Ein Boot, ein Kuss und du. Isabella Lovegood
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»Bei mir verschießt du dein Pulver umsonst«, antwortete ich ihm mit einem kleinen Lachen. »Das mit uns hat sich vor zweiundzwanzig Jahren erledigt.«
Lorenzo lachte nun ebenfalls. »Du bist wirklich nachtragend. Aber mit dem Boot kommst du schon mit raus, oder?« Er sah mich erwartungsvoll an und die Aussicht war so verlockend, dass ich lächelnd nickte.
»Nächste Woche habe ich Dienstag und Mittwoch frei. Aber benimm dich!«
»Sicher. Du kennst mich doch, Angelina. Ich dränge mich nicht auf. Niemals.« Seine Augen ruhten in plötzlichem Ernst auf meinem Gesicht.
»Das stimmt. War nur ein Scherz.« Ich streckte mich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Gute Nacht. Wir sehen uns am Samstag bei Alejandro und Eva«, erinnerte ich ihn, dann wandte ich mich schnell ab und ging. Ich drehte mich nicht um, trotzdem hatte ich das Gefühl, Lorenzos Blick auf mir zu fühlen, bis ich um die Hausecke bog.
2. Kapitel
Lorenzo
Als Angelina verschwunden war, drückte ich die Haustür auf und ging die Treppe in den zweiten Stock hinauf. Die Stille meiner Wohnung empfing mich wohltuend. Nach einem langen Tag, an dem ich zwischen Küche, Bar-Tresen und Gästen pendelte, genoss ich es ganz besonders, meine Tür hinter mir schließen zu können und meine Ruhe zu haben. Ich holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank, öffnete es routiniert und setzte es an die Lippen. Das war ein kleines Ritual für mich. Im Dienst trank ich nur Wasser und hin und wieder einen Kaffee, aber diesen ersten Schluck Bier nach dem Heimkommen genoss ich ganz bewusst. Ich stellte die halb volle Flasche auf den kleinen Küchentisch, dann schlüpfte ich aus meiner Hose und hängte sie ordentlich über die Stuhllehne, wo sie bis zum nächsten Tag auf mich warten würde. Das Hemd zog ich über den Kopf und warf es auf den Flur, die Socken flogen hinterher. Nur noch mit Boxershorts bekleidet ließ ich mich der Länge nach auf mein Sofa fallen und trank in Ruhe den Rest.
Die unverhoffte Begegnung mit Angelina ging mir durch den Kopf. Es war mir immer wieder unheimlich, woran sich Frauen erinnerten. Ich schmunzelte. Es gefiel mir, der Erste gewesen zu sein, der sie geküsst hatte, auch wenn mir damals ganz sicher noch die Raffinesse gefehlt hatte. Ich mochte Frauen und alles, was man so mit ihnen anstellen konnte. Ihnen wohliges Seufzen, lustvolles Stöhnen und schlussendlich ein befriedigtes Lächeln zu entlocken, war meine erklärte Lieblingsbeschäftigung. Alleine der Gedanke daran, geheime weibliche Stellen zu kosten und zu erforschen, ließ mich hart werden. Genüsslich strich ich über meinen besten Freund. Ich hatte nichts dagegen, mich selbst zu verwöhnen, aber an lustvollen Sex mit einer Partnerin kam das beim besten Willen nicht heran. Gut, dass ich in den nächsten Monaten wieder jede Menge Zeit und Energie hatte, mich um mein Liebesleben zu kümmern.
***
Die letzten Tage, die das ›Can Matís‹ noch geöffnet hatte, gingen rasch vorüber. Nun machten wir für fünf Monate dicht, bis Anfang April die Tische wieder ins Freie gestellt wurden.
Während der Saison hatte ich wenig Gelegenheit, meine Freunde zu treffen. Umso mehr freute ich mich auf die Party, als ich am Samstag bei Alejandro ankam. Ich hatte mich bereit erklärt, eine Sangria mitzubringen, und war stolz darauf, dass ich sie beinahe genausogut hinbekommen hatte wie Matís, mein Chef, dessen Name auch das Restaurant trug.
Das Gartentor war nicht versperrt und um die Hausecke drangen Musik und Gelächter. Ich begrüßte den Gastgeber, dann Enrique und Florian, Alvaro und seine Freundin Valentina, Antonia, Marco und die anderen.
»Wo ist Eva? Ist das Geburtstagskind schon da?«, erkundigte ich mich.
