Жизнь взаймы. Уровень 4 / Der Himmel kennt keine Günstlinge. Эрих Мария Ремарк

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einem Gefangenenlager. Im Kriege. Aber bei uns war es gerade umgekehrt. Wir waren im flachen Moor eingesperrt, und die Schweizer Berge waren für uns der Traum der Freiheit. Wir konnten sie vom Lager aus sehen. Einer von uns, der aus dieser Gegend hier kam, machte uns fast verrückt mit seinen Erzählungen. Hätte man uns damals die Entlassung angeboten, wenn wir uns dafür verpflichtet hätten, einige Jahre in diesen Bergen zu leben, ich glaube, viele hätten das angenommen. Auch zum Totlachen, wie?«

      »Nein. Hätten Sie es auch angenommen?«

      »Ich hatte einen Plan zu fliehen.«

      »Wer hätte den nicht? Sind Sie geflohen?«

      »Ja.«

      Lillian beugte sich vor. »Sind Sie entkommen? Oder wieder gefangen worden?«

      »Entkommen. Ich wäre sonst nicht hier. Es gab nichts dazwischen.« »Und der andere Mann?« fragte sie nach einer Weile.

      »Der, der immer von den Bergen hier erzählte?«

      »Er starb an Typhus im Lager. Eine Woche bevor es befreit wurde.«

      Der Schlitten hielt vor dem Hotel. Clerfayt sah, daß Lillian keine Überschuhe trug. Er hob sie heraus, trug sie über den Schnee und setzte sie vor dem Eingang nieder. »Ein Paar Seidenschuhe gerettet«, sagte er.

      »Wollen Sie wirklich in die Bar?«

      »Ja. Ich brauche etwas zu trinken.«

      In der Bar stampften Skiläufer in schweren Schuhen auf der Tanzfläche herum. Der Kellner schob einen Tisch in einer Ecke zurecht. »Wodka?« fragte er Clerfayt.

      »Nein. Etwas Heißes. Glühwein oder Grog.« Clerfayt sah Lillian an.

      »Was von beiden?«

      »Wodka. Haben Sie den nicht vorher auch getrunken?«

      »Ja. Aber vor dem Essen.«

      Er sah, daß sie ihn musterte. Wahrscheinlich glaubte sie, er wolle sie als Kranke behandeln und sie schonen. »Ich beschwindele Sie nicht«, sagte er. »Ich würde den Wein auch bestellen, wenn ich jetzt allein hier wäre. Wodka können wir morgen vor dem Essen trinken, soviel Sie wollen. Wir werden eine Flasche ins Sanatorium schmuggeln.«

      »Gut. Dann lassen Sie uns den Wein trinken, den Sie gestern abend unten in Frankreich gehabt haben – im Hotel de la Pyramide in Vienne.«

      Clerfayt war überrascht, daß sie die Namen behalten hatte. Man muß achtgeben bei ihr, dachte er; wer sich Namen so gut merkt, merkt sich auch anderes. »Es war ein Bordeaux«, sagte er, »ein Lafite Rothschild.« Es war nicht wahr. Er hatte in Vienne einen leichten Wein der Region getrunken, der nicht ausgeführt wurde; aber es war unnötig, das zu erklären. »Bringen Sie uns einen Château Lafite 1937, wenn Sie ihn haben«, sagte er dem Kellner. »Und wärmen Sie ihn nicht mit einer heißen Serviette an. Bringen Sie ihn lieber so, wie er im Keller liegt.«

      »Wir haben ihn chambré, mein Herr.«

      »Welch ein Glück!«

      Der Kellner ging zur Bar und kam zurück. »Sie werden am Telefon verlangt, Herr Clerfayt.«

      »Von wem?«

      »Das weiß ich nicht, mein Herr. Soll ich fragen?«

      »Das Sanatorium!« sagte Lillian nervös. »Das Krokodil!«

      »Das werden wir gleich herausfinden.« Clerfayt stand auf. »Wo ist die Kabine?«

      »Draußen, rechts neben der Tür zur Bar.«

      »Bringen Sie inzwischen den Wein. Machen Sie die Flasche auf, und lassen Sie ihn atmen.«

      »War es das Krokodil?« fragte Lillian, als er zurückkam.

