Berufung. Timothy Keller
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In der Redeemer Presbyterian Church versuchen wir, den Unternehmern unter uns, die mit ihren Ressourcen gerne etwas Neues, Innovatives schaffen möchten, den Rücken zu stärken. Einer von ihnen ist James Tufenkian, der 2008 auf unserem alljährlich stattfindenden Unternehmerforum sprach. Nach mehreren anderen geschäftlichen Unternehmungen fing James im Jahre 2005 mit der Herstellung und Vermarktung von Qualitätsmarmeladen an. Er hatte in Armenien gearbeitet, und die Armut und sinnlose Verschwendung, die er dort sah, gingen ihm an die Nieren. Es gab in Armenien große Obstplantagen mit wunderbaren Früchten, die in der Saison ihre Abnehmer fanden, aber große Mengen verdarben aufgrund der schlechten Transport- und Lagersituation. Zusammen mit einem Partner gründete James eine Konfitürenfabrik, um aus einem Saisongeschäft ein ganzjähriges Unternehmen zu machen. Heute werden die Harvest-Song-Konfitüren in aller Welt verkauft. Sie haben internationale Preise gewonnen; man schätzt sie wegen des Klimas, in dem die Früchte reifen, und der Art, wie sie verarbeitet werden. James sagt, dass für ihn eines der wichtigsten Dinge im Leben, die er aus seinem Glauben gelernt hat, darin besteht, „etwas zu schaffen, das schön und von bleibendem Wert ist.“52 Er erinnert sich noch gut an das Aha-Erlebnis, das er hatte, als er die Stelle im Schöpfungsbericht studierte, wo Gott die Erde gestaltet und füllt und dann sagt: „Es ist sehr gut.“ Voller Freude rief er aus: „Gott macht keinen Schrott! Und ich auch nicht!“ Ein biblisches Verständnis der Arbeit erweckt in uns den Wunsch, mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, etwas wirklich Wertvolles zu schaffen. Das Wissen um den Gott, der uns unsere Ressourcen gibt und uns das Vorrecht schenkt, seine Mitgestalter zu werden, lässt uns unsere Arbeit in einem unstillbaren Geist der Kreativität angehen.
Mark Noll schreibt in seinem Buch The Scandal of the Evangelical Mind:
Wer hat denn die Welt der Natur gemacht und später die Entwicklung von Wissenschaften ermöglicht, mit denen wir die Natur immer besser erforschen können? Wer hat das Universum der menschlichen Beziehungen erschaffen und damit das Rohmaterial für Politik, Wirtschaft, Soziologie und Geschichte? Wer ist die Quelle aller Harmonie, Form und Erzählstrukturen und liegt so hinter allen künstlerischen und literarischen Möglichkeiten? Wer hat den menschlichen Geist so gemacht, dass er die endlosen Realitäten der Natur, der menschlichen Interaktionen und der Schönheit erfassen kann, und damit die theoretische Durchdringung dieser Dinge durch die Philosophen und Psychologen ermöglicht? Wer erhält die Welt der Natur, der menschlichen Beziehungen und die Harmonie der existierenden Welt Augenblick um Augenblick? Wer erhält Augenblick um Augenblick die Verbindungen zwischen dem, was in unseren Gedanken ist, und dem, was in der Welt „draußen“ ist? Die Antwort ist in jedem Fall die gleiche: Gott. Er hat es damals getan, und er tut es heute weiter.53
Die Benennung der Tiere durch Adam in 1. Mose 2,19-20 ist eine Einladung, in Gottes Kreativität einzutreten. Warum hat Gott die Tiere nicht einfach selber benannt? Wenn er das Licht „Tag“ und die Dunkelheit „Nacht“ nennen konnte (V. 5), konnte er doch wohl auch den Tieren Namen geben. Doch er lädt uns ein, sein Werk der Entwicklung der Schöpfung selber weiterzuführen und das ganze Potenzial der menschlichen und physischen Natur aufzubieten, um eine Kultur zu schaffen, die ihn verherrlicht. Durch unsere Arbeit bringen wir Ordnung ins Chaos, schaffen Neues, bringen die Strukturen der Schöpfung zur vollen Entfaltung und bauen die menschliche Gesellschaft. Ob wir Gene verbinden oder eine Gehirnoperation machen oder den Müll abholen oder ein Bild malen, unsere Arbeit ist Aufbau, Erhaltung und Reparatur des Gefüges der Welt, und damit bekommt sie Anteil an Gottes Wirken.
