Laufen lieben lernen. Iris Hadbawnik

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Laufen lieben lernen - Iris Hadbawnik

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ständig unter Druck setzten? Steht das Laufen – die Natur, die Entspannung, die Rückbesinnung auf das Wesentliche – im Mittelpunkt meines Sports oder nur noch der Leistungsgedanke, Umfänge und Kilometerzeiten? Ich sah ein, dass das Laufen in gewisser Hinsicht zur Belastung für mich geworden war und ich mir damit – neben der aufreibenden Tätigkeit als Freiberuflerin, die ich mittlerweile aufgenommen hatte – einen weiteren Stressfaktor eingehandelt hatte. Und das auch noch mit etwas, das ja eigentlich dem Stressabbau dienen sollte. War das nicht komplett irrsinnig? Völlig paradox? Wen interessierte es, ob ich bei einem Marathon 5 Minuten schneller oder langsamer war? Und war es mir überhaupt wichtig?

      Internationaler 50-km-Lauf des SSC Hanau-Rodenbach: Beim Start meines ersten Ultras 2006.

      Das war der Zeitpunkt, an dem ich das Ultralaufen für mich entdeckte. Damit sind Läufe jenseits der Marathonmarke gemeint. Ich war plötzlich wie in einer komplett anderen Welt. Die Teilnehmer waren viel entspannter, liefen viel langsamer und redeten die gesamte Zeit. Alle Verpflegungsstellen wurden ausgiebig genossen, und wer Lust dazu hatte, setzte sich unterwegs auch einfach mal hin oder trank ein Bier. Beim Ultralaufen ging es nun nicht mehr darum, in welcher Zeit man ein Rennen bestritt, sondern darum, dass man es überhaupt geschafft hatte, ins Ziel zu kommen. Ich fühlte, wie der Druck von mir abfiel. Es war nun nicht mehr nötig, ständig mein Tempo zu kontrollieren oder gehetzt durch die Gegend zu rennen. Nun konnte ich wieder die Natur genießen, konnte gehen, wann immer ich wollte. Ich spürte, wie ich mich beim Laufen entspannte und dabei wieder viel öfter lachte. Es dauerte einige Zeit, doch nun hatte ich den Sinn des Laufens wirklich für mich verstanden. Es schien, als sei ich endlich angekommen.

      Der 72,2-km-lange Rennsteiglauf ist ein echter Gourmet-Lauf – hier gibt es unterwegs auch Würstchen, Schmalzbrote und Haferschleim. Gemeinsam mit Oli, 2010.

      Seitdem ist das Laufen mein treuer Begleiter. Es half mir durch die dunkelsten Zeiten und verschaffte mir immer wieder neue Zuversicht. Ich lief, wenn eine Beziehung zu Ende ging, wenn ich privat und beruflich nicht mehr weiter wusste, als ein guter Freund völlig unerwartet starb, bei Ärger, Stress und Geldsorgen. Das Laufen befreite mich vom Druck, half mir, neue Hoffnung zu schöpfen, (Lebens-)Ziele zu definieren oder Ideen zu kreieren. Das Laufen bescherte mir neue Freundschaften und einen Job, den ich liebe.

      Eines verlor ich in den ganzen Jahren nie wieder aus dem Fokus: den Spaß und die Leichtigkeit des Laufens! Und genau darauf kommt es an. Finde die Freude an der Bewegung, und lebe sie. Mach dich frei von Druck, Konkurrenzdenken oder der Erwartung brillanter Finisherzeiten – diese haben langfristig keinerlei Bedeutung – das musste ich auch erst mühsam lernen. Laufen ist mehr als nur ein Sport. Laufen ist ein Lebensgefühl. Laufen ist eine spirituelle Erfahrung. Laufen lässt dich eins sein mit dir selbst. Laufen ist Freiheit.

      „Laufen lieben lernen“ – wenn dir das geglückt ist, dann hast du eine echte Liebe fürs Leben gefunden.

      Always keep on running!

       Iris Hadbawnik

      Frankfurt am Main, im September 2020

       Das hatte ich in den ersten Jahren meiner „Laufkarriere“ gelernt:

      Motivation: Finde deinen ganz eigenen inneren Antrieb für das Laufen.

      Geduldig sein: Erwarte nicht zu schnell zu viel von dir – gib deinem Körper (Muskeln, Bänder, Sehnen, Gelenke) Zeit, sich langsam an die Belastung zu gewöhnen.

      Mens sana in corpore sano = Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper: Auch der Kopf muss sich langsam an die Ausdauerbelastung gewöhnen, damit Körper und Geist eine Einheit bilden.

      Durchhalten: Halte an deinem Ziel fest, auch wenn es manchmal hart wird. Wenn du wirklich für dein Ziel brennst – ob abnehmen, Gesundheit fördern, 5 km schaffen – solltest du niemals zu früh aufgeben.

      Sinn des Laufens: Entdecke, was der Sinn deines Laufens ist. Was erwartest du vom Laufen, und was macht dich wirklich glücklich?

      Laufen lässt dich eins sein mit dir selbst.

      Nachdem ich das Laufen für mich neu definiert hatte, konnte ich auch Marathonläufe wieder genießen – wie hier gemeinsam mit Oli beim Berlin Marathon 2011.

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