      »Nein. Es war ein Anruf aus Monte Carlo. Aus dem Hospital in Monte Carlo«, sagte er. »Ein Bekannter von mir ist gestorben.«

      »Müssen Sie zurück?«

      »Nein. Es ist da nichts weiter zu tun. Ich glaube sogar, daß es ein Glück für ihn war.«

      »Ein Glück?«

      »Ja. Er ist beim Rennen gestürzt und wäre ein Krüppel geblieben.«

      Lillian starrte ihn an. »Denken Sie nicht, daß auch Krüppel manchmal noch gerne leben?« fragte sie sehr leise und plötzlich voll Hass.

      Clerfayt antwortete nicht gleich. Die harte, metallische, Stimme der Frau, die ihn angerufen hatte, war noch in seinen Ohren: Was soll ich machen? Ferrer hat nichts hinterlassen! Kein Geld? Kommen Sie! Helfen Sie mir! Ich sitze fest! Sie sind schuld! Ihr alle seid schuld! Ihr mit euren verfluchten Rennen!

      Er schüttelte es ab. »Es kommt darauf an«, sagte er zu Lillian. »Dieser Mann war sinnlos in eine Frau verliebt, die ihn mit jedem Mechaniker betrog. Und er war ein begeisterter Rennfahrer, der aber nie über den Durchschnitt hinausgekommen wäre. Alles, was er vom Leben wollte, waren Siege in großen Rennen und die Frau. Er starb, bevor er über beides die Wahrheit herausfand – und er starb auch, ohne zu wissen, daß die Frau ihn nicht mehr sehen wollte, weil er amputiert war. Das meine ich mit Glück.«

      »Vielleicht hätte er trotzdem noch gerne gelebt!«

      »Das weiß ich nicht«, erwiderte Clerfayt, plötzlich irritiert. »Aber ich habe Menschen elender sterben sehen. Sie nicht auch?«

      »Ja«, sagte Lillian hartnäckig. »Aber alle hätten gern noch gelebt.«

      Clerfayt schwieg. Was rede ich da nur? dachte er. Und wozu? Aber rede ich nicht, um mich selbst von etwas zu überzeugen, was ich nicht glaube? Diese harte, kalte, metallische Stimme von Ferrers Freundin am Telefon!

      »Wollen wir darauf trinken?«

      »Worauf?«

      »Auf nichts. Auf ein bißchen Courage vielleicht.«

      »Ich bin der Courage müde«, sagte Lillian. »Und des Trostes auch. Erzählen Sie mir lieber, wie es unten aussieht. Auf der anderen Seite der Berge.«

      »Trostlos. Nichts als Regen. Seit Wochen.«

      Sie stellte ihr Glas langsam auf den Tisch zurück.

      »Regen!« Sie sagte es, als sagte sie: Leben. »Hier hat es seit Oktober nicht mehr geregnet. Nur geschneit. Ich habe schon fast vergessen, wie Regen aussieht «

      Es schneite, als sie herauskamen. Sie fuhren die Serpentinen hinauf.

      Die Straße war still. Schweigend fuhren sie und hielten vor dem Seiteneingang des Sanatoriums.

      Sie öffnete die Tür. »Danke«, murmelte sie. »Und verzeihen Sie – ich war keine gute Gesellschaft. Aber ich konnte nicht allein sein heute abend.«

      »Ich auch nicht.«

      »Sie? Warum Sie nicht?«

      »Aus demselben Grund wie Sie. Ich habe es Ihnen erzählt. Das Telefon aus Monte Carlo.«

      »Aber Sie sagten doch, das sei ein Glück.«

      »Es

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