Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021. Pete Hackett

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Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021 - Pete Hackett

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umschwirrten ihn, als er tief auf Mr. Brown geduckt auf die mit Felstrümmern bedeckten Hügel im Nordwesten zujagte. Schmetternde Einschläge fetzten Staubbälle zwischen den Grasbüscheln und Salbeistauden neben ihm hoch. Larry fluchte erbittert, weil er nur seinen Revolver besaß.

      Mit wehenden Jackenschößen, von Staub und Pulverdampf umbrodelt, stoben sie hinter ihm heran. Kerle, deren einziges Gesetz Gewalt und Rache hieß. Männer von der Sorte, die erst schossen und hinterher die Fragen stellten - wenn sie überhaupt welche hatten.

      »Lauf, Mr. Brown, zeig, was du kannst! Lauf, verdammt noch mal!«, schrie Larry verzweifelt. Doch der Braune stolperte. Dunkle Schweißflecken bedeckten sein Fell. Von seinen Nüstern tropfte Schaum. In einem Anflug jäher Panik war es Larry, als würden die Hügel nicht näherrücken, sondern vor ihm zurückweichen. Er riss den Remington heraus, drehte sich halb. Sie waren schon so nahe, dass er das wilde Lachen auf ihren rohen Gesichtern erkannte. Drohend schwang Tamblin sein Gewehr. Die anderen schossen. Eine Kugel schlitzte Larrys rechten Ärmel auf. Der Hengst stolperte abermals. Seine Lungen rasselten.

      »Okay, ihr Bastarde, dann holt es euch!«, knirschte der schlanke Spieler. Es wirkte grotesk und selbstmörderisch, als er sein Pferd nur mehr fünfzig Yards vom Fuß des nächsten Hügels entfernt vor den blitzenden und qualmenden Karabinern seiner Verfolger herumriss. Die Flanken des Braunen zitterten.

      Im ersten Moment waren Tamblin und seine Kumpane so überrascht, dass sie ihre Gäule heftig zurückrissen. Staub hüllte sie ein. Coltpoker-Larry duckte sich. Der Stetson hing an der Windschnur auf seinem Rücken. Schweißnass glänzendes Haar ringelte sich in seine Stirn.

      »Komm her, Tamblin, wenn du was von mir willst! Bist du zu feige, es allein mit mir auszutragen?«

      Die Wildheit des Verlorenen glühte in seinen Augen. Er sah die Schurken wie hinter einer Wand aus weißlichem Feuer. Der Bärtige hob rasch eine Hand, als seine Begleiter wieder losstürmen wollten. Er raunte ihnen etwas zu. Da ließen sie die Karabiner sinken. Einer von ihnen war Meeker, der hagere Bursche, der mit Tamblins Bruder im Saloon gewesen war. Scott Tamblin trieb seinen Pinto ein paar Schritte nach vorn.

      »Ich komme, Langtry! Mein Bruder wartet schon viel zu lange in der Hölle auf dich!«

      Doch er kam nicht allein. Plötzlich rissen die Reiter hinter ihm ihre Pferde nach links und rechts und preschten gleichzeitig mit ihm los. Aber der erste Schuss, der nun fiel, kam nicht aus ihren Gewehren, sondern aus dem Schatten der Felsen schräg über Larry. Der Mann rechts von Tamblin ließ auf einmal sein Gewehr fallen, warf die Arme hoch und stürzte seitlich vom weiterrennenden Pferd.

      Larrys Atem stockte.

      »Teufel, Mr. Brown, da meint es offenbar jemand gut mit uns!«, keuchte er.

      Oben blitzte und knallte es, als hämmerte eine Gatlingkanone. Nur die zuckenden Mündungsfeuer und der Pulverrauch, der zwischen den Felstrümmern hochstieg, waren zu sehen. Meekers Pferd brach im vollen Galopp nach vorn ein. Der Reiter sauste wie von einem Katapult geschossen durch die Luft.

      Larry hatte bereits Mr. Brown herumgerissen. Jetzt, die Rettung vor Augen, nahm er keine Rücksicht mehr. Mit wilden, heiseren Schreien spornte er das Pferd den steilen Grashang hinauf. Kugeln pflügten neben ihm die Erde. Larrys Revolver krachte.

      Das Gewehr schwieg kurz. Doch als er die Felsen erreichte, fing es wieder zu peitschen an. Winchester, registrierte er mechanisch. Er sprang ab, duckte sich hinter den nächsten Steinklotz und schob den qualmenden Lauf des 38ers über den linken Unterarm.

