Aareschwimmen. Tony Dreher
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Читать онлайн книгу Aareschwimmen - Tony Dreher страница 9
Hektik und Lärm brachen aus, als sich alle an die Arbeit machten. Er verließ den Raum durch die Schleuse, Rick folgte ihm. Kaum waren sie alleine im Gang, packte Rick ihn am Ärmel.
»Was soll das! Branson hat dir befohlen, den Mann zu vergessen, und du eskalierst den Fall zu einer ausgeweiteten Suchaktion? Mit welcher Befugnis? Was, wenn die NSA fragt, wer diese Suche angeordnet und genehmigt hat? Wenn Branson das vernimmt, macht sie aus uns beiden Hackfleisch.«
David antwortete Rick mit ruhiger Stimme.
»Vertrau mir! Mein Gefühl hat mich noch nie im Stich gelassen. Ich muss etwas unternehmen, um den Mann zu finden. Wenn wir in 24 Stunden nicht weiter sind, höre ich damit auf. Ich verspreche es dir.«
»Wir können von Glück reden, wenn Branson 24 Stunden lang nichts davon erfährt!«
Am Nachmittag begab sich Ella Branson wieder in den Sitzungsraum, in dem sie mit Rick und David zusammengesessen hatte. Sie setzte sich an den Tisch und breitete ihre Notizen geordnet vor sich aus. Wenige Augenblicke später öffnete sich der Vorhang an der gegenüberliegenden Wand, und auf einem der Bildschirme dahinter erschien das Logo der CIA. Über den Lautsprecher auf dem Tisch informierte eine weibliche Stimme, dass die Videokonferenz bereit sei. Das Logo auf dem Bildschirm verschwand, und ihr Vorgesetzter in Washington, Kenneth Leonard Wilson, erschien. Sein dickes Gesicht ließ auf die Form seines restlichen Körpers schließen. Er sah älter als seine 62 Jahre aus, und seine weißen Haare wurden langsam spärlicher. Einzig sein üppiger, weißer Schnurrbart war über Jahre als Markenzeichen unverändert geblieben.
»Hi, Ella, was hast du zu berichten? Habt ihr den Mann?«, fragte Wilson in einem breiten Texas-Slang.
»Guten Morgen, Sir. Nein, leider noch nicht. Es gab eine kleine Verspätung. Der Mann erschien gestern nicht zu einem vereinbarten Treffen mit zwei unserer Agenten. Sie haben inzwischen aber herausgefunden, dass er möglicherweise gar nicht mit dem Waffenschmuggel in Verbindung steht, sondern nur ein Kunstschmuggler war.«
Wilson überlegte kurz. »Eine falsche Fährte, um uns zu täuschen?«
»Möglich, aber ich denke nicht.«
»Die Zeit läuft uns davon, Ella. Wir arbeiten schon zu lange an diesem Fall, ohne nennenswerte Fortschritte zu erzielen. Wir dürfen uns von Nebengeräuschen nicht ablenken lassen. Was hast du angeordnet?«
»Unsere lokalen Ressourcen konzentrieren sich wieder ausschließlich auf die Suche nach Hinweisen zum Waffenschmuggel, und ich bin zuversichtlich, dass wir bald Spuren finden werden, die uns weiterbringen.«
»Du weißt, dass es der israelische Geheimdienst war, der das Weiße Haus auf den Waffenschmuggel aufmerksam machte. Die Israelis haben in mehreren Aktionen, die sie nicht näher beschreiben wollen, Waffen sichergestellt, die gemäß ihren Agenten über Europa geschmuggelt wurden. Sie sind sich ziemlich sicher, dass die Schweiz als Drehscheibe beim Schmuggel eine zentrale Rolle spielt. Es war peinlich, dass wir das von den Israelis vernehmen mussten. Deshalb hält jetzt das Weiße Haus ein Auge darauf, und wir müssen mit besonderer Dringlichkeit herausfinden, was da abläuft. Das Weiße Haus wird langsam ungeduldig, wir müssen schnell konkrete Ergebnisse vorweisen. Wenn es stimmt, dass die Waffen durch die Schweiz geschmuggelt werden, müsst ihr doch vor Ort jemanden finden, der davon weiß! Wir denken, dass mindestens die Finanzierung über Schweizer Banken läuft. Konzentriere dich also auf unser Problem! Du weißt, dass mich Verzögerungen enttäuschen.«
»Ich weiß, Sir. Es wird auch keine weiteren Verzögerungen mehr geben.«
»Ich spreche dich in 24 Stunden wieder, Ella. Viel Erfolg.«
Wilson verschwand vom Bildschirm, und das Logo der CIA ersetzte kurz darauf das Bild des leeren Arbeitsplatzes.
