Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 1 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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ihr Lächeln vertiefte sich.

      »Ich denke, Jungen haben keine Angst vor Pferden, oder?«

      »Ich bin ein Mädchen«, Doris tippte gegen ihre Brust. »Wieso Pferde? Hier gibt es keine Pferde.«

      »Ich habe Janus draußen angebunden. Für gewöhnlich ist er ein braves Pferd, aber heute ist er ziemlich übel gelaunt. Ihr könnt ihn mit Möhren und Apfelstückchen füttern.« Sie holte aus ihrer Tasche eine Tüte und reichte sie dem Jungen.

      »Sie sind mit dem Pferd gekommen?« Die Zwillinge staunten sie mit großen Augen an.

      »Sie sind mit dem Pferd gekommen?« wollte auch Max Gilberg wissen und betrachtete vollkommen verblüfft das junge Mädchen. Sie trug Jeans, die völlig verschmutzt waren. Ein Schmutzstreifen lag sogar auf ihrer Wange. Er war total durcheinander. Vermutlich lag er in seinem Bett und träumte das alles. Es gab doch keine Haushaltshilfe, die mit dem Pferd anrückte!

      »Ja, ich bin mit dem Pferd gekommen«, nickte sie liebenswürdig, als wäre diese Art der Fortbewegung die natürlichste Sache der Welt. »Seid also bitte vorsichtig. Wenn Sie jetzt hinausgehen wollen«, bat sie den Hausherrn, der so durcheinander war, daß er vergaß, den Mund zu schließen. »Am besten komme ich hier zurecht, wenn ich allein in der Küche bin. Ich werde mich schon zurechtfinden.«

      Die Zwillinge faßten sich an und gingen zögernd hinaus. Natürlich lockte das Pferd, aber das seltsame Mädchen hatte eine besondere Anziehungskraft. Sogar der dicke Dagobert folgte den Kindern nur widerwillig.

      Vor der Haustür blieb Doris stehen. Für das Pferd hatte sie im Moment noch keinen Blick. Sie holte tief Atem, ihre Augen hatte sie vor Erregung weit aufgerissen.

      »Thomas. Das ist wie bei Mary Poppins, oder wie die heißt. Erinnerst du dich an das Buch, das Mama uns vorgelesen hat?«

      Bei der Erinnerung an seine Mutter überströmte der Jammer Thomas’ Gesicht. »Na und?« wollte er mißmutig wissen.

      »Mensch, sei doch nicht so vernagelt. Begreifst du denn nicht? Sie kommt wie Mary vom Himmel, um uns zu helfen. Das ist doch klar. Mary segelte mit einem Regenschirm vom Himmel, und sie kam mit dem Pferd.«

      Er sah seine Schwester an, als zweifelte er an ihren Verstand, aber trotzdem kitzelten die Gedanken sein Herz.

      »Ein Regenschirm ist wie ein Fallschirm, und überhaupt ist das doch nur eine Geschichte. Außerdem kann kein Mensch vom Himmel auf die Erde reiten.«

      Doris stemmte ihre Hände in die nicht vorhandene Taille. Entrüstet wollte sie wissen: »Und was ist mit dem Nikolaus? He? Womit kommt der? Mit einem Esel oder Maulesel! Warum soll sie nicht mit dem Pferd kommen? Ich sage dir, Thomas, sie ist eine gute Fee, die uns wahrscheinlich unsere Mami geschickt hat.«

      Er schluckte. Sie war ja viel dümmer als er, nun, sie war auch eine Stunde jünger, das durfte man nicht vergessen.

      Außerdem war er von seinem Freund zum Abschied von Hamburg aufgeklärt worden. Er wußte, woher die Babys kamen, er wußte, daß es keinen Nikolaus und keinen Osterhasen gab. Nur wie das mit dem Christkind war, das wußte er nicht. Als Leo gerade von Weihnachten sprechen wollte, war seine Schwester gekommen und hatte ihrem Bruder eine schallende Ohrfeige gegeben. Außerdem wollte Thomas sehr gern an das Christkind glauben, alles konnte doch nicht gelogen sein.

