Sammelband 6 Extra Western September 2018. Alfred Bekker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sammelband 6 Extra Western September 2018 - Alfred Bekker страница 21

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Sammelband 6 Extra Western September 2018 - Alfred Bekker

Скачать книгу

Unvorstellbar, und doch war es so.

      Vorsichtig richtete ich mich auf und kletterte den steilen Hang wieder empor. Ich musste wieder hinauf, es gab keine andere Möglichkeit. Ich war trotz allem vom Weg abgekommen. Nach meiner Schätzung musste das Lager links von mir sein. Also hielt ich, als ich endlich oben am Ende der Steilstrecke angekommen war, nach links.

      Aus Furcht, abermals an eine Steilwand zu geraten, bewegte ich mich viel langsamer als zuvor.

      *

      DER SCHNEESTURM LIEß etwas nach, damit verbesserte sich auch die Sicht. Und endlich begriff ich, wo ich mich befand. Ich war viel zu weit nach Osten geraten. Das Lager musste einen knappen Kilometer von hier westlich sein.

      Durchgefroren, zitternd vor Kälte, mit zerschundenen Knochen, langte ich nach einer weiteren halben Stunde im Lager an.

      Lager? Ich hätte es fast nicht gefunden. Das große Zelt war weggerissen. Das kleine bauten sie gerade wieder auf.

      Von Joshua sah ich nichts. Ich dachte aber, ehrlich gesagt, im ersten Moment nicht an ihn. Ich sank zu Boden und lag eine Weile so apathisch herum, ohne dass sich einer von den anderen um mich kümmerte. Schließlich kam Weber zu mir.

      „Geh nach unten in den Stollen. Wir haben Joshua auch dort unten. Du siehst ja halb erfroren aus. Dieser Sturm war die Hölle.“

      Ich rappelte mich noch einmal auf und taumelte hinunter bis zu unserem Stollen, wankte hinein und ließ mich abermals zu Boden sinken. Ich war fix und fertig. Zum Teil fror ich, zum Teil schwitzte ich, es war eine idiotische Situation.

      Ein paar Schritte von mir entfernt lag Joshua. Er sah mich aus seinen großen Augen verwundert an.

      „Wo kommst du her?“, wollte er wissen.

      Ich wollte ihm etwas antworten, aber es war nur ein heiseres Gekrächze, was ich herausbrachte.

      Ein Königreich für einen Whisky oder eine Tasse heißen Tee! Oder sonst etwas, was mich durchzuwärmen vermochte.

      Der Sturm ließ noch mehr nach. Und später kamen sie von oben herunter zu uns. Weber voran, dann Jesse und Abe.

      „Aber er hat die Ziege“, rief Abe, kam zu mir und beugte sich zu mir herunter. „Verdammt, da oben muss ja alles noch viel schlimmer gewesen sein. Wir müssen ihm etwas Warmes geben. Der ist ja halb erfroren.“

      „Und das im Sommer“, krächzte ich.

      „Komm her, für solche Fälle habe ich eine Sonderration“, meinte Weber. „Ein Ausnahmefall.“ Und dann holte er aus seiner Segeltuchjacke eine flache Flasche heraus. Er entkorkte sie und hielt sie mir hin. „Nur einen kleinen Schluck. Wir brauchen es zum Desinfizieren.“

      Es war Brandy. Scharf wie die Hölle. Aber er fuhr wie ein glühender Lavastrom durch meine Glieder. Ich gab ihm die Flasche wieder und lehnte mich wohlig zurück. „Jetzt ist es mir besser“, krächzte ich.

      „Ein schönes Stück Wild“, meinte Abe und hob die Ziege an den Hinterbeinen hoch. „Schade drum.“

      „Wieso schade?“, meinte Weber. „Weil einer von uns höchstens dafür sorgen wird, dass ein Stück Schuhsohle daraus entsteht und kein Braten. Ja, wenn Joshua auf den Beinen wäre ...“

      Joshua sah Abe schuldbewusst an. „Es tut mir leid, Abe, aber ich könnte ja ...“

      „Nichts kannst du“, widersprach Weber. „Du. bleibst hier, bis wir das große Zelt repariert haben. Den Braten kann auch ein anderer machen. Du kannst dich ja daneben setzen, wenn es soweit ist, und bestimmen, wie es gemacht werden soll.“

      „Das muss er auch“, rief Abe. „Keiner kocht wie Joshua. Ich hab’ in meinem Leben noch nie in einem Camp so gut gegessen wie bei ihm. Verdammt, richtig verwöhnt bin ich. Ich kann diesen verdammten Schlangenfraß, den wir hier selber produzieren, seit Joshua nicht mehr kocht, einfach nicht mehr hinunterbekommen. Es muss endlich wieder richtiges Essen geben.“

      „Aber er ist nicht in der Lage dazu. Das musst du doch begreifen“, sagte Jesse.

