Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien. Walter G. Pfaus

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Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien - Walter G. Pfaus

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      © dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

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      1

      St. Petersburg, Russland

      Das Café Rasputin war ein beliebter Szene-Treff, wo sich Künstler, Intellektuelle und alle die sich dafür hielten einfanden, um über den Niedergang Russlands zu diskutieren oder der Performance eines experimentellen Dichters zu lauschen. An den Wänden hingen großformatige Gemälde in grellen Farben. Vladimir Bykov fiel in seinem biederen, dreiteiligen Anzug sofort auf. Er ließ suchend den Blick über die Gäste schweifen. Stimmengewirr erfüllte den Raum.

      Und Zigarettenrauch.

      In kalten Schwaden hing er über den Tischen und machten Bykov klar, wie sehr ihn zwanzig Jahre New York geprägt hatten. Im Big Apple war das Rauchen beinahe überall verboten und so war Bykov den in Augen und Nase beißenden Qualm nicht gewöhnt.

      Sein Blick blieb an einem Mann im dunklen Rollkragenpullover haften, der allein an seinem Tisch saß.

      Bykov ging an seinen Tisch.

      Der Mann im Rollkragenpullover zog an seiner filterlosen Zigarette und blies Bykov den Rauch entgegen. „Na, endlich! Ich dachte, du kommst nicht mehr! Setz dich!“

      Bykov nahm Platz. „Wir müssen miteinander reden, Sergej!“

      Der Mann im Rollkragenpullover beugte sich nach vorn und sprach nun in gedämpftem Tonfall. „Ich steige aus, Vladimir! Die Sache ist zu heiß geworden. Und wenn du schlau bist und am Leben bleiben willst, tust du dasselbe!“

      2

      „Was ist passiert?“, fragte Bykov.

      „Genug, um in Zukunft die Finger von der Sache zu lassen. Das Geschäft läuft nicht mehr und ich habe keine Lust, mir die Finger zu verbrennen. Vor zwei Tagen wurde Korzeniowskij erschossen und ich möchte nicht der Nächste zu sein.“

      Bykov verengte die Augen.

      „Korzeniowskij?“, echote er. „Das wusste ich nicht...“

      „Du scheinst so manches nicht zu wissen, Vladimir!“

      „Dann erkläre es mir, Sergej!“

      „Ich sehe zu, dass ich mein Geld in die Schweiz bekomme und dann bin ich weg!“, erklärte der Mann im Rollkragenpullover.

      Er lehnte sich zurück und ließ den filterlosen Glimmstängel aufglühen.

      Bykov wedelte mit der Hand, um den Rauch zu vertreiben.

      Sergej grinste schief. „Verweichlichter Amerikaner!“, murmelte er verächtlich.

      „Was den Pass betrifft stimmt das“, konterte Bykov.

      „Na, das wird es für dich ja etwas leichter machen, mit der neuen Situation fertig zu werden.“

      Bykov lachte heiser. „Du hast gut reden, Sergej! Ich bin schließlich Verpflichtungen eingegangen! In New York gibt es Leute, die auf die nächste Lieferung so sehnsüchtig warten wie ein Junkie auf seinen Stoff! Die werden ziemlich sauer reagieren.“

      Sergej zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid.“

      „Was ist mit Lebedew?“

      „Der ist schon vor Wochen von der Bildfläche verschwunden. Offenbar hat er den Braten etwas früher gerochen, als der Rest von uns und zugesehen, dass er seine Schäfchen ins Trockene bekommt.“

      „Verdammt!“ Bykov ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Eine dunkle Röte überzog sein Gesicht.

      Sergej wirkte gelassener. „So ist das nun mal. Jeder muss jetzt sehen, dass er so gut wie möglich aus dem Schlamassel herauskommt.“

      „Na, großartig!“

      Sergej drückte den Rest seiner Zigarette im Aschenbecher aus, trank seinen mit Wodka vermengten Kaffee aus und erhob sich.

      Bykov war bleich wie die Wand geworden.

      Sergej sah ihn an und verzog das Gesicht. „Hey, bist du wirklich schon so ein amerikanisches Weichei geworden, Vladimir? Ich dachte, ihr würdet da drüben den Unternehmergeist immer besonders groß schreiben!“

      Bykov verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.

      „Das tun wir auch.“

      „Da wird der deinige ja wohl nicht gleich versagen, nur, weil die Zeit der Riesenjackpots für dich jetzt erst mal eine Weile vorbei ist!“

      „Sehr witzig!“

      „Immerhin lebst du noch – das ist mehr, als man von so manch anderem sagen kann, der bei der Sache mitgemacht hat!“ Gönnerhaft klopfte Sergej seinem Gesprächspartner auf die Schulter. „Nichts für ungut, Vladimir! War ´ne schöne Zeit und ich denke wir werden dem warmen Dollar-Regen noch lange nachtrauern.“

      Bykov bleckte die Zähne wie ein Raubtier. „Du kannst mich mal!“, fauchte er.

      „Wie auch immer. Vielleicht machen wir ja irgendwann, wenn sich die Lage beruhigt hat, mal wieder zusammen Geschäfte. Man sollte ja immer optimistisch bleiben!“

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