Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Frank genoß das Essen, das wie immer ausgezeichnet war. Schon als der Teller serviert wurde, stieg ein betörender Duft frischer Pilze auf, die dem Geschnetzelten einen würzigen Geschmack verliehen. Der Sänger ließ sich Zeit mit seiner Mahlzeit, schließlich mußte er sich noch ein paar Stunden gedulden, bis Christine Feierabend hatte.
»Wann ist denn dein nächster freier Tag?« fragte er, als sie sich dann später endlich in den Armen lagen.
»Leider erst in der nächsten Woche«, erwiderte sie. »Aber morgen beginnt meine Frühschicht, da ist dann jeden Nachmittag um drei Uhr Feierabend.«
»Wie schön«, freute er sich. »Dann haben wir ja die Abende für uns.«
Die Einladung des Bergpfarrers fiel ihm ein.
»Allerdings, morgen abend bin ich im Pfarrhaus eingeladen…«
»Dann seh’n wir uns eben die Stunden, bis dahin«, erklärte Christine.
»Ein kleiner Trost«, meinte Frank und gab ihr einen Kuß. »Wenn auch ein schwacher, aber immerhin.«
*
Jürgen Bender legte nachdenklich den Hörer auf.
Was, um alles in der Welt, hatte sich Frank da nun wieder ausgedacht? Wie konnte er sich nur mit einer Frau einlassen? Gerade jetzt, wo soviel auf dem Spiel stand!
Beinahe täglich erhielt er Anrufe. Die Redakteure bei den Fernseh- und Rundfunksendern rissen sich um Frank Weilander. Mehrere Angebote für Fernsehshows im In- und Ausland lagen seit Tagen auf dem Schreibtisch des Managers, Galaauftritte wurden angeboten und in den hinteren Räumen stapelte sich die Fanpost.
Was war nur in den Kerl gefahren, daß ihn das alles so gleichgültig ließ?
Jürgen Bender zündete sich eine Zigarre an und paffte dicke Rauchwolken in die Luft.
Wer mochte diese Frau bloß sein, die seinen Schützling so den Kopf verdreht hatte? Bestimmt so eine unbedarfte Landpomeranze, die den großen Star seit langem anhimmelte und alle seine Platten und CDs besaß. Allerdings, er kannte Frank lang genug – die Frau, mit der er sich einließ, mußte schon ein gewisses Format haben. Aber genau das war das Problem.
Format besaß auch Silvia Cosmar, und seit sie und Frank auseinander waren, stimmte nichts mehr im Leben des Sängers.
Kopfschüttelnd schenkte Jürgen Bender sich Kaffee aus einer Kanne ein, die auf seinem Schreibtisch stand. Hoffentlich
ist der Bursche nicht so leichtsinnig, dieser Frau irgendwelche Versprechungen zu machen. Das fehlte noch, daß er auf die Idee kam, sie zu heiraten. Millionen enttäuschter, weiblicher Fans würden keine Alben mehr kaufen, keines seiner Konzerte besuchen. Der Manager war lange genug in der Branche, um zu wissen, wie so etwas ablief. Besonders die einsamen Herzen unter den Fans, bauten eine ganz besondere Beziehung zu ihrem Star auf. In ihrer Vorstellung gehörte er nur ihnen alleine, und sie wollten ihn mit keiner anderen Frau teilen.
Nein, bloß nicht das Schlimmste denken, und das Schlimmste, was sich Jürgen Bender vorstellen konnte, war eine Hochzeit seines Schützlings.
Mit Silvia, ja, das wäre etwas anderes gewesen. Das hätten die weiblichen Fans akzepiert. Aber so…?«
Der Manager wühlte auf seinen Schreibtisch herum. Unter einem Papierstapel fand er endlich, was er suchte. Ein schmales, in Leder gebundenes Notizbuch. Seit er von Franks verrückter Idee, einfach in den Urlaub zu fahren gehört hatte, versuchte er Silvia Cosmar an die Strippe zu bekommen. Bisher ohne Erfolg. Doch es mußte sein. Koste es, was es wolle – die Sängerin mußte mit ihm in dieses Sankt Johann fahren und Frank umstimmen. Bestimmt konnte es ihr gelingen, ihn zu bewegen, gemeinsam mit ihr aufzutreten. Schließlich waren die beiden einmal ein Paar gewesen, und Jürgen Bender war überzeugt, daß der Sänger immer noch etwas für die Frau empfand, die er einmal hatte heiraten wollen.
