Verbrechen im Café. Фиона Грейс
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Obwohl sie bereits auf halbem Weg den Korridor entlang war, hielt Lacey inne. Sie seufzte.
„Ich bin in einer Minute bei Ihnen!“, rief sie in die Richtung, in die sie gegangen war.
Dann drehte sie sich wieder um, ging zurück in den Lagerraum und hob den Koffer auf.
Als sie ihn an Gina vorbei trug, hielt die Frau ihren vorsichtigen Blick darauf gerichtet und trat zurück, als ob er jeden Moment explodieren könnte. Lacey schaffte es, zu warten, bis sie ganz an ihr vorbeigegangen war, bevor sie die Augen wegen Ginas übermäßig dramatischer Reaktion verdrehte.
Lacey legte das Gewehr in den großen Stahlsafe, in dem ihre wertvollsten und teuersten Gegenstände sicher eingeschlossen waren. Dann ging sie zurück in den Korridor, wo ihr Gina in den Verkaufsraum folgte. Zumindest jetzt, da das Gewehr außer Sichtweite war, hatte sie endlich aufgehört zu protestieren.
Zurück im vorderen Bereich des Ladens erwartete Lacey, dass jemand gerade eines ihrer überfüllten Regale durchstöbern wurde. Stattdessen musste sie feststellen, dass Taryn auf sie wartete, ihre Erzfeindin aus der Boutique nebenan.
Beim Geräusch von Laceys Schritten wirbelte Taryn auf ihren spindeldürren Absätzen herum. Ihre dunkelbraune Frisur war mit so viel Gel überzogen, dass nicht ein einziges Haar verrutschte. Trotz des strahlenden Sonnenscheins in diesem Juni war sie in ihr typisches kleines Schwarzes gekleidet, das jede scharfe Kante ihrer knochigen Modelfigur zur Geltung brachte.
„Lässt du deine Kunden immer so lange unbeaufsichtigt und ohne Hilfe warten?“, fragte Taryn hochmütig.
Neben Lacey ertönte ein leises Knurren von Chester. Der englische Schäferhund mochte die hochnäsige Ladenbesitzerin überhaupt nicht. Ebenso wenig wie Gina, die selbst etwas vor sich hinmurmelte, bevor sie sich mit Büroarbeiten ablenkte.
„Guten Morgen, Taryn“, sagte Lacey und zwang sich dazu, freundlich zu sein. „Wie kann ich dir an diesem wunderschönen Tag helfen?“,
Taryn warf Chester einen Blick durch ihre zusammengekniffenen Augen zu, verschränkte ihre Arme und richtete dann ihre Aufmerksamkeit auf Lacey.
„Habe ich doch schon gesagt“, schnauzte sie. „Ich bin hier, um etwas zu kaufen.“
„Du?“, erwiderte Lacey etwas zu schnell, um ihren Unglauben zu verbergen.
„Ja, tatsächlich“, antwortete Taryn trocken. „Ich brauche eines von diesen Kohlefadenlampen-Dingern. Du weißt schon. Hässliche Dinger mit großen Glühbirnen auf Bronzeständern? Du stellst sie immer in deinem Schaufenster aus.“
Sie begann, sich umzusehen. So, wie sie ihre schmale Nase in die Luft hielt, erinnerte sie Lacey an einen Vogel.
Lacey konnte nicht anders, als misstrauisch zu werden. Taryns Laden war schlicht und einfach gehalten, mit Scheinwerfern, die klinisch weißes Licht auf alles warfen. Wozu brauchte sie eine rustikale Lampe?
„Gestaltest du die Boutique um?“, fragte Lacey vorsichtig, kam hinter dem Schreibtisch hervor und bedeutete Taryn, ihr zu folgen.
„Ich möchte der Boutique nur ein wenig Charakter verleihen“, sagte die Frau, während ihre Absätze hinter Lacey klackerten. „Und soweit ich das beurteilen kann, sind diese Lampen im Moment sehr angesagt. Ich sehe sie überall. Beim Friseur. Im Café. In Brookes Teestube gab es etwa eine Million von den Dingern…“
Lacey erstarrte. Ihr Herz begann zu klopfen.
Allein die Erwähnung des Namens ihrer alten Freundin erfüllte sie mit Panik. Kaum ein Monat war vergangen, seit ihre australische Freundin sie mit einem Messer verfolgt und versucht hatte, Lacey zum Schweigen zu bringen, nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie einen amerikanischen Touristen ermordet hatte. Laceys Blutergüsse waren inzwischen verschwunden, aber die seelischen Narben waren noch frisch.
