Das Wundermüsli. Prof. Dr. Bernhard Ludwig

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Das Wundermüsli - Prof. Dr. Bernhard Ludwig

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Ist der Hype um Spermidin also einfach ein weiteres dieser Gesundheits- und Anti-Aging-Strohfeuer?

      Was hat man in der Vergangenheit nicht alles geschluckt, weil es schöne Haut, ewige Jugend und noch ewigere Gesundheit versprochen hat? Und das Ganze ohne schädliche Nebenwirkungen!

      Strohfeuer oder Wundermittel?

      Zur Ehrenrettung solcher Substanzen sei gesagt: Viele der meist pflanzlichen oder mineralischen Präparate basieren auf einem reichen Erfahrungsschatz und können durchaus Gesundheit und Wohlbefinden eines individuellen Menschen verbessern. Aber Sie wissen vielleicht aus eigener Erfahrung, wie viele lebensverlängernde Vitamine, Spurenelemente und sonstige Must-Have-Nahrungsergänzungsmittel der vergangenen Jahre bei Ihnen zu Hause im Schrank in halb geleerten Blisterpackungen vergammeln. Viele Steine der Weisen haben sich als ganz profane Kieselsteine erwiesen. Viele Euros später, in denen wichtige Vitamine und hochwertige Öle über ein paar Wochen geschluckt wurden, stellt sich Ernüchterung ein.

      Man geht weiter zum nächsten Gesundheitstrend, denn irgendwann muss es ja klappen mit dem ewigen Leben.

      Große Erwartungen

      Auch vom Spermidin verspricht man sich Einiges – es soll besagte verjüngende Effekte haben, ähnlich wie das Fasten, aber ganz ohne fasten zu müssen. Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Und damit darf man schon mal zu Recht skeptisch sein, zumal viele dieser Ergebnisse lediglich experimentell im Tierversuch gezeigt werden konnten.

      Der Unterschied zu vielen anderen Substanzen, die ein langes Leben, schöne Haut und ewige Glückseligkeit versprechen und so rasch wieder in der Versenkung verschwinden, wie sie in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt sind, liegt in den Erkenntnissen der Molekularbiologie. Die Betrachtung des Spermidins ist eng mit der Forschung zur Autophagie verknüpft, die unabhängig davon eine wissenschaftlich längere Halbwertszeit haben dürfte. Dass Spermidin die Autophagie – also die Müllabfuhr in den Körperzellen – in Gang setzt, gilt zurzeit als erwiesen (mehr dazu ab >). Ob man es sich aber so einfach machen kann und meinen: »Sollen die anderen doch fasten, ich garnier meine Schoko-Nuss-Torte mit ein paar Gramm Spermidin«, bleibt abzuwarten. Schließlich gilt auch hier: Der Weg des geringsten Widerstands ist nur am Anfang asphaltiert.

      Ob es tatsächlich klappt – wenn auch nicht die Sache mit dem ewigen Leben, dann doch zumindest die Sache mit der Gesundheit –, bleibt abzuwarten oder, um den österreichischen Dramatiker Johann Nestroy zu zitieren: »Im Nachhinein ist jeder ein guter Prophet.«

      WIE GEHT GESUND ALTERN?

      Was macht uns tatsächlich gesund und damit länger am Leben? Ist es ein Zusammenspiel vorteilhafter Gene, guter Lebensführung und glücklicher Fügung? Oder gibt es diese eine Substanz, die uns jünger werden lässt? Heute werden viele Überlegungen angestellt, wenn es darum geht, den Gründen für ein längeres gesünderes Leben etwas näher zu kommen.

      Die Antworten geben keine Gesundheitsapostel in Sandalen, die durch beschauliche Klostergärten streifen und ein langes Leben durch Verzicht voraussagen. Es sind die großen Konzerne, die sich ganz oben auf ihre To-do-Listen geschrieben haben, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Der bekannteste dieser Schnippchenschläger ist sicherlich Google. Dessen Mutterkonzern Alphabet hat mit der Gründung von Calico eine Forschungseinrichtung geschaffen, die mit milliardenschwerem Einsatz versucht, den zellulären Alterungsprozess zu entschlüsseln und ihn auszuschalten.

