehrs. Vom East River war nicht viel zu sehen. Verschwimmende Lichtreflexe einzelner Schiffe zwischen den Drahtseilharfen waren der einzige Hinweis darauf, dass sich knapp 50 Meter tiefer ein Gewässer befand.
Ich gab den Bezug meines Postens an Milo durch und drückte die Beleuchtung meiner Armbanduhr.
Kurz nach zehn.
Elend lange Stunden lagen vor mir, aber wir hatten beschlossen, möglichst früh in Stellung zu gehen. Spätestens ein, zwei Stunden vor der geplanten Geldübergabe würden die Kidnapper die Brücke und ihre Umgebung kritisch unter die Lupe nehmen.
Ich richtete mich auf und lehnte mich an das nicht durchbrochene Geländer. Ich hörte Schritte und Lachen einer Fußgängergruppe auf der anderen Seite des Geländers. Die Männer und Frauen von der City Police.
Wenig später hörte ich die Meldung der beiden FBI-Agenten. Sie hatten sich von der Gruppe abgesetzt und sich hinter dem Geländer verborgen.
Etwa dreihundert Schritte entfernt sah ich die Konturen des gotischen Doppelbogens auf der Brooklyner Seite. Einer der beiden Pfeiler, an der die Drahtseilkonstruktion aufgehängt war.
Von dem sonst so berauschenden