Usus Belli. Thorsten Klein

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Usus Belli - Thorsten Klein PSYCHE

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sein.“

      Huldrich sah, Wissarew verstand nicht, was sein Bruder ihm mitteilen wollte. Also erklärte er: „Nach dem Überfall auf Polen und der Aufteilung dieser Republik wird Deutschland viel näher an Moskau sein, als jetzt. Gute Gelegenheit für die Faschisten, den Bolschewismus in der Sowjetunion zu vernichten. Also müssen wir Vorkehrungen treffen, um für diesen Überfall gerüstet zu sein.“

      „Müssen wir nicht“, widersprach Wissarew heftig, „wir werden Verbündete sein. Die greifen sich nicht gegenseitig an, die stehen einander bei.“

      Huldrich winkte ab. „Du redest gegen eine Wand, Bruder. Er will dich nicht verstehen. Spätestens wenn die Nazis vor Moskau sind, wird er das.“

      Gerrich nickte und sagte, immer noch spottend: „Es wird der Untergang des Genossen Wissarew sein. Schade, ich hatte mich gerade an ihn gewöhnt. Mal sehen, ob der neue Woschd von Russland sich einsichtiger zeigen wird. In drei Jahren, Genosse Wissarew. Tschüss, bis dahin.“

      Einen sehr nachdenklichen Wissarew zurücklassend, verschwanden beide in der RaumZeit.

      Es war lange Ruhe in Wissarews Arbeitszimmer. Fast eine halbe Stunde lang. Dann griff der zum Telefonhörer. „Ich möchte den General Schukow in meinem Arbeitszimmer sehen. So schnell, wie möglich … Ja, ich weiß selber, dass er zurück zum Amur will. Halten Sie ihn auf und bitten Sie ihn hierher. Mit aller Freundlichkeit. Verstanden? … Und seinen Oberst Ehrlichthausen soll er mitbringen, mit dem er immer zusammen ist, als wären die beiden ein Liebespaar … Sie sollen herkommen. Termin gestern.“

      Dann legte er den Hörer auf und sah aus dem Fenster. Eine Sache hatte er von Huldrich und Gerrich bereits gelernt.

      Immer auf alles vorbereitet zu sein.

      Ort: Psyche, Blenheim Palace, UK

      „Wir sind auf alles vorbereitet, Montmorency, dessen kannst du sicher sein“, erklärte der Herzog von Marlborough seinem Gesprächspartner.

      Der ging still weiter durch den Park und achtete, lächelnd, scheinbar nur auf den Weg.

      „Dir macht nur die Liebschaft seiner Majestät des Königs Sorgen?“, fragte er leise.

      „Sie ist nicht nur ein Skandal, sondern auch ein gewaltiges Politikum, an dem das Empire zerbrechen kann“, echauffierte sich Marlborough.

      „Was geht uns der der Sex des Königs an?“

      „Er will dieses Weib heiraten. Eine zweimal geschiedene Frau aus Hinterindien. Als Königin des Empires?“

      „Weil sie zweimal geschieden ist oder weil sie Amerikanerin ist?“, tat der Herzog von Montmorency, als verstehe er den anderen Herzog nicht.

      „Du verschweigst mir etwas. Nicht einmal der MI 6 weiß so viel wie Peta Avatar. Aber einem alten Freund wie mir kannst du es doch verraten.“

      Peta blieb stehen und sah den Duke of Marlborough an. „Es ist doch vollkommen egal, dass der König nur einen hochkriegt, wenn man ihn verprügelt. Für einen konstitutionellen Monarchen sollte das kein Problem sein. Dann hat er es im Bett so wie im politischen Leben. Viel wichtiger ist, wo er seine politische Heimat sieht.“

      „Du meinst, er sieht sie nicht im Empire?“

      „Schon. Aber in einem, wo nicht das Parlament, sondern ein faschistischer Führer das Sagen hat. Er.“

      „Er, ein Führer? Er schafft doch nicht einmal die Führerschaft in seinem Bett. Wie will er dann ein Land regieren?“

      „Das könnte ja die zweimal geschiedene Dame aus den Vereinigten Staaten für ihn übernehmen.“

      „Dieses Land wird weder von diesem König geführt, noch von dieser Hure.“

      „Sondern von Winston Churchill, neunter Herzog von Marlborough“, ergänzte Peta.

      „Daran arbeite ich schon so lange vergeblich. Weiter als bis zum Minister habe ich es nie geschafft. Und ich glaube nicht mehr daran, dass ich Premierminister werde.“

      „Minister sein ist doch auch ganz schön“, spottete Peta.

      „Ministerpräsident ist aber besser. Ich würde den Wohnsitz hier gern gegen Ten Downing Street eintauschen.“

      „Soll ich dir dabei helfen? Dann wartet aber noch viel Arbeit auf uns.“

      „Du willst mir dabei helfen? Was habe ich zu tun?“

      „Zuerst einmal müssen wir dafür sorgen, dass der König seine amerikanische Liebste zur Gattin nehmen kann.“

      „Er müsste dafür auf seinen Thron verzichten.“

      „Das wird er“, antwortete Peta. Schließlich war er in der Lage, die Zukunft zu berechnen. „Danach werden wir bei den Deutschen so lange um Frieden betteln, dass ihnen gar nichts weiter übrigbleibt, als uns den Krieg zu erklären. Der deutsche Reichskanzler wird nicht böse sein. Er hält sich für einen großen Strategen und will die Welt erobern. Die friedliebende britannische Regierung wird dieser Krieg so kompromittieren, dass die Hausnummer Zehn in der Downing Street für den Herzog von Marlborough frei sein wird.“

      „Wann?“, fragte der Herzog.

      „Weiß nicht so genau“, log Peta, „in zwei Jahren vielleicht.“

      * Para Bellum lat.: bereite den Krieg vor

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