»Sind beide oben. Sollen wir die Sangria kühlen? Wir haben neuerdings auch hier unten einen Kühlschrank«, teilte mir der Hausherr mit einem breiten Grinsen mit. »Nachdem wir so oft feiern, lohnte sich die Anschaffung.«
»Kann ich mir vorstellen.« Ich folgte ihm ins Haus, wo in einem Lagerraum gleich neben der Treppe ein großer, zweitüriger Kühlschrank im amerikanischen Stil stand. Ich pfiff anerkennend durch die Zähne, als ich den Vorrat an unterschiedlichsten Getränken begutachtete. In einem separaten Teil war der Wein untergebracht, aber es gab auch Bier in verschiedenen Sorten, Softdrinks und Wasser. Trotzdem fanden wir auch für die große Schüssel mit der Sangria noch ein freies Plätzchen. Im rechten Teil des Kühlschranks warteten die Lebensmittel auf ihren Auftritt. Es gab mehrere Salate und Schüsseln mit Gemüse und Fleisch, die nachher auf den Grill wandern würden. Es war bei Alejandros Feten üblich, dass jeder etwas mitbrachte. Die würzigen Gerüche stiegen mir verführerisch in die Nase und ließen meinen Magen knurren.
»Es geht gleich los«, beruhigte mich mein Freund lachend. »Wir sind beinahe vollzählig und die Holzkohle glüht bereits. Nimm dir mal ein Bier, oder was immer du willst.«
Ich griff nach einem Estrella und benutzte den Flaschenöffner, der in der Tür des Kühlschranks eingelassen war. »Praktisch«, stellte ich anerkennend fest. »Es imponiert mir, wie du dich eingerichtet hast.«
Alejandro strahlte. »Danke. Ich wollte, du könntest es öfters mit uns genießen!« Er schlug mir leicht auf die Schulter und gemeinsam gingen wir in den Garten zurück. Ich lehnte mich an die sonnenwarme Hauswand und ließ meinen Blick über die fröhliche Gesellschaft schweifen, während ich das kalte, würzige Prickeln in meinem Mund genoss. Florian beugte sich gerade zu Enrique und sagte etwas zu ihm, was diesen laut auflachen ließ. Er legte den Arm um die Schulter seines Freundes und zog ihn kurz an sich, bevor er ihm einen schnellen Kuss gab. Die beiden so zusammen zu sehen, war für mich noch immer ungewohnt, doch beim Anblick von Enriques strahlendem Gesicht musste ich unwillkürlich lächeln.
»Unglaublich, oder?«, riss mich Antonias rauchige Stimme aus meiner Betrachtung. »Ich kann mich nicht erinnern, unseren einsamen Wolf jemals so glücklich und gelöst gesehen zu haben.«
»Du hast recht«, stimmte ich zu, ohne den Blick abzuwenden. »Die Verwandlung ist unübersehbar, jetzt wo Enriques Geheimnis gelüftet ist. Ich hätte das nicht für möglich gehalten, aber ich freue mich für die beiden, besonders für ihn. Er war verdammt lange alleine.«
»Sie sind gut füreinander und nur darauf kommt es an.« Sie klang rundum zufrieden. Ich wandte mich ihr zu und betrachtete sie belustigt. Antonia, die wochentags für ihren Job als Pfarrsekretärin seriös auftreten musste, liebte es, in ihrer Freizeit einen ausgefallenen Look zu zelebrieren. Sie war stark geschminkt und ihre Frisur erinnerte mich an ein Vogelnest nach einem heftigen Sturm. Ihr schwarzes Top mit den dünnen Trägern betonte nicht nur ihre appetitliche Oberweite, sondern setzte auch ihre zahlreichen Tattoos in Szene. Ich mochte Antonia sehr, sie war loyal, selbstbewusst und fröhlich, aber als Typ Frau sprach sie mich definitiv nicht an.
»Sag nichts!« Sie lachte mich vergnügt an. Irgendwie fand ich es sehr angenehm, dass unser Freundeskreis so gefestigt war. Wir kannten uns seit Ewigkeiten und wussten genau, wo wir standen, was das Zusammensein sehr entspannt gestaltete. Frauenstimmen näherten sich und gemeinsam wandten wir uns dem Hauseingang zu, aus dem nun Eva und Angelina traten. Eva stellte zwei Körbchen mit Brot auf dem langen Tisch ab, der bereits für das Essen aufgedeckt war, während Angelina es sichtlich genoss, den kleinen David auf dem Arm zu halten. Ich trat heran und begrüßte zuerst Eva, dann wandte ich mich an Angelina.
»Er steht dir gut«,