Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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vorbei, um ebenfalls aus dem Fenster zu sehen.

      »Angie! Angie!« rief Gerhard von unten. »Komm sofort herunter. Ich habe mit dir zu reden.«

      »So? lch auch mit dir!« sagte Angie wie zu sich selbst. Sie reichte Wolfi die zweite Sandale und verließ den Raum, Hubs folgte ihr.

      »Ich möchte dabei sein, Mami. Ich will wissen, was Onkel Gerhard für Ausreden parat hat.«

      »Hubs!« zischte Angie ihn an. »Mein Bruder hat niemals Ausreden benutzen müssen.«

      Sie wußte nicht, warum ihr plötzlich so komisch zumute war. Gerhards Benehmen brachte sie einfach zum Lachen. Er benahm sich wie ein schlechter Schauspieler, stand dort unten mit bitterbösem Gesicht und in die Seiten gestemmten Fäusten, als begänne jetzt ein Femegericht. Und warum? Nur, weil Nora, die kleine Freundin von Hubs, seinem kranken Sohn Märchen erzählt hatte?

      Gerhard mußte in Frankfurt übergeschnappt sein. Das mußte sie Thomas berichten. Noch an diesem Vormittag. Er hatte bestimmt eine Erklärung für alles. Zunächst aber sollte Gerhard ihr selbst einiges erklären.

      »Folge mir in mein Arbeitszimmer«, forderte er sie auf. Angie dachte an die Gardinen. Je nach Verlauf des Gesprächs konnte sie ihn auf das Geschenk der Schwedin aufmerksam machen. Vielleicht versöhnte ihn das.

      »Du nicht!« sagte Gerhard, als Hubs ihnen in das Arbeitszimmer folgen wollte, und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.

      »Na, hör mal! Hubs ist kein kleines Kind mehr. Er kann ruhig hören, was du mir zu sagen hast, Gerd!«

      »Das kann er nicht, Angie«, fuhr Gerd sie an. »Du wirst doch nicht noch weitere Dummheiten begehen? Eine genügt!«

      »So? Welche Dummheiten habe ich denn begangen?« fragte sie wütend. Die ganze Szene erinnerte sie an ihre Kindheit. Da war es manchmal auch zu solchen Ausbrüchen zwischen ihnen gekommen.

      »Du hast Nora ins Haus gelassen«, schimpfte Gerd. »Ich dulde solchen Unsinn nicht. Ich habe sie in ihr Hotel gebracht. Sie wird noch heute Lüttdorf verlassen.«

      »Aber – warum denn?«

      »Das geht dich nichts an, Angie.«

      »Wie bitte? Bei dir setzt es wohl aus, Bruderherz, was? Ich betreue deine Kinder, deine Haushälterin, dein Haus und deine Handwerker. Und dann darf ich nicht einmal Fragen stellen?«

      »In diesem Fall nicht, Angie. Ich fahre sofort wieder los.«

      Sie starrte auf die bunten Blumen in dem Packpapier. Und jetzt dämmerte es ihr. Aber die Vermutung war so ungeheuerlich, daß sie sie nicht auszusprechen wagte. Dafür stellte sie nur noch eine Frage.

      »Warum fährst du wieder fort, Gerd? Hattest du das vor dem Zusammentreffen mit Fräulein Anderson auch vor?«

      Er stand vor ihr, die Fäuste in den Hosentaschen vergraben, wie ein trotziger Junge. Kaum merklich schüttelte er den Kopf.

      »Wann wirst du wieder zurück sein?«

      »Ich weiß es nicht, Angie.«

      »So, du weißt es nicht? Ich weiß auch nicht, wie lange ich noch hierbleibe, Gerhard. Bitte, denk daran und gestalte deine zweite Reise so kurz wie möglich.«

      Sie drehte sich auf den Absätzen um und verließ das Zimmer. Oben hörte sie eine Tür zuschlagen. Sie dachte an Hubs. Wo war er? Wollte er seinem Onkel nicht ein paar Fragen stellen? Aber ihr Sohn ließ sich nicht blicken. Da ging Angie zurück in die Küche und trank ihren Kaffee weiter.

      *

      Dämmerlicht senkte sich über den See, der Wasserspiegel färbte sich bläulich, die Fische sprangen, und Angie hatte eine freche Mücke auf ihrem Knie mit einem Klaps töten müssen.

