Tod in Rothenburg. Barbara Edelmann

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Tod in Rothenburg - Barbara Edelmann Franken Krimi

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was Richtiges zu essen. In Ihrem eigenen Interesse. Sonst werden Sie sie kennenlernen.«

      Montagmorgen, Rothenburg ob der Tauber

      »Mama, hast du kurz Zeit?« Sehnsüchtig schielte Dodo auf die Kühlvitrine, in der sich auch heute wieder cremige Sahnetorten und dick belegte Obstkuchen türmten. Im Café »Mund-Art« nahe der Jakobskirche in Rothenburg herrschte an diesem herrlichen Montagmorgen noch nicht allzu viel Betrieb. Hell schien die Junisonne auf blank polierte Holzbohlen, zauberte Kringel auf die liebevoll drapierten antiken Küchengeräte an den Wänden und verwandelte den großen Raum in eine lichtdurchflutete Wohlfühloase. Vier chinesische Touristinnen an einem Ecktisch verglichen gerade kichernd Fotos auf ihren Mobiltelefonen. Auf der gepolsterten Bank neben dem Eingang saßen ein paar Damen in mittleren Jahren bei einem Kaffee, zu ihren Füßen mit Obst und Gemüse gefüllte Einkaufskörbe.

      »Bist du nicht gerade im Dienst?« Brigitte Haug, eine drahtige Frau Anfang sechzig mit einem frisch gefärbten Kurzhaarschnitt in einem Farbton, der von Friseuren gern »Kastanie« genannt wird, aber im Tageslicht gelegentlich wie »Waldbrand« aussieht, stemmte die Arme in die Hüften und musterte Dodo argwöhnisch.

      »Stell dich nicht so nahe neben den Kuchen«, warnte sie ihre Tochter. »Jedes Mal, wenn du mich besuchst, verschwindet was auf geheimnisvolle Weise.«

      »Mama, das ist vermutlich irgendeine Essstörung, da kann ich nichts dafür. Wärst du so lieb?« Dodo überreichte ihrer Mutter mit ungerührter Miene einen vollen schwarzen Plastiksack.

      »Bekomme ich jetzt endlich all das Geld zurück, das ich dir geliehen habe?«, wollte Brigitte lachend wissen und öffnete den riesigen Beutel. »Schmutzwäsche? Lass mich raten: Du hast den Schlüssel für deine Waschmaschine verloren.«

      »Die schleudert nicht mehr, und ich hab nichts anzuziehen außer meinen guten Sachen«, rechtfertigte sich Dodo. »Wie geht es eigentlich deinen Katzen? Alle gesund und munter? Oder ist vielleicht eine gestorben? Simba sah nicht so gut aus bei meinem letzten Besuch.«

      »Denen geht es bestens.« Brigitte Haug horchte auf. »Warum? Und was soll dieses Pflaster auf deinem Arm?«

      »Beim Rasieren geschnitten. Mama, keine Fragen bitte, ich habe einen dringenden Fall.«

      »Wissen wir.« Brigitte wandte sich an Kurti. »Schön, Sie zu sehen. Was ist mit Ihrer Wange? Auch beim Rasieren geschnitten?«

      »Ihre Tochter war mit meinem Outfit nicht einverstanden«, antwortete Kurti grinsend. »Nein, kleiner Scherz.«

      »Ihr kennt euch?« Dodo schaute von einem zum anderen. »Und was heißt: ›Wissen wir‹? Wo ist er?«

      »An seinem Stammplatz natürlich.« Brigitte wies auf das Tor zum gepflasterten Innenhof, wo inmitten quadratisch angeordneter Fachwerkfassaden eine Armada von Kübelpflanzen versuchte, die Junisonne einzufangen.

      »War nett neulich.« Brigitte zwinkerte Kurti zu.

      »Nett?«, wiederholte Dodo. »Was geht hier hinter meinem Rücken vor?«

      »Wir bewegen uns eben beide gern«, klärte Brigitte ihre Tochter auf. »Aber wenn man wie du immer nur vom Parkplatz bis zum Tresen einer Bar stolziert und dann ständig jammert, dass man abnehmen muss …«

      »Du meinst, ich soll zum Abnehmen Gymnastik machen, so was wie Liegestütze und Sit-ups?«, fragte Dodo säuerlich.