      »Ich denke, sie haben genug!«, rief eine Stimme rechts von ihm.

      Weißgraue Schleier trieben im gleißenden Licht davon. Dahinter lag Meeker noch dort, wo er beim Sturz aufgeschlagen war. Seltsam verrenkt, in einer Haltung, die verriet, dass er nie mehr aufstehen würde. Er hatte sich das Genick gebrochen. Tamblin und der letzte Mann seiner Bande zügelten ihre Pferde außer Schussweite. Sie saßen so verkrampft in den Sätteln, dass Larry förmlich spürte, wie wütend und enttäuscht sie waren. Doch Tamblins Drohung, als er das Gewehr schüttelte, berührte ihn nicht mehr.

      Diese Stimme! So leise die Worte gewesen waren, nun hallten sie wie mit Donnerstärke in seinen Ohren nach. Er hatte die plötzlich davonjagenden Verfolger schon vergessen, als er sich erhob und um das völlig erschöpfte Pferd herumging. Schweiß perlte noch auf seinem Gesicht. Aber er spürte weder den Salzgeschmack auf seinen rissigen Lippen, noch die Schwäche in den Knien.

      »Ich werde verrückt!« war alles, was er im ersten Moment hervorbrachte.

      Die Frau vor ihm stand auf und lehnte das heißgeschossene Gewehr an den Felsen, hinter dem sie gekauert hatte. Ihre blauen Augen funkelten spöttisch.

      »Strengen Sie sich nur nicht an, Sie sind es ja längst!« Und mit einem heftigen Kopfschütteln: »Sie sind wirklich unmöglich, Langtry! Für wen, zum Kuckuck, wollten Sie denn da vorhin den Helden spielen?«

      Mit dem auf die Schultern flutenden kastanienfarbenen Haar gefiel sie ihm noch besser. Die luftige weiße Bluse und der geteilte Wildlederreitrock standen ihr ausgezeichnet. Ihre halb hohen Texasstiefel waren mit Stickereien verziert. So wirkte sie jünger und mädchenhafter als gestern in dem Zimmer über Macs Saloon, aber auch irgendwie so unbezähmbar wie eine Wildkatze.

      Larry achtete kaum darauf, was sie sagte. Er verbarg nicht, wie hingerissen er war. Hingerissen davon, wie sie dastand, sprach und sich dabei eine rötlich schimmernde Locke aus der Stirn strich. Linda Colemans Haltung versteifte sich, als er impulsiv nach ihren weichgerundeten Schultern griff. Doch mit seinem alten, verwegenen Draufgängerlachen ging Coltpoker-Larry darüber weg.

      »Wenn dieses Wiedersehen für uns beide kein Wink des Schicksals ist, Ma’am, dann will ich nie mehr in meinem Leben eine Spielkarte anfassen«, rief er.

      »Ein Kartenhai, der an Zufälle glaubt, ist neu für mich«, bemerkte sie so trocken, dass ihm die Lust verging, sie an sich zu ziehen. »Ich rechnete damit, dass Sie sich irgendwann für diese Richtung entscheiden würden. Also habe ich hier gewartet. Bilden Sie sich nur nichts darauf ein! Wenn Sie nicht Big Joes Sohn wären, hätte ich wahrscheinlich keinen Finger für Sie gerührt.«

      Er grinste dennoch.

      »Dass Sie ,wahrscheinlich‘ sagen, Ma’am, tröstet mich ungemein. Ansonsten käme ich allmählich auf den Verdacht, dass Sie mich nicht leiden können. Dabei finde ich, dass wir prächtig zusammenpassen. Vor allem nachdem Sie mir - wahrscheinlich - das Leben gerettet haben.«

      »Bestimmt sogar!« Ihre Stimme war jetzt kalt, ohne jeden Spott. »Es ist der Preis dafür, dass Sie mich nun doch nach Canyon City begleiten.«

      Er ließ sie so schnell los, als hätte er sich die Finger verbrannt. Sein Lächeln war nur mehr Maske.

      »Auch wenn Sie nicht an Zufälle glauben, Linda: Als ich diese Richtung einschlug, dachte ich nur daran, meinen Skalp zu retten, nicht an Big Joe Langtry.«

      »Deswegen erinnerte ich Sie ja an ihn.«

      Nun war er an der Reihe, den Kopf zu schütteln.

      »Sie geben wohl nie auf, was?«

      »Nicht, wenn es um die Existenz und das Leben des Mannes geht, dessen Frau ich bald sein werde«, antwortete sie, jedes Wort betonend.

      Er stand da, als hätte sie ihm eine Ohrfeige versetzt.

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