Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett страница 14
„Nein! Nein! Ich bleibe bei ihm!“, rief sie spontan.
Harry Scott holte ein Stück rundes Holz und steckte es quer in Ionus Mund.
„Zubeißen! Es wird wehtun, aber es ist Ihre einzige Chance.“
Dann führte er die Sonde in den Einschusskanal. Ionu, der gewiss kein Schwächling war, keuchte und schnaufte vor Schmerzen. Dann aber ließ er das Holz aus den Zähnen fallen.
„Zupacken, Glenn!“
Glenn drücke Ionu an den Schultern fest in den Stuhl. Ionu schrie plötzlich gellend auf, und dann brach sein Schrei ab. Harry Scott hatte die Sonde zurückgezogen und mit ihr das Projektil. Er hielt es auf der Hand und zeigte es Ionu. Doch der sah gar nicht hin, sondern röchelte wie ein Sterbender.
„Heiz das Ding auf, bis es glüht!“, sagte Harry Scott und gab Glenn den blutigen Draht. Glenn hielt ihn über die Flamme und sah zu Ionu hinüber. Aus dessen Brustwunde quoll heftig dunkles Blut.
Der Draht glühte, und Glenn gab ihn Harry Scott. Der hatte gerade die Holzrolle wieder in Ionus Mund geschoben.
„Halt ihn fest!“, sagte Harry Scott und wartete, bis Glenn hinter Ionu stand und ihn hielt.
Als der glühende Draht die Wunde ausbrannte, schrie Ionu noch einmal furchtbar auf, dann wurde er bewusstlos.
Dass dieses Ausglühen die einzige antiseptische Therapie war, die ihnen zur Verfügung stand, wusste Glenn, und bei ihm selbst war das schon oft gemacht worden, wenn er draußen auf der Weide, fern jeder menschlichen Behausung, verletzt worden war. Selbst eine leichte Verletzung am Stacheldraht barg die Gefahr in sich, eine Blutvergiftung zu bekommen und daran jämmerlich und unter Qualen einzugehen.
„So“, sagte Harry Scott zu Mrs. Ionu, die beide Hände vors Gesicht geschlagen hatte und weinte, „er schafft es. Hol zwei von den Jungs herein, Glenn! Wir tragen ihn auf seinem Stuhl zum Bett.“
5
Sie hatten den Koch vor sich auf der Pritsche liegen. Auf einer zweiten lag Old-Bob, dick am Bein verbunden. Auch Harry Scott trug einen neuen Verband und hielt den linken Arm in der Schlinge. Der Gefesselte saß vor der Pritsche des Kochs am Boden.
Ringsherum standen Corners, Deville und Stratz. Letzterer wirkte wie ein Raubtier, das Blut geleckt hat. Er spielte unentwegt mit seinen Coltkolben, und es schien ihm nicht zu passen, dass Harry Scott die drei Gefangenen wie Menschen behandelte. Auch Deville äußerte seinen Unmut. „Wir sollten sie alle drei an einen Baum hängen. Solche Hundesöhne, einfach und ohne Warnung herumzuknallen.“
Harry Scott brachte Deville mit einer Handbewegung zum Schweigen.
„Wir sind keine Banditen. Diese Kerle hier wollten ihren Boss killen wie ein Stück Schlachtvieh. Dafür wird sie ein Richter an den höchsten Ast hängen lassen. Ein Richter, Jungs, nicht wir!“
„Ich habe damit nichts zu tun!“, rief der Koch mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„Nein, du bist ein Engel. Alle hier sind Engel“, höhnte Harry Scott.
„Er hat wirklich nichts gewusst“, sagte Old-Bob leise. „Ihm konnten wir nicht vertrauen. Er hat immer zum Boss gehalten.“
Der Koch sah verständnislos auf Old-Bob. Er begriff offenbar noch weniger als Glenn, was sich hier überhaupt abgespielt hatte. Doch beide, Glenn und auch der Koch, sollten es gleich erfahren.
„Wer hat es ausgeheckt?“, fuhr Harry Scott den Gefesselten an. „Wer?“
Der Mann hatte auf Ionu geschossen. Das wusste Glenn von Burt Corners. Stratz war zu spät gekommen, aber vielleicht lief alles besser so. Sie hatten den Mordschützen lebend. Harry Scott war der Meinung gewesen, dass es eine bessere Handhabe nicht gäbe.
Glenn sah den blonden Mann mit dem kleinen Schnurrbart an und wartete auf dessen Antwort.
„Schlag es doch aus ihm heraus, oder soll ich es für dich tun, Harry?“, rief Deville.
„Sei still, Henry!“, knurrte Harry Scott. Er wandte sich dem Gefesselten zu und fuhr ihn an: „Los, wir können notfalls auch auf einen Richter verzichten, zum Donnerwetter!“
Die Antwort kam von Old-Bob.
„Es war Roy. Er war es leid, von Ionu unter Druck gesetzt zu werden. Ionu hat ihn kurz nach Mitternacht nach Wendover geschickt, damit er dich, Scott, erschießen sollte. Roy ist nicht nach Wendover geritten. Er hat diese Jungs geholt, die er vor einer Woche eingestellt hatte. Sie waren gar nicht weit von hier auf der Fork-Weide mit einer kleinen Herde.“
„Wo ist Roy?“, fragte Scott heftig.
„Er ist dann weitergeritten. Nach Wendover. Er wird mit Hattkinson wiederkommen und mit der übrigen Mannschaft.“
„Wozu?“
„Weil er denkt, dass wir mit Ionu und euch fertig geworden sind. Er will euch von Hattkinson festnehmen lassen.“
„Prächtig! Und wofür tut er das alles?“
Old-Bob schnaufte schwer.
„Ionu hat uns immer wie Sklaven behandelt. Weil wir im Winter bei ihm Unterkunft und Brot hatten, machte er uns im ganzen Jahr zu Muschkoten.“
„Und da wolltet ihr ihn einfach Knall und Fall ins Jenseits befördern. Vielleicht wäre Roy dann Boss geworden?“
Old-Bob nickte. Er sah die anderen an. dann sagte er: „Roy und Babs sind sich einig. Er wollte sie später heiraten.“
„Und euch den Lohn für die Sache auszahlen?“
„Wir sollten Vieh bekommen.“
„Wie menschenfreundlich. Erst lässt er seinen Schwiegervater abschießen, dann gibt er als neuer Rancher dem Mordgesindel Vieh ab. Eine großartige Geste!“, rief Harry Scott, und die Empörung, die er an den Tag legte, schien aus dem Herzen zu kommen.
Glenn war ebenfalls empört.
„Wusste Babs davon?“, fragte er.
Old-Bob sah ihn spöttisch an.
„Roy ist nicht so dumm. Natürlich nicht.“
Harry Scott wandte sich wieder an den Gefesselten. Dann rief er über die Schulter Corners zu: „Geh du auf den Hof! — Und du, Henry, mach diesen Kerl los!“
Der Mann wurde von Deville losgebunden. Deville machte es rau und hart und scheute keine Gelegenheit, dem Blonden Kniffe und Puffe auszuteilen. Schließlich erhob sich der Mann und stand vor Harry Scott.
„Wer bist du?“ Der Blonde schwieg. „Gut, ich werde es gleich hören. — Henry, er braucht Sprachunterricht!“ Deville nickte nur, dann schoss er heran. Der Blonde wollte die Schläge abfangen, aber Deville hatte schon immer eine Art gehabt, der wenig entgegenzusetzen war. Er fegte heran, schlug in die Magengrube, und als der Blonde die Arme herunterriss, fing er schon