Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen

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Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen Mami Staffel

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Selbst ihr war klar, daß Mike nach den gestrigen Vorfällen nicht mehr ihr Schwiegersohn werden konnte. Deshalb versuchte sie auch nicht, ihn aufzuhalten. Sie war froh, daß er ihr einen Scheck über eine großzügig bemessene Summe zur Begleichung der Kosten übergab.

      Nur der alte Rosario bedauerte es ehrlich, daß Mike nicht mehr nach Barbella kommen würde. Mit Tränen in den Augen schüttelte der Alte Cramer die Hand.

      So erwartungsvoll und frohgestimmt Mike hierhergekommen war, so bedrückt reiste er ab. Dabei galt seine Sorge weniger der Zukunft von Elén und Maurena. Sie würden mit Sicherheit jemand finden, der ihnen weiterhalf. Emelys Schicksal war es, das Mike bedrückte.

      Hätte er an diesem Morgen die Zeitung gelesen, wäre er zuversichtlicher gewesen. Denn in allen Regionalblätter wurde über Annas Haftentlassung berichtet.

      Mike wußte nichts davon, als er ins Kinderheim kam, wo er sich um Emely kümmerte, wie das zwischen Katja und ihm vereinbart war.

      Es war Frühstückszeit und die Kleinen wurden gefüttert. Da für die Säuglinge und Kleinkinder in Zimmer acht nur eine Pflegerin zur Verfügung stand, ging es nur langsam voran. Die Frau in der heute frischen weißen Kittelschürze nahm ein Baby nach dem anderen heraus und gab ihm das Fläschchen. Die Kleinen, die noch hungrig waren, schrien inzwischen ungeduldig.

      Auch Emly heulte. Verschwitzt und mit hochrotem Gesichtchen saß sie in dem Gitterbett zwischen zerwühlten Laken. Dicke Tränen rollten über ihre Bäckchen.

      »Meine Kleine!« murmelte Mike mitleidig. Er putzte Emely die Nase, trocknete ihre Tränen und nahm sie hoch, um sie im angrenzenden Waschraum zu säubern. Inzwischen kannte sich Mike aus, und es klappte auch besser mit dem Windelwechsel. So schnell wie die Pflegerinnen war er natürlich lange nicht, weshalb sie seine Bemühungen spöttisch belächelten.

      Doch er ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Er zog Emely die Sachen an, die für sie bereitgelegt waren. Zwar mußte er jedes Teil mehrmals drehen und wenden ehe er wußte, wie es dem Kind anzuziehen war.

      Emely fand das lustig. Schon bei Mikes Eintreffen hatte sie aufgehört zu weinen, und jetzt lachte sie so herzlich und vergnügt, wie das nur ein Kleinkind konnte. Immer wieder patschten ihre kräftigen Händchen in Mikes Gesicht, was zärtliche Zuneigung ausdrücken sollte, denn Emely kreischte »Eia, eia« dazu.

      Das kleine Mädchen schwitzte inzwischen nicht mehr, dafür lief Mike der Schweiß über den Rücken. Im elterlichen Betrieb führte er oft schwierige Verhandlungen mit wichtigen Abnehmern, mit Vertretern der Gewerkschaft oder der Umweltbehörde. Doch diese Tätigkeit fand er nicht halb so anstrengend wie das Umkleiden eines zappeligen Kleinkinds. Er tat sich echt schwer damit und hätte sich Unterstützung durch die Kinderpflegerinnen gewünscht, doch sie kicherten nur hinter seinem Rücken und amüsierten sich über ihn.

      Endlich gelang es Mike, den Reißverschluß des niedlichen Overalls, den Emely trug, hochzuziehen. Die Kleine war fertig. Mike bürstete ihr noch die Löckchen und betrachtete dann stolz sein Werk. Kein Verhandlungsergebnis konnte so hübsch aussehen wie Emely! Überwältigt gab Mike der Kleinen einen Kuß, was sie mit fröhlichem Jauchzen Quittierte.

      »Die ist zu beneiden«, raunten zwei Schwesternschülerinnen einander zu und blinzelten Mike an.

      Er merkte das nicht, war er doch viel zu intensiv mit seinem Schützling beschäftigt. Er band Emely das Lätzchen um und setzte sie in einen Hochstuhl am Frühstückstisch für die größeren Kinder. Dort stand auch der Milchbrei für Emely bereit.

      Recht geschickt fütterte Mike das Kind. Er hatte viel gelernt in diesen Tagen. Emely sperrte das Mündchen auf, und Mike schob einen Löffel mit Brei hinein. Es klappte vortrefflich.