      »Es wäre schon genug Bewegung, den Kopf zu schütteln, wenn dir jemand Kuchen anbietet.« Ihre Mutter lachte. »Kurti und ich sind im selben Chi-Gong-Kurs, mehr nicht. Und jetzt hat man Sie meiner Tochter zugeteilt? Seien Sie vorsichtig, mein Lieber. Schatz, setz dich mit ihm nach draußen«, wandte sie sich an Dodo. »Ich bringe euch Kaffee, für eine Tasse ist sicher noch Zeit. Kurti, ein Stück Käsesahne?«

      »Nein danke, Brigitte«, lehnte er ab. »Diese Woche keine Kohlenhydrate.«

      »Ich würde ein Stück nehmen, Mama.« Dodo warf ihrer Mutter einen bittenden Blick zu. Brigitte verschwand wortlos hinter dem Kaffeeautomaten und stellte ein Tablett bereit.

      »Komm mit«, forderte Dodo ihren neuen Kollegen auf. »Dauert nicht lange.«

      »Guten Morgen, die Herrschaften.« Wolfgang Geißler, seines Zeichens Kriminaloberrat im Ruhestand, der bei einem Cappuccino über der Tageszeitung gebrütet hatte, stand auf und deutete höflich eine kleine Verbeugung an. »Sie werden mit jedem Tag hübscher, Frau Haug. Nehmen Sie Platz«, bat er.

      »Endlich hat es jemand bemerkt. Danke.« Dodo setzte sich neben ihn auf eine weiße schmiedeeiserne Bank mit feuerroten Polstern. »Ich gehe davon aus, Sie wissen Bescheid.«

      Wolfgang Geißler nickte gelassen.

      »Selbstverständlich.«

      Dodo seufzte. Der imposante Herr Mitte sechzig mit wachen hellblauen Augen unter einem schlohweißen Haarkranz war täglich hier im malerischen Innenhof des Cafés zu finden, wo er literweise Cappuccino in sich hineinschüttete und die Kreuzworträtsel in Zeitschriften ausfüllte, die jemand liegen gelassen hatte. Gelegentlich half er sogar ihrer Mutter beim Bedienen, wenn der Laden von Gästen überquoll. Seit seiner Pensionierung wusste er mit seiner Zeit nicht so recht etwas anzufangen, denn er war Kriminologe aus Leidenschaft und vermisste die Arbeit sehr. Bei jedem neuen Fall in der näheren Umgebung bot er Dodo seine Hilfe an und war schwerer abzuschütteln als ein an der Schuhsohle klebender Kaugummi. Aber er war immer hilfsbereit und hatte die besten Manieren, die Dodo je erlebt hatte. Man musste ihn mögen. Mehr oder weniger.

      »Heute Morgen gegen sechs Uhr dreißig habe ich einen kleinen Spaziergang unternommen und bin dabei zufällig in der Galgengasse gelandet, wo gerade die Spurensicherung abzog«, erklärte Geißler nun. »Ziemlich spät übrigens. Zu meiner Zeit wären die schneller fertig gewesen.«

      »Zufällig. Klar«, wiederholte Dodo ungerührt. »Früher war ohnehin alles besser. Auch meine Figur. Und mit ›sechs Uhr dreißig‹ meinen Sie vermutlich kurz nach Mitternacht, so wie ich Sie kennen und schätzen gelernt habe.« Geißler errötete für den Bruchteil einer Sekunde, sagte aber nichts.

      »Können Sie uns schon Ihre Ermittlungsergebnisse mitteilen?«, bat Kurti todernst. »Dann fordere ich umgehend einen Haftbefehl an.«

      »In achtzig Prozent aller Fälle ist es jemand aus dem nahen Bekannten- oder Verwandtenkreis.« Geißler musterte ihn streng. »Haben Sie den bereits überprüft?«

      »Selbstverständlich.« Kurti grinste. »Wir benützen seit Neuestem einen Raketenrucksack, der uns zusätzliche Superkräfte verleiht, und sind schneller als der Schall. Hat man Ihnen das noch gar nicht zugetragen?«

      »Sie sind neu.« Geißler musterte Kurti von oben bis unten. »Ach ja, Sie kommen vom Rauschgiftdezernat. Sind da alle so vorlaut?«

      »Wir waren bis eben in einer Besprechung, Herr Geißler«, warf sich Dodo in die Bresche. »Und wir sind im Druck.«

      »Zu meiner Zeit fuhr man ganz altmodisch zu den Leuten nach Hause«, sagte Geißler von oben herab. »Man verhörte sie gründlich und verhaftete sie anschließend. Da war nichts mit Kuscheln oder Stuhlkreis. Heute werden die Verbrecher mit Wattebällchen beworfen und lachen sich kaputt.«

      »Ja, die gute alte Zeit.« Kurti zwinkerte ihm zu.

      »Ist doch wahr. Früher musste

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