Spuren intelligenten Lebens. Len Mette
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Vorwort
»Du musst das alles aufschreiben«, haben sie gesagt. »Bring das auf die Bühne«, haben sie gesagt. Und seither sagen sie »Wann bist du fertig? Wie lange noch? Kann ich schon mal was lesen?«.
Freunde, ihr macht euch kein Bild davon, was es heißt, sich ein Buch aus den Ärmeln zu schütteln! Insbesondere dann nicht, wenn man gar nicht weiß, was man da eigentlich gerade zu Papier bringen will. Die Aufforderung »Du musst das alles aufschreiben«, ist ja nun etwas grob gefasst, wenn wir mal ehrlich sind. Im Grunde habe ich ja gar nicht viel zu erzählen. Ich habe keinen roten Faden, kein konkretes Thema. Ich habe nichts dergleichen.
Gut ... ja ... zugegeben: Ich gebe den größten Teil des Tages gequirlten, geistigen Dünnpfiff von mir. Das ist sozusagen meine Kernkompetenz. That´s it. Ich kann nicht einmal malen, um einen unterhaltsamen Bildband zu befüllen. Nö, Dünnpfiff ist mein Thema. Und der findet meistens unter jeglicher Gürtellinie von Otto Normalverbraucher statt. Dafür werde ich folglich wohl in der Hölle schmoren oder Drohbriefe erhalten. Oder ich werde bis in alle Ewigkeit dieses unangenehme Gefühl verspüren, wieder der Einzige zu sein, der sich über einen Spruch amüsiert, den er soeben selbst von sich gegeben hat.
Sei´s drum!
Das Universum hat mich nun mal mit diesem Hirn geschaffen, das mir im Alltag stets Ärger mit meinen Mitmenschen beschert. Auf geheimnisvolle Weise fällt es mir schlichtweg leichter, mich in dieser Welt zu bewegen, wenn ich mich über unsere Zivilisation lustig machen kann. Dabei stelle ich regelmäßig fest, dass ich auch noch ein Teil davon bin. Teil dessen, was ich oftmals für völlig grotesk erachte.
Ich finde es nun mal lustig, wenn ein Bestattungsunternehmen mit dem Antlitz des Messias und dem Slogan »Wir legen Sie nicht auf´s Kreuz« oder mit einem Sarg und »Bei uns werden sie nicht reingelegt«, wirbt. Ich bin erheitert, wenn es einen Polizeieinsatz in einem Saunaclub gibt, weil einem Gast die Herausgabe des Kassenbons verweigert wurde. Ja, ich habe sogar etwa drei Tage lang, tief in meinem Innern gekichert, als der ICE-Schaffner einen offenbar sehbehinderten Gast ohne Fahrschein, mehrfach als Blinden Passagier bezeichnete, ohne den unfreiwilligen Sarkasmus daran zu bemerken.
Ich stelle mir in einer Kirche die Frage, wie man hier wohl den Verbandskasten zuverlässig von den anderen Kisten mit Kreuz darauf unterscheidet, oder ob es eine Klerus-Edition im Webshop von Herstellern von Verbandsmaterial gibt, damit alles im stimmigen Design daherkommt. Andere Menschen finden das nicht lustig. So gar nicht. Die menschlichen Schicksale, die Missachtung ethischer Grundsätze und so.
Ja, ich weiß: Meine Sicht der Dinge mag hier und dort etwas von der Norm abweichen und ich sollte hin und wieder vielleicht weniger schnell den Mund aufmachen. Ich habe mich daran gewöhnt, dass sich nahezu täglich irgendwer findet, der eiligst einen therapeutischen Stuhlkreis bilden möchte, nur weil ich etwas politisch nicht Korrektes von mir gegeben habe.
Ich sehe diese Szenen nun einmal so, wie ich sie sehe. Allein das Fernsehprogramm so manchen Senders treibt mich zu der Frage, ob ich im Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts, oder auf dem Planeten der Affen lebe. Ich finde es ebenfalls herrlich, mich, einen Espresso in Reichweite, einen ganzen Tag lang in eine Shoppingmall zu setzen und einfach nur Menschen zu beobachten. Ich fühle mich dabei bestens unterhalten. Und weil ich ein soziales Wesen bin, rede ich darüber. Wenn auch meistens zu schnell und zu freizügig. Weil ich gern lache, picke ich mir heraus, was ich lustig finde. Das ist nicht immer ganz nah an den Fakten, aber eben so, dass ich es unterhaltsam finde.
Wenn daran also meiner Meinung nach irgendetwas bedenklich ist, dann allein die Tatsache, dass ich diese Dinge wirklich erlebe. Vielleicht bin ich krank, oder eine höhere Macht hat mir einen Chip eingepflanzt, die meine Wahrnehmung verzerrt. Drogen sind´s jedenfalls nicht, die das verursachen. Echt nicht. Ich habe weder eine politische Mission, noch möchte ich Menschen kränken. Ich kann es auch ertragen, wenn man sich über mich lustig macht, während ich mich selbst in einer misslichen Lage befinde.