      Doch dann wurden Stimmen im Flur laut. Emely preßte die Lippen zusammen und sah aufmerksam zur Tür. »Mami«, sagte sie weinerlich.

      Mike achtete nicht auf die Geräusche. Ihm war daran gelegen, das Heim mit Emely so schnell wie möglich zu verlassen, denn ihm war nicht wohl unter den spöttischen Blicken der Betreuerinnen. Außerdem saß er mit dem Rücken zur Tür, sah also nicht, was hinter ihm geschah.

      »Bitte, Kleines, mach den Mund auf. Der Brei schmeckt dir doch.« Mike wedelte mit dem gefüllten Löffel vor Emelys Gesichtchen.

      Sie schenkte dem keine Beachtung, sondern schlug nach Kleinkinderart um sich. Daß sie dabei den Löffel traf, war reiner Zufall.

      Mike war nicht darauf gefaßt. Der Brei flog in Richtung Mike und landete auf seinem Hemd. Noch bevor er aufspringen konnte, entdeckte Emely etwas, das sie noch mehr zappeln ließ.

      »Mami!« schrie sie und trat mit den Beinen, die in Tischhöhe waren, nach dem Teller. Auch das geschah ohne Absicht, nur aus freudigem Bewegungsdrang. Es war niemand da, der geistesgegenwärtig den Teller hielt. So kippte er samt Brei auf Mikes Hose.

      Das bemerkte zunächst nur er, denn alle Anwesenden sahen auf die Frau, die hereinkam, flink Emely aus ihrem Sitz nahm und innig an sich drückte. Die Kleine quietschte vor Vergnügen.

      Anna weinte und lachte gleichzeitg. »Mein kleines Mädchen, meine Amely!« keuchte sie erschöpft.

      Mike erhob sich und fühlte sich wie der bekannte »begossene Pudel«. Milchbrei tropfte an seinen Hosenbeinen hinunter und an seinem Hemd klebte ein Batzen wie ein Orden. »Hallo, Anna«, murmelte er und war sich bewußt darüber, daß er lächerlich aussah.

      »Ich bin frei und kann es noch gar nicht glauben! Nachdem Alfred Hafterleichterung und eine Verkürzung des Strafmaßes versprochen wurde, hat er ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er hat mich entlastet. Daraufhin wurde meine Freilassung angeordnet. Ich bin so froh. Nun kann ich mich wieder um Emely kümmern. Mein größter Kummer war es, daß das Kind vernachlässigt werden könnte. Aber ich sehe ja, Sie haben sich vorbildlich um meine Kleine gekümmert. Wie kann ich Ihnen nur dafür danken.« Anna strahlte vor Glück und sah plötzlich ganz verändert aus.

      »Schon gut. Ich habe getan, was ich konnte, aber Sie sehen ja…« Mike deutete auf seine beschmutzte Kleidung und grinste in komischer Verzweiflung.

      Jetzt meldete sich José Alvorez, der Kommissar vom Polizeirevier Malaga. Er hatte Anna ins Kinderheim Santa Monica begleitet und war überrascht gewesen, Mike Cramer hier anzutreffen.

      »Señor, es tut mir leid, daß ich Sie verdächtigt habe. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse.«

      Mike winkte ab. »Ich hätte mich an Ihrer Stelle ebenso verhalten. Und wenn sie mal abends Zeit haben, trinken wir ein Glas Wein miteinander. Ich bin nämlich noch ein paar Tage hier, solange wie sich Katjas Reisegesellschaft in Andalusien aufhält.«

      »Katja, das ist sicher das Mädchen auf dem Bild in der Zeitung. Hübsch, sehr hübsch. Dabei haben Sie Katjas Bekanntschaft der kleinen Emely zu verdanken, nicht wahr? Hat allerhand bewegt, diese junge Dame!« José deutete voll väterlichem Wohlwollen auf das Kind, das sich liebebedürftig an Anna schmiegte.

      »Ich glaube, ich sollte mich umziehen. Frische Sachen habe ich im Auto. Kann ich vielleicht irgendwo…?«

      Jetzt kam Leben in die neugierig lauschenden Kinderschwestern. Sie zeigten Mike das Bügelzimmer, in dem er sich umkleiden konnte, und sie erboten sich, seine Sachen zu säubern.

      *

      »Diese Kathedrale mit ihren achthundertsechsundfünfzig Säulen war früher eine Moschee. An vielen Stellen sind die typischen Merkmale

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