Er wählte sich die Finger wund, probierte etliche verschiedene Nummern und wollte schon aufgeben, als es ihm nach mehr als zwei Stunden gelang. Er hatte sich einer Geheimnummer erinnert, die den Anschluß der Sängerin, in ihrem Haus im Taunus, mit Silvias Handy verband.
»Ich bin es, Jürgen«, rief er ins Telefon.
Die Verbindung war sehr schlecht, und er hoffte, daß die Leitung hielt.
»Wo bist du denn gerade?«
»An der Cote d’ Azur«, antwortete Silvia Cosmar. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«
»Ja, entschuldige. Aber ich versuche seit Tagen, dich zu erreichen und bin heilfroh, daß es endlich geklappt hat.«
»Ist es wirklich so wichtig?«
»Lebenswichtig«, antwortete er. »Es geht darum, Frank vor einer Riesendummheit zu bewahren.«
Es entstand eine Pause, und der Manager glaubte schon, daß die Verbindung unterbrochen sei.
»Hörst du mich noch?« rief er aufgeregt.
Silvia Cosmar saß auf der Terrasse eines Hauses in Cassis, einem kleinen Fischer- und Urlaubsstädtchen, an der französischen Mittelmeerküste. Jetzt, kurz vor Mitternacht, war es immer noch herrlich warm draußen. Im Garten duftete es nach Blumen, Zikaden zirpten, und im Glas, vor ihr auf dem Tisch, perlte eisgekühlter Champagner. Wenn sie sich ein wenig vorbeugte, konnte sie tief unter sich die bunten Lichter der Schiffe, Restaurants und Bistros von Cassis sehen. Dort herrschte um diese Zeit immer noch ein reges Treiben. Unzählige Touristen bevölkerten das Hafenviertel, und Kleinkünstler und Musikanten unterhielten sie gegen einen kleinen Obolus. Die dunkelhaarige Sängerin trank einen Schluck. Das Haus gehörte einer Freundin, Frau eines deutschen Fabrikanten, die es ihr für ein paar Tage überlassen hatte. Es war nicht das erste Mal, daß sie sich hier aufhielt. Im letzten Jahr hatte sie mit Frank ein paar schöne Tage hier verbracht.
Frank!
Was hatte Jürgen Bender eben gesagt? Frank war im Begriff eine Riesendummheit zu machen.
»Was ist denn eigentlich los?« wollte sie wissen.
Der Manager schilderte sein Problem. Silvia hörte zu, aber ihre Gedanken waren ganz woanders. Seit geraumer Zeit schon, war ihr bewußt geworden, daß es ein Fehler gewesen war, Frank den Laufpaß zu geben. Sie beide galten als das ideale Paar, und eigentlich war die Trennung nur die Folge einer Laune. Ihr Management hatte festgestellt, daß der Sänger weiter oben in der Gunst der Leute stand, als sie. Seine Alben verkauften sich besser, und in seinen Konzerten wurden mehr Besucher gezählt, als in ihren. Silvias Stolz konnte es nicht ertragen, nur die zweite Geige zu spielen. Sie wollte im Mittelpunkt stehen und mußte nun einsehen, daß es eher der Schatten Frank Weilanders war, in dem sie stand.
Allerdings hatte die Trennung keinen positiven Effekt für sie bewirkt. Im Gegenteil, schwindende Verkaufzahlen und ausbleibende Besucher waren die Folge gewesen, als die Trennung bekannt wurde. Außerdem wurde sie weniger für Fernsehauf-tritte und Galas gebucht, als früher.
Und inzwischen war ihr klargeworden, welchen großen Fehler sie gemacht hatte, denn sie spürte, daß sie Frank immer noch liebte. Vielleicht noch mehr, als früher.
»Ja, ich höre dich noch«,