      »Das mit der Fee ist quatsch.«

      »Du bist ja so blöd.« Doris schluchzte vor Glück und Aufregung. »Sie ist eine Fee. Sie wird mit ihrem Schirm alle Kisten berühren, die Sachen fliegen an ihren Platz; sie wird mit dem Schirm in der Küche Ordnung schaffen.«

      »Ich hab’ bei ihr keinen Schirm gesehen.«

      »Vielleicht braucht sie gar keinen, vielleicht kann sie auch ohne Schirm zaubern. Komm, wir sehen uns mal das Pferd an, vielleicht hat es sogar Flügel.«

      *

      Max Gilberg war noch immer durcheinander. Er saß auf der Holzbank und hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt. Woher wußte diese Person, die seinen Haushalt führen sollten und mit einem Pferd gekommen war, daß hier eine Bank stand? Er hatte sie ja noch nicht einmal wahrgenommen gehabt.

      Er hatte sie nicht kommen ge­hört. Da stand sie vor ihm, mit dem liebevollem Lächeln im Gesicht. Er betrachtete sie, als wäre sie ein fleischgewordenes Wunder.

      »Ich habe etwas Nahrhaftes gefunden.« Schon ihre Stimme war tröstlich, ganz zu schweigen von dem Kaffeeduft, der ihm in die Nase stieg, und den appetitlichen Dingen, die auf dem Teller lagen. »Es wird Ihnen ganz sicher schmecken.«

      Er wollte aufstehen, aber er hatte seine fünf Sinne einfach noch nicht zusammen.

      Schnell und geschickt stellte sie alles auf den Tisch und goß den Kaffee in die Tasse seines besten Services. Wo hatte sie das Gedeck nur hergeholt? »Wollen Sie sich nicht zu mir setzen?«

      Sie schüttelte energisch den Kopf. »Nein, ich mache mich lieber über die Küche her«, rief sie vergnügt. Er nickte erleichtert und bedauerte ihm gleichen Moment, daß sie sich dem Haus zuwandte.

      »Hören Sie!« rief er ihr hastig zu, »Sie haben selbstverständlich Familienanschluß oder wie man das nennt, ich will damit sagen…«

      Bei dem spitzbübischem Lä­cheln, das in ihren Augen glitzerte, verstummte er irritiert. Sie verschwand im Haus. Sein Unbehagen verflog, je mehr sich sein Magen füllte. Sie war wirklich eine Zauberin und war zur richtigen Zeit gekommen. Fünf Minuten später, und er wäre vermutlich verrückt geworden.

      *

      Marie-Luise warf einen Blick in den Garten. Natürlich mußte sie die Kinder im Auge behalten. Sie war beruhigt, als sie das friedliche Bild betrachtete. Die Kinder saßen im Gras; Janus’ Kopf war tief zu ihnen hinuntergebeugt, während der Bernhardiner den dreien sein Hinterteil zukehrte. Offensichtlich war er eifersüchtig. Es sah aus, als erzählten sich die drei etwas. Sie hätte die Kinder gern länger betrachtet, dabei hatte Marie-Luise bis zu diesem Augenblick nicht einmal gewußt, daß sie sich etwas aus Kindern machte. Ihr Interesse galt den Tieren.

      So, meine Liebe, redete sie zu sich selbst, jetzt krempele mal die Arme hoch und zeig, was du kannst.

      Unternehmungslustig machte sie sich an die Arbeit, vergnügt dachte sie dabei an den Augenblick, wenn der Mann erkannte, daß sie keine Hausgehilfin »mit Familienanschluß« war.

      Ihr gefiel der Mann trotz seiner Nervosität und seines vernachlässigten Aussehens. Er besaß etwas Stilles, Vertrauenerweckendes. Ja, er machte den Eindruck eines Mannes, dem man vertrauen konnte. Er war so ganz anders als die Männer, mit denen sie im Theater zu tun hatte.

      Sie stand gerade auf der Leiter, als sich jemand räusperte. »Da bin ich«, schnaufte eine atemlose Stimme. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich nur konnte.«

      Die beiden Mädchen sahen sich an. Sie mochten gleichaltrig sein, aber größere Gegensätze konnte es kaum geben.

      »Sind Sie auch vom Stellenvermittlungsbüro geschickt?« wollte die kleine Dicke mißtrauisch wissen. »Dann hätte ich mich ja gar nicht zu überschlagen brauchen.«

      Marie-Luise stellte das Geschirr in den Schrank, setzte sich auf die obere Stufe der Leiter und lachte herzlich.

      »Ich

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