Kapitel 5
»Denver City College, Abteilung ehemaliger Studenten, mein Name ist Leslie, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Guten Tag, Leslie. Mein Name ist Mike. 1985 hat meine Schwester bei Ihnen ihr Studium abgeschlossen, und ich organisiere für sie ein Treffen ihrer ehemaligen Klasse. Unsere Eltern und ich möchten sie damit überraschen. Ist sie doch auch heute noch so ein Fan des Colleges! Sie können sich aber nicht vorstellen, wie schwierig es ist, nach so vielen Jahren alle ihre Kollegen und Kolleginnen zu finden. Mit vielen hat sie natürlich noch Kontakt, aber einige sind inzwischen von der Bildfläche verschwunden. Sie würden mir sehr helfen, wenn Sie mir eine aktuelle Adressliste der damaligen Klasse besorgen könnten. Haben Sie vielleicht in Ihrem Archiv auch noch Bildmaterial von damals, das ich zum Beispiel für die Einladung verwenden könnte?«
»Es tut mir leid, Mike, aber wir dürfen persönliche Daten und Adressen nicht ohne Weiteres herausgeben. Sie verstehen das sicherlich.«
»Ja, das verstehe ich, aber ich habe schon erfolglos bei Facebook, Xing, Linkedin und anderen Portalen gesucht. Ihre Liste ist unsere letzte Chance, die ganze Klasse zusammenzubringen. Es wäre doch schade, wenn einige davon nichts hörten. Meine Schwester wäre so enttäuscht.«
»Tut mir leid, ich kann das nicht ändern. Wir haben unsere Regeln.«
»Kennen Sie eine andere Möglichkeit, an die fehlenden Adressen zu gelangen?«
»Lassen Sie mich mal kurz überlegen. Ja, doch! Als ehemalige Studentin hat Ihre Schwester ein Login in das Intranet des Colleges. Dort findet Sie nicht nur Angaben zu ihrer Klasse, sondern auch Blogs und Hinweise zu interessanten Events. Ihnen kann ich aber leider nicht weiterhelfen, da Sie nicht bei uns studiert haben. Da muss schon Ihre Schwester ihre Login-Daten zur Verfügung stellen.«
Sackgasse. Mike legte das Telefon auf sein Pult und ging zum Kühlschrank in der kleinen Küche neben dem Wohnzimmer. Er war leer. Wie meistens. Er nahm sich vor, wieder einmal einkaufen zu gehen. Aus dem Türfach nahm er eine kalte Flasche Eistee und gönnte sich mehrere Schlucke daraus. Das College in Denver würde ihm nicht helfen, mehr über den ehemaligen Studenten zu erfahren, der jetzt, in einem Kühlfach von einer Videokamera überwacht, in Bern lag. Und doch war es die einzige Verbindung zu seiner Vergangenheit. Diese Fährte durfte er jetzt unter keinen Umständen verlieren. Er schritt im Wohnzimmer hin und her und überlegte, wer ihm helfen könnte, doch noch etwas aus Denver zu erfahren. Als er den letzten Schluck aus der Flasche getrunken hatte, blieb er stehen und lächelte. Er warf die Flasche quer durch das Wohnzimmer in den Abfalleimer und setzte sich zuversichtlich zurück an sein Pult.
Vor dem Bildschirm lehnte er sich konzentriert nach vorn und öffnete im Browser seines Computers den Link http://www.spideronline.org/contact. Eine Webseite erschien mit schwarzem Hintergrund und einer ganz kleinen Zeichnung einer weißen Spinne oben links. Während in der Festplatte ein Kratzen zu hören war, drehte sich auf dem Bildschirm eine kleine Sanduhr. Dann erschienen