Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker

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konnte gar nicht misstrauisch genug sein, was das anbetraf, so fand Sluiter.

      Ein Segelboot war für nicht wenige Leute einfach ein Anlass, ihren Neidgefühlen hemmungslos nachzugeben. Einer, der sich ein Boot leisten konnte, war reich, so das Vorurteil. Niemand beachtete, dass der Bootsbesitzer vielleicht einen schäbigen Gebrauchtwagen fuhr, um sich sein Hobby leisten zu können.

      Sluiter kam der Gedanke, dass es sich vielleicht um den Anrufer handeln konnte...

      "Schöner Abend heute, was?" meinte Sluiter.

      Er erhielt keine Antwort.

      Ein unbehagliches Gefühl machte sich in Sluiters Magengegend breit.

      Er trat einen Schritt zur Seite, um an dem Unbekannten vorbeigehen zu können. Doch dieser machte die Bewegung mit, versperrte ihm nun erneut den Weg, und Sluiter spürte plötzlich den Puls bis zum Hals schlagen.

      Mit dem Blutdruck hatte er schon seit Jahren seine Probleme gehabt. Meiden Sie Stress, hatte er die Worte seines Arztes im Ohr. Treten Sie kürzer, suchen Sie sich ein beschauliches Hobby....

      Hatte er getan.

      Aber gegen die Art von Stress, die die Anwesenheit dieses Unbekannten verursachte, gab es kein Mittel.

      "Was wollen Sie?", fragte Sluiter diesen nun. Jetzt erkannte er, dass der längliche Gegenstand in den Händen seines Gegenübers keine Angel war, sondern ein massives Ruderholz.

      "Gretus Sluiter?", vergewisserte sich der Unbekannte.

      Eiskalt klang die Stimme.

      Ein Schauder überlief Sluiter.

      "Sie haben mich angerufen, oder?", kam es zwischen seinen Lippen hindurch. Sluiter bekam dabei kaum die Zähne auseinander.

      Er zermarterte sich das Hirn über eine einzige bohrende Frage: Hatte er diese Stimme irgendwann schon einmal gehört?

      "Lassen Sie mich vorbei!", forderte Sluiter dann.

      Ein leichtes Vibrieren klang in seinen Worten mit. Ein Vibrieren, das seine Angst verriet.

      "Nein."

      Die Erwiderung klang wie ein Urteil.

      Der Unbekannte fasste das Ruderholz mit beiden Händen und schlug zu.

      Sluiter wich zur Seite.

      Der Schlag traf ihn schmerzhaft an der Schulter. Ein weiterer Hieb folgte unmittelbar darauf und traf ihn am Kopf.

      Sluiter stöhnte auf, sank auf die Knie. Ihm war schwindelig. Er fasste sich an den Kopf. Blut rann ihm zwischen den Fingern hindurch.

      Undeutlich sah er den Unbekannten noch einmal ausholen.

      Das Ruderholz traf ihn voller Wucht an der Stirn.

      Mit einem platschenden Geräusch fiel Sluiter in das unter Wasser stehende Gras.

      Dort blieb er reglos und in einer eigenartig verrenkten Haltung liegen. In seinen starr gewordenen Augen spiegelte sich das Mondlicht.

      Der Mörder legte das Ruderholz auf den sumpfigen Boden. Die Tasche, die ihm über der Schulter hing, schob er zurück. Dann fasste er Gretus Sluiter bei den Armen und zog ihn über die Liegewiese. Einmal setzte er zwischendurch ab, ehe er sich den Rest der Strecke vornahm. Schließlich erreichte er die Stelle, an der Sluiters Boot lag.

      Die Leiche legte er auf der etwa einen Meter fünfzig breiten befestigten Zone direkt am Ufer ab. Seine Tasche ebenfalls. Er löste die Vertäuung des Bootes, um es näher ans Ufer heranzuziehen. Er machte es erneut fest. Die Außenhaut schabte jetzt an der scharfen Uferkante. Aber wenn er die Leiche an Bord bringen wollte, konnte er keinen weiten Spagat-Schritt auf das Boot machen.