      Thomas, der neben ihr auf dem kleinen Landesteg saß und den Arm um sie gelegt hatte, lachte leise.

      Auch Angie mußte lächeln, dabei war ihr wahrhaftig nicht fröhlich zumute. Xenia und Wolfi tobten noch kreischend durch den Garten, aber die Heiterkeit der Kinder trog. Seitdem Gerhard wieder abgefahren war und Hubs sich oben in sein Zimmer eingeschlossen hatte, herrschte keine gute Stimmung in der alten Villa. Darum hatte sie Thomas angerufen und ihn zu sich gebeten.

      Aber es dauerte viel zu lange, bis Thomas endlich kommen konnte. Denn den ganzen Tag über hatte Hubs sein Zimmer nicht verlassen und keinen Bissen angerührt.

      »Ich mache mir Sorgen um Hubs«, seufzte Angie und lehnte ihren Kopf an Thomas’ Schulter.

      Thomas’ Lippen streiften ihre Schläfe. »Das mußt du nicht, Angie. Hubs leidet unter seinem ersten Liebeskummer, den macht jeder mal durch.«

      Sie überlegte. Thomas hatte in gewisser Weise recht, die Furcht konnte er ihr nicht nehmen. Sie war doch immer ganz allein für die Erziehung ihres Sohnes verantwortlich gewesen. Und gerade jetzt, einige Wochen vor dieser Nachprüfung, fühlte sie sich Hubs gegenüber besonders verpflichtet. Noras Anwesenheit hatte ihn zum Arbeiten veranlaßt. Er hatte an seine Zukunft glauben können und sich zusammengerissen. Nun aber würde er weiter faulenzen.

      »Wenn ich nur wüßte, warum Nora so schnell die Stadt verlassen hat«, sinnierte Angie. »Das ist doch nicht normal! Sie hätte doch wenigstens anrufen und sich von Hubs verabschieden können. Und denk doch an die Kinder, Thomas! Angeblich hat sie beide so liebgehabt. Und dann verschwindet sie einfach so.«

      »Angeblich«, wiederholte er ironisch. »Ja, den Schein hat sie zu wahren gewußt, Angie. Aber Schein ist eben nicht alles.«

      »Wieso? Was weißt du über Nora Anderson?«

      Er drückte ihren Arm zärtlich. »Nichts, Angie. Gar nichts.«

      Unwillkürlich rückte sie ein Stück­chen von ihm ab. Zwischen ihnen stand etwas. Angie wehrte sich mit aller Macht gegen den Gedanken, daß auch hier Nora im Spiel war. Und doch mußte sie mehr erfahren. Sie liebte Thomas doch. Dieses Gefühl war wie ein Orkan über sie gekommen, und sie stemmte sich mit der Kraft der Liebe gegen dieses Unbehagen, das sie ergriff. Sie wollte glücklich sein. Und darum mußte sie alles tun, um die dunklen Wolken, die auch ihr Glück bedrohten, zu verscheuchen.

      »Du weißt mehr über Nora Anderson, als du mir verraten willst, Thomas. Komisch, ich habe es von Anfang an geahnt.«

      Thomas holte tief Atem. »Ich weiß doch kaum mehr als du, Angie. Sie ist Schwedin und hat in Lüttdorf Ferien gemacht. Dabei hat sie deinen Sohn kennengelernt. Er hat sich in sie verliebt. Und weil er sie täglich um sich haben wollte, schlug er dir vor, Nora als zusätzliche Hilfe ins Haus zu holen.«

      Sie hob das Gesicht und sah ihm in die Augen. Sie waren grau, aber so sanft wie sonst wirkten sie nicht. Ob das am Dämmerlicht lag?

      »Wie gern würde ich dir glauben«, flüsterte sie. Als sie weitersprach, wurde ihre Stimme wieder lauter und energischer. »Du bist seit einem Vierteljahr als Arzt in Lüttdorf tätig. Da du ein guter Arzt bist, viele Menschen kennengelernt hast und schnell das Vertrauen der Leute erringst, erfährst du sehr viel. Darum wirst du auch längst erfahren haben, was mit dieser Nora los ist. Sie muß doch ein berüchtigtes Mädchen sein, sonst wäre Gerd nicht so wütend geworden, als er sie an Wolfis Bett entdeckte.«

      »Du mußt ihn selbst

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