Rückruf-Training für Hunde. Katharina Schlegl-Kofler
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Der richtige Zeitpunkt Benutzen Sie in der Lernphase das Komm-Signal nur, wenn Sie hundertprozentig sicher sind, dass es klappt. Probieren Sie also auf keinen Fall einfach mal so aus, ob sich Ihr vier Monate alter Hund aus dem Spiel mit Artgenossen abrufen lässt. Misslingt das, ruinieren Sie sich dadurch leicht den Lernerfolg. Locken Sie den Hund in ähnlichen Situationen lediglich mit spannender Stimme, seinem Namen oder Ähnlichem zu sich oder holen Sie ihn.
Abbruchsignal konditionieren
TIPPS VON DER HUNDE-EXPERTIN:
Katharina Schlegl-Kofler
Wenn Sie möchten, dass Ihr Hund ein »Verbotswort« befolgt, muss er dessen Bedeutung erst lernen. Entweder durch die Kombination eines »Nein« oder »Pfui« usw. mit »drohender« Körpersprache und ebensolchem Tonfall (>->) oder durch ein konditioniertes Signal.
SCHRITT 1 Geben Sie dem Hund einige Male ein Leckerchen aus der flachen Hand, mal aus der einen, mal aus der anderen. Will er das nächste nehmen, sagen Sie in neutralem Ton etwa »Stopp« und schließen gleichzeitig die Hand. Er wird verdutzt »erstarren« oder zurückweichen. Nun bekommt er ein anderes Leckerchen aus Ihrer anderen Hand. Wichtig: Bohrt er nach dem Leckerchen, warten Sie so lange, bis er aufhört.
SCHRITT 2 Nach einigem Üben nimmt Ihr Hund das Leckerchen auch bei offener Hand bei »Stopp« nicht, schließlich auch dann nicht, wenn es auf dem Boden liegt. Immer gibt es ein anderes zur Belohnung. Nun können Sie das Abbruchsignal bei unerwünschten Verhaltensweisen einsetzen. Es wirkt jedoch nicht bei jedem Hund gleich gut.
Voraussetzungen für zuverlässiges Kommen
Neben der richtigen Konditionierung (>) ist Ihr alltäglicher Umgang mit dem Vierbeiner und seine Beziehung zu Ihnen, die sich daraus ergibt, ein weiterer wichtiger Aspekt. Klappt es mit dem Rückruf nicht, ist die Ursache oft eine Kombination aus mangelhaftem Übungsaufbau und Schieflage in der Mensch-Hund-Konstellation. Deshalb gehört meist die gesamte Mensch-Hund-Beziehung auf den Prüfstand, und gegebenenfalls müssen Sie im Umgang etwas verändern.
Ruhiges Streicheln und gemeinsames Kuscheln gehören zu den bindungsfördernden Faktoren. Aber nur dann, wenn der Hund Körperkontakt genießt und ihm nicht zu viel davon zugemutet wird.
Ihre Beziehung zum Hund
Was sind Sie für Ihren Vierbeiner? Sind Sie sein »Kumpel«, dem er seine Aufmerksamkeit dann widmet, wenn er gerade Lust dazu hat oder wenn sich keine interessantere Alternative bietet? Sind Sie sein »Verwöhnautomat«, aus dem er sich Spielstunden, Streicheleinheiten, Leckerchen usw. nach Bedarf holen kann? Bemühen Sie sich, ihm möglichst jeden Wunsch von den Augen abzulesen? Trifft alles auf Sie und Ihren Hund zu, versetzen Sie sich nun einmal in die Lage Ihres Vierbeiners. Er läuft frei und hat gerade ein paar Artgenossen – darunter vielleicht noch eine Hündin, die sehr gut riecht – zum Spielen und Tollen getroffen. Und jetzt möchten Sie, dass er sofort kommt, weil Sie dringend nach Hause müssen. Warum sollte er gerade jetzt seine so lustvolle Beschäftigung unterbrechen und zu Ihnen kommen? Wo Sie sich doch sonst auch eher nach ihm richten und nicht umgekehrt. Sie meinen, gerade weil Sie immer so »nett« zu ihm sind und ihm so viele Freiheiten gewähren, sollte er nun zu Ihnen kommen? Hunde denken da leider anders. Je weniger »Führung« der Zweibeiner dem Hund vermittelt, desto weniger ernst wird er von ihm genommen.