      Der Mörder lud sich Sluiter über den Rücken und stieß ihn dann mit aller Kraft ins Boot hinein. Hart schlug Sluiters Kopf auf dem Boden auf. Blut sickerte heraus, lief über den Polyester-Boden. Ein Fuß hatte sich im Netz der Reling verfangen.

      Der Mörder atmete tief durch.

      Etwas fehlt noch!, dachte er.

      Er wandte sich seiner Tasche zu, holte eine Boßel-Kugel aus Hartholz daraus hervor und warf sie Sluiter hinterher. Sie rollte durch die entstandene Blutlache.

      Dann löste der Mörder die Taue und gab dem Jollenkreuzer einen Stoß mit dem Fuß.

      ––––––––

      2.

      Lorant tickte mit den Fingern auf dem Lenkrad seines Mitsubishi Carisma herum und folgte dabei dem Takt der swingenden Jazzmusik, die aus den Lautsprechern der Stereoanlage kam. 'Cantaloupe Island' von Herbie Hancock. Nicht in der Rap-Fassung aus den Neunzigern, die lange als Titelmelodie einer Talkshow gedient hatte, sondern das Original des Meisters selbst. Lorant kannte das Stück in- und auswendig. Seine Finger bewegten sich wie auf einem Piano. In Gedanken spielte er es mit. Der Jazz war Lorants große Leidenschaft. Er liebte diese freieste aller Musikformen, die zum Großteil aus der Spontaneität des Augenblicks heraus entstand. Kein Jazz-Stück wurde jemals zweimal auf dieselbe Art und Weise gespielt. Lorant hatte selbst einmal davon geträumt, als Jazzmusiker Karriere zu machen. Immerhin war er ein passabler Pianist geworden. Der Höhepunkt seiner Karriere war ein Auftritt in Kölner 'Subway' gewesen. Auf zwei CDs, die unter einem kleinen Label herausgekommen waren, hatte Lorant mitgespielt. Aber zum Glück hatte Lorant früh genug erkannt, dass sein Talent wohl nicht dazu ausreichte, um in die Fußstapfen von Miles Davis, John Coltrane oder Thelonius Monk zu treten und Jazzgeschichte zu schreiben. Es reichte allenfalls, um sich hin und wieder als Barpianist etwas dazu zu verdienen. Und so war Lorant den sicheren Weg gegangen.

      Den vermeintlich sicheren Weg.

      Zwanzig Jahre Polizeidienst hatte er hinter sich.

      Schließlich hatte er frustriert den Dienst quittiert. Immer wieder hatte er mit ansehen müssen, wie leichtfertig in Mordfällen ermittelt wurde. Er hatte das auf die Dauer nicht ertragen können. Und als schließlich seine Frau unter mysteriösen Umständen verschwunden war, Umständen, die ein Tötungsdelikt sehr nahe legten, hatte dies das Fass zum Überlaufen gebracht. Er hatte den Dienst quittiert, sich als Barpianist durchgeschlagen und sich schließlich als Privatdetektiv selbstständig gemacht. Sein Spezialgebiet waren Tötungsdelikte, bei denen die Justiz längst aufgegeben hatte. Oder solche, die zunächst gar nicht als das erkannt wurden, was sie in Wahrheit waren: Morde.

      Was damals mit seiner Frau geschehen war, hatte Lorant trotz aller Bemühungen niemals vollständig herausfinden können. Ein ungelöster Fall, der an seiner Seele nagte, wann immer er daran dachte. Die Bilder würden sich wohl niemals aus seinem Gedächtnis löschen lassen. Das sonnendurchflutete Hotelzimmer, die Blutflecken auf dem Boden.

      Für einen kurzen Moment kniff Lorant die Augen zu.

      Es hat keinen Sinn!, ging es ihm durch den Kopf. Es hat einfach keinen Sinn!

      Das Zusammenkneifen der Augen war eine Art Ritual, um diese Bilder aus seinem

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