Alle Arbeit ist kulturschaffend
Der Präsident des Fuller Seminary, Richard Mouw, sprach einmal vor einer Versammlung von Bankern in New York City. Er führte sie in das 1. Buch Mose und zeigte ihnen, dass Gott ein Schöpfer bzw. Investor ist, der die Welt als Bühne für alle möglichen Formen der Kreativität geschaffen hat. Mouw forderte seine Zuhörer auf, sich Gott als Investmentbanker vorzustellen, der unter Einsatz all seiner Mittel eine ganze neue Welt erschuf. Wenn wir im Geschäftsleben sehen, dass irgendwo ein Bedarf besteht, erkennen, mit was für Mitteln oder Fähigkeiten man ihn decken könnte, und dann entsprechend unsere Ressourcen investieren (auf unser eigenes Risiko), sodass der Bedarf gedeckt wird, und das Ergebnis sind neue Arbeitsplätze, neue Produkte und eine bessere Lebensqualität – dann handeln wir, so Mouw, eigentlich ähnlich wie Gott.
Nach dem Vortrag sagten viele der Zuhörer: „Könnten Sie das, was Sie heute Abend gesagt haben, auch einmal meinem Pastor sagen? Der glaubt, dass ich nur Geld machen will.“ Nun dienen in der Tat nicht alle Geschäftsaktivitäten dem Gemeinwohl. Wir handeln dann ähnlich wie Gott, wenn – und dies ist ein großes „wenn“ – unser Projekt das Leben der Menschen verbessert und nicht nur unseren Kontostand. Die offensichtlichsten Negativbeispiele sind hier der illegale Drogenhandel und die Pornografie. Doch es gibt noch viele andere Projekte (viele brachte die jüngste Wirtschafts- und Bankenkrise ans Licht), die einigen der Beteiligten kurzfristig hohe Profite brachten, obwohl klar war, dass sie nicht gut für die beteiligten Firmen und Institutionen, für viele Kunden und Aktionäre oder für die Gesellschaft allgemein waren. Aber auf der anderen Seite wird gerade in vielen Kirchen zu Unrecht das Vorurteil gepflegt, dass Investoren und Unternehmer alle nur „Heuschrecken“ seien, die immer nur das schnelle Geld wollen und das Gemeinwohl nicht sehen. Ein Pastor, der das Wirtschaftsleben nicht als mögliche Methode sieht, Kultur zu schaffen und die Schöpfung zu pflegen, wird vielen seiner Gemeindeglieder nicht die Hilfe, Wertschätzung und Führung geben können, die sie brauchen.
Dieser Aspekt des biblischen Verständnisses der Arbeit gibt nicht nur den großen Projekten Vision und Bedeutung, sondern auch den kleinsten und alltäglichsten, denn im Klein-Klein des Alltags ist es genauso wichtig, die Schöpfung zu kultivieren. In seinem Buch Culture-Making: Recovering Our Creative Calling erinnert Andy Crouch uns daran, dass unsere Arbeit immer wichtig ist, egal, wie groß oder bescheiden sie ist. Andy schreibt über die Arbeit seiner Frau Catherine, die Physikprofessorin ist:
In ihrer Tätigkeit als Physikprofessorin kann Catherine viel tun, um die Kultur ihrer Kurse und ihres Forschungslabors zu prägen. In der etwas sterilen, „technischen“ Umgebung eines Labors kann sie durch das Abspielen klassischer Musik eine Atmosphäre der Kreativität und Schönheit schaffen. Sie kann die Art, wie ihre Studierenden auf tolle oder enttäuschende Ergebnisse reagieren, beeinflussen, und sie kann ihnen vorleben, wie man beides – das Arbeiten und das Ausruhen – richtig macht. Indem sie gelegentlich ihre Kinder mit zur Arbeit bringt, schafft sie eine Kultur, in der die Familie kein Störfaktor bei der Arbeit ist und wo Forschung und Lehre wie selbstverständlich zum Leben einer Mutter dazugehören. Dadurch, dass sie ihre Studierenden in unser Haus einlädt, zeigt sie ihnen, dass sie sie als Menschen schätzt, und nicht nur als Produktivitätsfaktoren in der Forschung. In dem kleinen Rahmen ihres Labors und ihres Seminarraums kann sie wirklich die Welt ein Stück weit umprägen.54
Keine noch so alltägliche Arbeit entbehrt der Würde, ein Abbild der Arbeit Gottes zu sein, und kein Megadeal in der Wirtschaft und keine Initiative im politischen Leben können so groß sein, dass sie größer sind als Gottes Strukturen und Grenzen für die Arbeit. Aber mehr noch: Gott lässt uns nicht allein bei dem Versuch, herauszufinden, wie oder warum wir seine Schöpfung kultivieren sollen; er hat uns ein klares Ziel für unsere Arbeit vorgegeben und wird nicht müde, uns zu rufen.
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