Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 13
Sebastian tippte seinen Bruder an. Max nickte.
»Also, dann den Thomas Korber eben. Wo steckt er denn?«
»Was willst’ denn überhaupt von ihm?« wollte der Brandtner wissen.
»Das ist eine dienstliche Angelegenheit«, entgegnete der Polizeibeamte. »Jetzt sag’ schon, wo ich ihn finden kann.«
Der Bauer hob hilflos die Arme und ließ sie wieder fallen.
»Wo wird er sein? Wenn er net draußen sitzt, dann wohl in seiner Kammer, im Gesindehaus. Aber ich weiß immer noch net…«
Max war bereits hinausgegangen. Pfarrer Trenker hob beruhigend die Hand.
»Ich erklär’s euch«, sagte er. »Der Mann, der bei euch als Knecht untergekommen ist, heißt net Korber, sondern Neumayr. Thomas ist sein richtiger Vorname. Die Münchener Polizei sucht ihn wegen angeblicher Betrügereien. Er soll im großen Stil Anleger um ihr Geld betrogen haben.«
Entsetzen zeichnete sich bei diesen Worten auf den Gesichtern der Eheleute ab.
»Wenn ihr mich fragt, dann ist das alles ein großer Irrtum«, fuhr Sebastian fort. »Ich halte den Thomas net für einen Betrüger. Deshalb hab’ ich meinen Bruder begleitet und möcht’ mit eurem Knecht sprechen.«
»Ich versteh’ das alles net«, schüttelte der Bauer den Kopf. »Sie selbst haben ihn doch zu uns geschickt.«
»Was hab’ ich?« fragte der Geistliche erstaunt. »Wie kommst’ denn darauf?«
Ratlos sah Loisl seine Frau an.
»Ja, aber, er hat uns doch Grüße von Ihnen ausgerichtet.«
Sebastian verstand und schmunzelte.
»Das mit den Grüßen ist schon richtig«, klärte er den Irrtum auf. »Ich hab’ den Thomas an dem Tag kennengelernt, als er zu euch auf den Hof kam. Wir sind uns auf dem Weg begegnet, und er hat mich gefragt, ob er richtig sei, weil er schon befürchtete, sich verlaufen zu haben. Dabei sind wir kurz ins Gespräch gekommen, und er hat mir von dem Unglück mit Tobias erzählt. Natürlich hab’ ich ihm dann auch Grüße an euch aufgetragen.«
»Ach, so war das«, meinte der Bauer. »Und ich hab’ geglaubt, er käm’ auf Ihre Empfehlung.«
»Irren ist menschlich, Brandtnerbauer. Mach’ dir nix d’raus.«
Sebastian sah zur Tür. Max kam herein.
»Weg«, sagte er mit enttäuschtem Gesicht. »Der Vogel ist ausgeflogen.«
Die vier sahen sich ratlos an.
»Glaubst’ wirklich, daß er fortgelaufen ist?« fragte der Bergpfarrer. »Er konnte doch gar net wissen, daß wir herkommen.«
Der Polizist zuckte die Schulter.
»Vielleicht hat er den Streifenwagen geseh’n.«
»Wo steckt eigentlich Andrea?« fragte Maria Brandtner plötzlich und rief laut nach ihrer Tochter.
Von oben aus der Kammer kam keine Antwort.
»Ich schau’ mal schnell im Garten nach.«
Die Bäuerin lief hinaus, kam aber nach wenigen Minuten schon wieder zurück. Ihr Gesicht war blaß.
»Im Garten ist sie net.«
Sicherheitshalber ging sie nach oben, um im Zimmer der Tochter nachzusehen.
»Andrea ist fort«, rief sie die Treppe herunter.
»Was hat das denn nun wieder zu bedeuten?« fragte ihr Mann ungehalten. »Sie ist doch sonst immer zu Haus’, um diese Zeit.«
Außer, wenn Andrea samstags zum Tanzabend ging, blieb sie zu Hause und ging früh schlafen. Nur ganz selten kam es vor, daß sie eine Freundin besuchte. Allerdings nie, ohne den Eltern zu sagen, wohin sie fuhr.
»Was ist denn mit dem Auto?« wollte der Bauer wissen.
Seine Frau faßte sich überrascht an den Mund.
»Es… es ist weg«, antwortete sie. »Ich hab’ geseh’n, daß es net mehr dasteht, als ich in den Garten gelaufen bin, um nach Andrea zu schau’n. In der Aufregung hab’ ich’s aber wieder vergessen.«
»Vielleicht hat der Kerl es gestohlen«, mutmaßte Loisl.
»Ich werd’ auf jeden Fall noch einmal ums Haus geh’n und auch die Gegend ein bissel absuchen«, erklärte Max Trenker. »Außerdem muß ich die Kollegen in der Kreisstadt informieren, daß der Gesuchte zwar aufgespürt, aber bereits wieder flüchtig ist.«
»Was werden deine Kollegen dann tun?« wollte Sebastian wissen.
»Wahrscheinlich mit einer Hundertschaft anrücken und das ganze Gebiet durchkämmen.«
Der Geistliche nickte verstehend. So etwas hatte er bereits vermutet. Er legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter.
»Wart’ noch damit«, bat er. »Du weißt, daß es ohnehin keinen Zweck hat, jetzt noch ein Großaufgebot zu bestellen. Es ist inzwischen dunkel. Da kann niemand in den Bergen herumklettern und einen suchen, der weiß, daß man ihm auf den Fersen ist, und sich versteckt.«
Max sah ihn nachdenklich an. Sebastian wußte, was er von seinem Bruder verlangte. Es war ein klarer Verstoß gegen die Dienstvorschrift. Aber er würde es nicht getan haben, wenn er nicht von der Unschuld Thomas Neumayrs überzeugt gewesen wäre.
»Also gut«, stimmte der Beamte schließlich zu. »Aber morgen früh muß ich die Sache weitergeben.«
»Dank dir«, sagte Sebastian. »Wer weiß, was bis dahin noch geschieht.«
Er wandte sich an die Eheleute, die ratlos daneben standen und nicht wußten, was mit ihrer Tochter geschehen war.
»Glauben S’, daß die Andrea in Gefahr ist?« fragte die Bäuerin ängstlich.
»Nein, nein. Auf keinen Fall«, schüttelte Pfarrer Trenker den Kopf. »Selbst wenn sie wirklich mit dem Thomas los ist, braucht ihr keine Angst haben. Der Bursche ist net der schlechte Mensch, für den er gehalten wird. Da bin ich mir ganz sicher.«
»Wieso ist der Kerl so plötzlich wieder verschwunden?«
Diese Frage stellte Max seinem Bruder auf der Rückfahrt nach St. Johann.
»Vielleicht hat er wirklich mitgekommen, wie wir auf den Hof gefahren sind«, antwortete Sebastian. »Während wir mit Loisl und Maria gesprochen haben, ist er wahrscheinlich auf und davon.«
»Und wenn er das Auto wirklich gestohlen hat, dann ist er längst über alle Berge. Ich frag’ mich nur, was die Andrea damit zu tun hat.«
»Ach, das kann ich mir schon denken…«
Der Polizist sah