Hört, hört!
Vielleicht liegt das einfach daran, dass es ohnehin genug ernste Themen in dieser, unserer Welt gibt, die wir auch noch zivilisiert nennen: Der Klimawandel, Kochsendungen, Kriege, Fremdenfeindlichkeit, Hass, Pädophilie, die Schere zwischen Arm und Reich oder das Dschungelcamp.
Nein, all das für sich finde ich kein Stück lustig. Nicht einmal das Dschungelcamp. Aber ich finde es gut, so manchem Thema wenigstens für eine kurze Zeit den Schrecken zu nehmen, indem ich seine ganz eigenen Kuriositäten betrachte. Mir macht es mein Leben einfach leichter. Der Kopf wird für eine kurze Zeit frei, um dann wieder mit frischen Gedanken über die wahren Probleme des Lebens sinnieren zu können. Aber wer will das lesen?
»Is peng«, denke ich mir. »Schreibe ich es halt auf.«
Genug der Rechtfertigung. Ich habe ja noch nicht einmal angefangen. Außerdem ist das hier ein Vorwort nach einem, mit Liebe verfassten, Inhaltsverzeichnis und nicht die Reaktion auf einen kritischen Presseartikel.
Der wiederum würde zumindest bedeuten, dass das hier jemand gelesen haben muss. Na, das wäre ja was! Meine stille Form der Revolte gegen das System. Ich hätte jemanden dazu gebracht, sich tatsächlich eingehend mit meiner Poesie zu befassen!
Schreibt man ein Vorwort normalerweise eigentlich zu Beginn oder lieber, nachdem das Buch fertig ist? Schließlich weiß man anfangs ja nun noch nicht so wirklich, was man alles schreiben wird. Und wenn man es nicht zu Beginn tut, ist es dann noch ein Vorwort oder eher eine Art Nachruf? Nein, das auch irgendwie nicht. Ein Nachruf ist ja etwas für Tote. Spätestens jetzt und nach der Verwirrung um das Inhaltsverzeichnis hat sich die Sache mit dem Nobelpreis für Literatur wohl erledigt, was? Ist ja auch egal.
Solltest du mit Ironie und Sarkasmus nicht umgehen können, ist es genau jetzt an der Zeit, panisch nach dem Kassenbon dieses Buches oder nach mindestens zwei weiteren Personen zur Bildung eines Stuhlkreises zu suchen. Selbstverständlich benötigst du einen Stuhl. »Guter Stuhl ist wichtig«, hat ein weiser Mann einmal gesagt, was in unserem Kontext aber rein gar nichts zur Sache tut. Egal, was du nun tust, bedenke eines: Vielleicht erkennt irgendein Psychologe der Zukunft, 200 Jahre nach meinem Ableben, irgendetwas Sinnvolles in den Zeilen, die vor dir liegen. Der Theodor Fontane des Zeitalters vor dem Weltuntergang in der Literaturgeschichte gewesen zu sein, würde meinen Erben vermutlich unglaubliche Tantiemen bescheren. Insbesondere für Erstauflagen! Vielleicht können sie mit der Kohle sogar den Weltuntergang verhindern und die Rechte an diesem verfickten Dschungelcamp und allen verdammten Kochsendungen kaufen, um sie endgültig ins Nirwana zu schicken. Und wenn es danach noch reicht, sollten sie auch Hochzeits- und Einkaufsdokus aus der weiteren Menschheitsgeschichte streichen. Pseudowissenschaftliche Sendungen über UFOs und Außerirdische sind aber nach wie vor okay. Ich finde, die Maya und Azteken sollten Astronauten gewesen sein dürfen. Außerirdische sind toll! Und urzeitliche Astronauten auch. Und Freimaurer. Die haben ohnehin irgendwie mit allem zu tun, jawohl! Was gäbe ich darum mitzuerleben, wie Außerirdische in einer fernen Zukunft die Vermächtnisse und all die kleinen Eigenheiten unserer Zivilisation beäugen würden! Vermutlich würden sie eine Comedy-Show daraus kreieren!
Was auch immer die Zukunft bringen mag: Du könntest aus dem Jenseits heraus behaupten, den in diesem Buch steckenden Genius schon ganz früh, vielleicht direkt nach dem Lesen des Inhaltsverzeichnisses, erkannt zu haben! Verbrenne also deinen Kassenbon und bestelle sicherheitshalber noch einige Exemplare zusätzlich. Wer weiß, was sie einmal wert sein werden. Tu es jetzt! Lesen kannst du später!
So,