Deshalb fragte Taryn also nach einer Kohlefadenlampe? Nicht, weil sie eine wollte, sondern weil sie eine Ausrede gebraucht hatte, Brookes Namen zu erwähnen und Lacey zu verärgern! Sie war wirklich eine widerliche Person.
Da sie jeglichen Enthusiasmus verloren hatte, Taryn zu helfen, selbst wenn sie eine vermeintliche Kundin war, zeigte Lacey schlaff hinüber zu ihrer „Steampunk-Ecke“, dem Bereich des Ladens, in dem sich ihre Sammlung von Bronzelampen befand.
„Dort drüben“, murmelte sie.
Sie beobachtete, wie Taryns Gesichtsausdruck verdrießlich wurde, als sie die Sammlung von Fliegerbrillen und Spazierstöcken sowie den lebensgroßen Aquanauten-Anzug betrachtete. Um fair zu sein, war Lacey auch nicht so sehr an diesen Gegenständen interessiert. Aber es gab eine ganze Reihe von Leuten in Wilfordshire – die Sorte mit langen schwarzen Haaren und Samtumhängen –, die ihren Laden regelmäßig besuchten, sodass sie diese Artikel speziell für sie besorgte. Das einzige Problem war, dass die neue Abteilung ihr den bisher uneingeschränkten Blick über die Straße auf Toms Konditorei versperrte, sodass Lacey nicht mehr verträumt zu ihm hinübersehen konnte, wann immer ihr der Sinn danach stand.
Da Taryn beschäftigt war, nutzte Lacey die Gelegenheit, über die Straße zu blicken.
In Toms Laden war so viel los wie eh und je. Er war durch die steigende Zahl an Touristen sogar noch belebter als sonst. Lacey konnte seine 1,80 Meter große Gestalt erkennen, die in Höchstgeschwindigkeit daran arbeitete, alle Bestellungen abzuarbeiten. Das einfallende Licht der Juni-Sonne ließ seine Haut noch goldener aussehen.
In diesem Moment erblickte Lacey Toms neue Assistentin, Lucia. Er hatte die junge Frau erst vor ein paar Wochen eingestellt, damit er mehr freie Zeit mit Lacey verbringen konnte. Aber seit das Mädchen dort zu arbeiten begonnen hatte, war in seiner Konditorei mehr los, als jemals zuvor!
Lacey beobachtete, wie Lucia und Tom beinahe zusammenstießen, dann machten beide einen Schritt nach rechts, einen weiteren nach links, versuchten, einen Zusammenstoß zu vermeiden, führten aber letztlich nur witzige Synchronbewegungen aus. Diese Slapstick-Nummer endete damit, dass Tom sich theatralisch verbeugte, sodass Lucia links von ihm vorbeigehen konnte. Dabei lächelte er sie breit an.
Laceys Magen verkrampfte sich beim Anblick der beiden. Sie konnte nicht anders. Eifersucht. Misstrauen. Diese beiden Gefühle waren Lacey völlig neu, sie schien sie sich erst im Zuge ihrer Scheidung angeeignet zu haben, gerade so, als hätte ihr Ex-Mann sie den Scheidungsunterlagen beigelegt, um sicherzustellen, dass ihre zukünftigen Beziehungen so angespannt wie möglich waren. Es waren hässliche Gefühle, aber sie konnte sie nicht kontrollieren. Lucia verbrachte wesentlich mehr Zeit mit Tom als sie selbst. Und in der Zeit, die sie mit ihm verbrachte, lief er zu seiner Höchstform auf, war energiegeladen, kreativ und produktiv, anstatt gemütlich auf einer Couch fernzusehen. Alles fühlte sich unausgeglichen an, als teilten sie sich Tom und als wären die Verhältnisse massiv zu Gunsten der jungen Frau verschoben.
„Hübsch, nicht wahr?“, tönte Taryns Stimme in Laceys Ohr, wie ein Teufel auf ihrer Schulter.
Lacey sträubte sich. Taryn streute nur Salz in die Wunde, wie immer.
„Sehhhhhr hübsch“, fügte Taryn hinzu. „Es muss dich verrückt machen zu wissen, dass Tom den ganzen Tag da drüben mit ihr verbringt.“
„Sei nicht dumm“, schnappte Lacey.
Aber Taryns Einschätzung war, um eines von Ginas Lieblingsworten zu verwenden, „exakt“. Das hieß, sie hatte völlig Recht. Und das frustrierte Lacey nur noch mehr.