      Daneben gibt es auch andere Möglichkeiten, außerhalb der Laboratorien. So hat man sich jene Menschen ein wenig näher angesehen, die bereits dort sind, wo man gerne hinmöchte: jenseits ihres 100. Geburtstags. Und auch hier stößt man wieder auf das Spermidin. Denn die Personengruppe der Centenarians, also die über Hundertjährigen, weist einen vergleichsweise hohen Spiegel dieser Substanz in ihren Zellen auf. Das deckt sich mit den bisherigen Messungen, wonach die Konzentration von Spermidin im Körper im Laufe des Lebens normalerweise abnimmt (siehe >).

      Vermutungen legen nahe, dass Spermidin dabei eine Rolle spielt (siehe Kasten >). Doch was bedeutet das? Heißt es, dass Menschen deswegen sehr alt werden, weil sie so viel Spermidin im Körper haben, oder haben sie durch ihren robusten Gesundheitszustand selbst im biblischen Alter einfach einen höheren Gehalt an der Junghaltesubstanz?

      Im Nachhinein eine Korrelation, also eine Verbindung zwischen zwei mutmaßlich unabhängigen Faktoren zu bilden, ist immer ein wenig problematisch. Ist es das Spermidin, das als Wundersubstanz das Leben verlängert? Oder ist es lediglich ein gesünderer Lebensstil, der mit einem höheren Spermidingehalt in der Nahrung einhergeht, der allerdings auch eine ausgewogenere Kost, regelmäßiges Yoga und ein generell entspanntes Leben im Wohlstand beinhaltet?

      Und daraus folgt …

      Wie kann man mit dieser Unsicherheit also umgehen? Wenn man doch noch keine handfesten Beweise auf dem Tisch hat? Sie werden es von uns gebetsmühlenartig zu hören bekommen: Wenn Sie der Idee einer Autophagie und der Fähigkeit Ihres Körpers, sich unter bestimmten Umständen selbst reinigen und reparieren zu können, etwas abgewinnen, probieren Sie es einfach aus!

      Angesichts dessen, dass die Inhalte des Wundermüslis (Fasten und Spermidin)

       überaus leicht verfügbar

       erschwinglich

       und weitgehend nebenwirkungsfrei sind,

      kann man den endgültigen Forschungsergebnissen vorgreifen, die es – wenn überhaupt – vermutlich erst in den kommenden Jahrzehnten geben wird. Nicht, um später reumütig sagen zu müssen: Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich schon längst damit begonnen.

      Ehrlicherweise kann man erst nach seinem Ableben Bilanz ziehen, ob lebensverlängernde Maßnahmen auch tatsächlich gegriffen haben. Deshalb ist es vermutlich vernünftiger, die positiven Wirkungen auf das Wohlbefinden jetzt zu erspüren und sich darüber zu freuen, anstatt auf eine potenziell bessere

      Gesundheit in ferner Zukunft zu setzen. Kurz: Wer nur deshalb fastet und spermidinreiche Kost herunterwürgt, weil er damit angeblich mehr Lebensjahre gewinnen kann – wo also eher die Angst im Nacken die treibende Kraft ist –, wird möglicherweise etwas älter als normal, aber vermutlich nicht wirklich glücklich dabei. Wer aber im Moment lebt und merkt, dass bei ihm oder ihr die gesunden Maßnahmen bereits in kurzer Zeit zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität führen, hat auf jeden Fall etwas davon.

      »Für diese Form des Anti-Agings benötigt man keine Extrakte exotischer Tiere oder geschützter Pflanzen, ja nicht einmal Einhornblut.«

      Ronny Tekal (Radiodoktor)

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      Experten mahnen, dass Nahrungsergänzungsmittel eine schlechte Ernährungsweise nicht ausgleichen.

      DIE WUNDERFRAGE

      So wie das Bernhard-Ludwig-Ronny-Tekal-Seminarkabarett nicht nur zum Spaß da ist, weil das Publikum an einem solchen gemeinsamen Abend in eine lösungsorientierte Großgruppentherapie geführt

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