      „Nun gut. Soll er sich immer daneben setzen und sagen, wie es gemacht werden soll. Jedenfalls möchte ich endlich wieder anständig essen.“

      „Sorgen hast du“, meinte Weber. „Aber gut. Es freut mich, dass du mit Joshua so zufrieden bist.“

      Er sagte nichts weiter. Aber wir dachten alle dasselbe. Vielleicht musste sich auch Abe daran erinnern, wie sehr er sich am Anfang gewehrt hatte, dass Joshua mit uns ziehen durfte. Eigentlich hatten das Weber und ich durchgesetzt.

      Nun gut, sagte ich mir. Abe hatte auf dieser verdammten Expedition etwas gelernt.

      *

      ZWEI STUNDEN SPÄTER hörte es schlagartig auf zu schneien, der Wind flaute völlig ab, die Wolken zogen weg, und auf einmal schien die Sonne wieder.

      Am nächsten Morgen lag der Schnee nur noch oben auf den Bergkuppen, sonst war er wieder weggetaut. Es war warm, und das Land ringsum hatte eine grüne Farbe angenommen, wo es vorher braun und gelb gewesen war.

      Wir schufteten weiter in unserer Mine, wuschen das Gold heraus, schleppten Stämme heran, sägten, schlugen sie mit den Äxten zurecht, bauten Stempel und Kappen ein, um unseren Stollen abzusichern, der immer tiefer in den Berg hinein ging.

      Die Ausbeute ließ etwas nach. Weber war der Meinung, dass wir an einer anderen Stelle einen neuen Stollen in den Berg schlagen sollten. Aber er gab auch zu bedenken, dass es vielleicht besser war, wenn wir uns mit unserer Ausbeute zufrieden gaben und wieder zurück gingen, wo wir hergekommen waren.

      Am Abend saßen wir alle ums Feuer herum. Auch Joshua saß zum ersten Mal. Er hatte den Arm in einer Schlinge. Man sah nicht, dass die Hand fehlte.

      „Wie groß ist eigentlich unsere Ausbeute bis jetzt?“, fragte Abe.

      Weber zuckte die Schultern. „Wenn es neulich zehn bis zwölftausend Dollar gewesen sind pro Mann, so sind es jetzt mehr als dreißigtausend. Ich glaube, wir sollten aufhören. Einen zweiten Stollen in den Berg zu schlagen, das bedeutet, erneut eine Waschanlage bauen, noch mehr Holz heraufschleppen und die ganze Wühlarbeit, bis wir auf Gold stoßen, noch einmal beginnen. Ihr wisst; wieviel Abraum weggeschafft werden muss, bevor es losgeht. Und dann ist die Frage, ob wir etwas finden.“

      Es war mittlerweile Mitte August. Ende August konnte es hier oben verteufelt kalt werden in der Nacht. Und im September bestand die Gefahr von plötzlichen Wetterumstürzen. Das sagte uns Weber, obgleich wir es eigentlich wussten. Was er aber nicht sagte, wussten wir ebenfalls: Joshua konnte uns nicht viel helfen. Es würde noch lange dauern, bis er in der Lage war, mit seiner einen gesunden Hand etwas für uns zu tun. Er war vom starken Blutverlust nach wie vor geschwächt und er hatte enorme Schmerzen in seinem rechten Unterarm. Aber er hielt sich tapfer, klagte nicht, versuchte sogar zu helfen, obgleich es ihm sehr schwer fiel und ihm jedes mal dabei schlecht wurde.

      Wir hatten uns aber vorgenommen, für ihn mitzuarbeiten. Am Ende stellte er damit

Скачать книгу