Die Sache mit der Konsequenz
Sie unterhalten sich unterwegs kurz mit jemandem und möchten, dass sich Ihr Hund setzt. Er »überhört« Sie. Sie wiederholen Ihr Hörzeichen noch zwei, drei Mal erfolglos und lassen es dann. Oder Ihr Hund soll bei Fuß gehen, riecht aber etwas Interessantes und zieht an der Leine dorthin – Sie gehen mit. Oder Ihr Vierbeiner darf eigentlich nicht auf das Sofa und weiß das auch. Er legt Ihnen aber mit Schmachtblick den Kopf auf den Schoß und »schleimt« sich so auf die Couch.
Das sind nur wenige Beispiele zahlloser Situationen im Alltag, in denen sich viele Hundehalter inkonsequent verhalten. Rufen Sie sich wieder obiges Szenario in Erinnerung, in dem der Vierbeiner zurückkommen soll. Es schwant Ihnen vermutlich schon: Warum sollte Ihr Hund aus seiner Sicht gerade in einer solchen Situation kommen, wenn er ständig die Erfahrung macht, dass Sie Ihre »Anweisungen« sowieso nicht ernst meinen? Genauso ist es, wenn Sie »launisch« sind, das heißt, wenn Sie mal konsequent sind und den Hund womöglich für Ungehorsam sogar tadeln, ein anderes Mal es Ihnen aber egal ist, wenn er Sie »überhört«. Mangelnde Konsequenz ist also ein weiterer bedeutender Stolperstein für einen zuverlässig funktionierenden Rückruf.
Ihr Hund fordert Sie zum Spielen auf. Gehen Sie nicht immer darauf ein, und schenken Sie ihm dann keine Aufmerksamkeit.
Der Teamchef sind Sie
Wie können Sie nun den Umgang mit Ihrem Hund so gestalten, dass er Sie ernst nimmt? Hunde sind Rudeltiere, die sich gern auf ein erfahrenes Leittier verlassen. Für Ihren Hund müssen Sie das sein.
Souverän sein Als übergeordneter Teampartner stellen Sie die Regeln für das Zusammenleben auf und sorgen für deren Einhaltung. Sie zeigen Ihrem Hund, was er wie machen soll, aber auch, was er nicht tun soll. Dabei ist es wichtig, dass Sie immer ruhig, berechenbar und bestimmt bleiben. So vermitteln Sie Ihrem Hund Souveränität und eine innere Autorität. Das wiederum gibt ihm Sicherheit und Vertrauen. Er hat eine klare Linie, an der er sich orientieren kann, und weiß, er kann sich auf Sie verlassen.
Auch mal ignorieren Zu Ihrer Aufgabe als Teamchef gehört auch, nicht immer zu springen, wenn Ihr Vierbeiner etwas von Ihnen möchte. So müssen Sie ihn beispielsweise nicht immer streicheln, wenn er Sie dazu auffordert. Schicken Sie ihn öfter mal weg oder ignorieren Sie ihn. Aber wenn er zum Beispiel gerade döst oder etwas anderes macht, rufen Sie ihn zu sich und streicheln ihn oder kuscheln mit ihm. Genauso machen Sie es mit Spielaufforderungen. Oder mit der Fütterung. Steht Ihr Vierbeiner zur Fütterungszeit mit Hypnoseblick vor Ihnen oder möchte Sie auf andere Art in die Küche dirigieren, dann ignorieren Sie ihn so lange, bis er seine Bemühungen einstellt. Erst dann gibt es etwas. Überwiegend geben Sie also den Ton an. Je fordernder Ihr Vierbeiner ist, desto weniger gehen Sie auf Aktionen seinerseits ein.
Warten vor dem vollen Napf, bis Sie die Erlaubnis zum Fressen geben: Auch das gehört zum Grundgehorsam eines jeden Vierbeiners.
Den Gehorsam fördern Zu einem Teamchef gehört außerdem, dass seine Anweisungen befolgt werden. Mit Ihrem Hund können Sie nämlich nichts durch- oder ausdiskutieren. Wenn Sie von ihm eine Übung verlangen, die er bereits gelernt hat, dann muss er sie möglichst aufs erste Mal, spätestens aber nach einer Wiederholung des Hörzeichens ausführen. So fördern Sie seine Unterordnungsbereitschaft, die für einen zuverlässigen Gehorsam wichtig ist.