Klima im Wandel. Was wir jetzt tun können. Ruth Omphalius

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Klima im Wandel. Was wir jetzt tun können - Ruth Omphalius

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kommenden Jahrmillionen eine unüberschaubar große Anzahl von Formen hervor: Bienen, Schnecken, Frösche, Adler, Löwen … Obwohl sie sehr unterschiedlich sind, haben sie alle eines gemeinsam: Sie sind Mehrzeller und haben ihren Ursprung in den frühen Formen, die sich nach dem „Schneeball“ Erde entwickelt haben. Dies gilt auch für den Menschen. Wie dieser wichtige Entwicklungsschritt geschehen konnte, weiß man nicht. Offenbar war es in jener lebensfeindlichen Umgebung ein Vorteil für die Mikroorganismen*, sich zusammenzutun. Als der Klimaregler der Erde wieder zu arbeiten begann und die Vulkane von Neuem CO2 freisetzten, war der Weg frei für eine bis dahin ungekannte Vielfalt des Lebens.

      Die Evolution, die Entwicklung des Lebens, verlief jedoch auch in der weiteren Erdgeschichte nicht ohne Zwischenfälle. Katastrophale Ausfälle der Klimaregelung hat es bis heute immer wieder gegeben. Ihre Ursachen waren unterschiedlich. Manchmal sorgten die Vulkane durch Über- oder Unterversorgung der Atmosphäre mit CO2 für Probleme, manchmal kam die Klimamaschine aber auch durch Störungen von außen aus dem Gleichgewicht. Meteoriten, Asteroiden und Kometen können verheerende Auswirkungen haben. Das bekannteste Ereignis, bei dem ein Himmelskörper das Erdklima völlig durcheinanderbrachte, war ein Meteoriteneinschlag vor 65 Millionen Jahren, der das Aussterben der Dinosaurier verursacht haben soll. Das Geschoss aus dem Weltall soll bei seinem Aufprall so viel Staub in die Atmosphäre geschleudert haben, dass sich der Himmel verdunkelte und das Sonnenlicht nicht mehr durchdringen konnte. Dadurch herrschten für einen längeren Zeitraum arktische Temperaturen auf der Erde. Das Aussterben der Saurier war jedoch nicht für alle schlecht. Den Säugetieren ermöglichte es, die verschiedenen Lebensräume zu besiedeln, die zuvor von den riesigen Echsen besetzt waren, und eine unglaubliche Vielfalt an Arten zu entwickeln.

       Vor den Säugetieren herrschten die Dinosaurier über die Erde.

      Auch die Entwicklung der Menschen ist entscheidend von Klima und Klimawandel geprägt. Eine Eiszeit sorgte dafür, dass im afrikanischen Lebensraum unserer frühen Vorfahren die Bäume verschwanden und sich Savannenlandschaften mit großen Seen ausbreiteten. An den Ufern dieser Seen könnten sich die Vorfahren der Menschen eine neue Nahrungsquelle erschlossen haben: Fisch. Manche Forschende glauben sogar, dass das anstrengende Waten im Wasser der Seen, um Krebse zu suchen und Fische zu fangen, zur Entwicklung des aufrechten Ganges beigetragen haben könnte. Im Gegensatz zu ihren entfernten Verwandten, den Menschenaffen, haben Menschen die Hände beim Gehen frei und können sie für andere Dinge nutzen. Nur deshalb konnten sie Werkzeuge einsetzen und später selbst herstellen. Das menschliche Gehirn wuchs und so sind wir bis heute in der Lage, immer komplexere Dinge zu erfinden.

      Während anderer Eiszeiten trockneten Teile der Ozeane aus. Weil große Wassermengen in den gewaltigen Eisschilden eingefroren waren, regnete es immer weniger und der Meeresspiegel sank. Das führte dazu, dass man zu Fuß andere Erdteile erreichen konnte. Auf diese Weise kamen die ersten Menschen vermutlich sogar bis nach Amerika.

      Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie das Klima nicht nur die Oberfläche der Erde mit ihren Pflanzen und Tieren, sondern auch den Menschen immer wieder geformt hat und noch weiter formt. Das gegenwärtige Klima herrscht auf der Erde mit kleineren Schwankungen seit ungefähr 11.000 Jahren. Wir können noch nicht abschätzen, welche Entwicklungen die Evolution in Zukunft für uns bereithält. Vielleicht wird es in Jahrmillionen auch wieder mehr Sauerstoff auf der Erde geben und einen Urwald mit Rieseninsekten. Und vielleicht kann sich der Mensch ebenfalls an eine solche Umgebung anpassen. Dann könnte ein Spaziergänger die wundersame Welt einer entfernten Verwandten der Meganeura bestaunen.

      Enten auf großer Fahrt

      Die Ozeane bestimmen unser Klima. Dafür gibt es nicht nur einen, sondern 29.000 Beweise.

      Im Jahr 1992 verlor ein Frachtschiff während eines heftigen Sturms im mittleren Pazifik Teile seiner Fracht. Damals waren der Kapitän verzweifelt, die Mannschaft machtlos und der Besitzer des Schiffs wütend, aber sonst passierte nichts Außergewöhnliches. Oder doch? Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass der Unfall die Klimaforschung einen entscheidenden Schritt weiterbringen würde. An Bord des Schiffes hatte sich nämlich eine sehr spezielle Fracht befunden: Plastikentchen. Als die Riesencontainer aus dem Schiff fielen und zerbrachen, wurden 29.000 der kleinen Badetiere ins Meer geschüttet und begannen eine unglaubliche Reise rund um den Globus. Ohne eigenen Antrieb wurden sie von Kräften weitertransportiert, die man lange unterschätzt hatte: die Meeresströmungen.

      Entchen im Eis – viele der kleinen Reisenden froren in nördlichen Meeren ein, bevor sie ihre Reise fortsetzen konnten.

      Zunächst ergriffen die starken Oberflächenströmungen des Pazifischen Ozeans die freigesetzten Entchen. Damit ist das schnell fließende Wasser gemeint, das die oberste Schicht eines jeden Ozeans bis in eine Tiefe von etwa 300 Metern bildet. 300 Meter, das klingt zwar nach sehr viel, umfasst aber nur einen ganz kleinen Teil des Meerwassers – eben nur die Oberfläche. Die Ozeane der Erde sind bis zu 11 Kilometer tief. Die Oberflächenströmungen durchziehen die Meere kreuz und quer wie ein riesiges Netz von Autobahnen, Bundesstraßen und Landstraßen – nur dass sie den Antrieb gleich mitliefern. Die Plastikentchen zumindest hatten keine Wahl und wurden einfach mitgerissen.

      Nach und nach rückte auch in den Fokus der Wissenschaft, dass an den unterschiedlichsten Orten der Welt Spielzeugentchen angeschwemmt wurden. Kurzerhand wurde eine Art „Kopfgeld“ für jede gefundene Ente ausgesetzt. Die Forschenden ließen sich genau beschreiben, wo die gelben Plastikvögel wieder an Land gegangen waren, und erhielten die erstaunlichsten Ergebnisse.

      Eine große Anzahl beendete ihre Reise in Hawaii, aber viele andere tauchten plötzlich hoch im Norden auf. Sie waren offenbar aus dem Pazifik hinausgetrieben und durch die heimtückische Beringstraße in den Arktischen Ozean geschwemmt worden.

      Dort froren sie erst einmal ein und waren für mehrere Jahre im Packeis gefangen. Sobald das Eis schmolz, setzten sie ihre Reise in Richtung Süden einfach durch den Atlantik fort. Noch acht Jahre nachdem sie in den Pazifischen Ozean gefallen waren, wurden verblasste Entchen an den Küsten Nordamerikas, Kanadas, Großbritanniens und sogar Islands gefunden. Diese Nachzügler waren ganz ohne eigenen Antrieb über drei Ozeane und jede Menge anderer Meere transportiert worden.

      Überall auf der Welt wurden Plastikentchen angeschwemmt.

      Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen staunten nicht schlecht, als sie ihre Erkenntnisse zusammentrugen. Obwohl man seit Jahrhunderten wusste, dass es Oberflächenströmungen gibt, hatten erst die reisefreudigen Plastikentchen bewiesen, wie umfassend und gewaltig das Netz der Ozeanautobahnen wirklich ist.

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